Bisweilen hat man dieses Gefühl, das jemand einem einen Witz erzählt, von dem man genau weiß wie er ausgeht. Das mag in Ordnung sein, wenn es ein guter Witz ist. Problematisch wird es wenn der Witz 108 Minuten geht.
Ein ähnliches Gefühl beschlich mich nach 20 Minuten in "Eternal sunshine..." - man weiß wohin die Reise geht, darf aber keine Abkürzung nehmen.
Dabei ist die Grundidee eine sehr schöne, die zumindest eine solide 30min Twilight Zone-Folge abgegeben hätte: Was wäre, wenn man unliebsame, schmerzliche Erinnerungen einfach aus dem Gedächtnis tilgen kann um unbelastet sein Leben weiter zu führen. Eines der einprägsamsten Bilder des Films ist denn auch der Moment in dem die männliche Hauptrolle (Held wäre für diesen Langweiler zuviel gesagt), eine Karte erhält auf dem steht, das ihn seine Freundin aus dem Gedächtnis löschen ließ und er sie bitte nicht mehr dran erinnern soll.
Was für Möglichkeiten einer Geschichte. Wie satirisch und pointiert hätte man sezieren können, ob es tatsächlich wünschenswert ist selektiv Erinnerungen zu löschen. Leider entschließt sich der Film dazu eine handelsübliche Liebesgeschichte zu erzählen. Und das in einem Tempo und einer Bildsprache, die Eric Rohmer-Filme als gewagte, hyperkinetische Popkultur erscheinen lassen.
Bar jeden Humors stolpern die Figuren durch den Film. Alles ist in fahlen Tönen gehalten, was per se kein Negativum ist, in Zusammenspiel mit der elegischen Erzählweise und der freudlosen Handlung sehr ermüdet.
Jim Carrey kann schauspielern, das weiß man spätestens seit "Man on the moon", doch hier wirkt er weder interessant noch liebenswert. Er ist der Mann, der mitgeteilt bekommt, das ihn seine Freundin (Kate "Titanic" Winslet) aus ihrer Erinnerung löschen ließ, woraufhin er sich entschließt es ihr gleichzutun. Der Großteil des Films besteht aus Erinnerungen an ihre Beziehung, Bildern der Wissenschaftler die sein Gehirn nach und nach Löschen und Szenen die sich in Carreys Kopf abspielen, als er sich mitten im Löschprozess entscheidet, das ganze aufzuhalten. In wenigen drolligen Szenen hastet Carrey mit seiner Erinnerungsfreundin quer durch sein Unterbewußtsein, versucht sich in verdrängten Kindheitserinnerungen und Pubertätspeinlichkeiten zu verstecken. Doch selbst hinter diesen Bilder steckt weniger Reflexion als Depression.
Am problematischsten für eine Liebesgeschichte ist die fehlende Nähe zu den Figuren. Es wird nie wirklich (be)greifbar, warum sich Carrey und Winslet überhaupt verlieben. Die Erinnerungen die man gezeigt bekommt, lassen selbst Woody Allen im "Ingmar Bergmann"-Modus noch als aufgeschlossenen, lebenslustigen Kauz erscheinen. Die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren ist nicht existent. Neurotisch bis zum Autismus wird da die Liebe zweier Menschen behauptet, die niemals irgendeinen Berührungspunkt haben. Das sie verliebt sind, merkt man nicht an Gesten, Blicken, intimen Moment - sondern weil es gesagt wird. Als Figuren bleiben sowohl Carrey als auch Winslet Holzschnittartig. Wir erfahren nichts über sie als Personen, weder innerhalb noch ausserhalb der Beziehung. Carreys Charakter ist so eine unscheinbare Figur, das man sich fragt ob er in seinem Leben je etwas anderes machte als düster-dumpf vor sich hinstarrend irgendwo zu hocken. Winslet drückt Lebendigkeit vorzugsweise durch wechselnde Haarfarben aus und darf sich als stimmungsschwankende Plapperliesel gerieren.
Der Film endet in einem Patt ohne sich mit der interessanten Grundprämisse wirklich auseinandergesetzt zu haben. Er verstrickt sich in Subplots, die vielleicht interessant wären, würden sie nicht so oberflächlich abgehandelt. Ausgerechnet die in einer Nebenrolle besetzte Kirsten Dunst besitzt mit ihrer Figur, obwohl mimisch eingeschränkt wie stets, eine berührende und glaubwürdige Entwicklung.
108 Minuten. Manchmal kommt es einem noch länger vor. Es passiert nicht wirklich viel in diesem Film und das was passiert wird so oft wiederholt, bis auch der letzte Zuschauer die "überraschenden Plotwendungen" kapiert hat.
Irgendwo in dieser Geschichte steckt ein guter Film - dazu brauchte es aber einen Regisseur dem es mehr ums Erzählen und weniger um artsy-Bilder geht. Und jemanden der zumindest einen Funken Humor besitzt, um lebendige Figuren zu erschaffen. So verkommt das ganze zu einer verkünstelten, sich in seiner eigenen "Tiefsinnigkeit" suhlenden Fingerübung in filmischer Depression.
Wie eine Memory-Spiel mit der nörgelnden Oma.