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„Vergiss mein nicht“ geht der Frage nach, ob es Sinn macht, die Erinnerungen an eine gescheiterte Beziehung zu löschen, wenn man dabei auch die guten Zeiten aus dem Hirn tilgt. Da Charlie Kaufmann („Adaption“) das Drehbuch zu diesem Film geschrieben hat, kann man sicher sein, keine typische Jim Carrey-Komödie oder einen Sci-Fi-Film Marke „Total Recall“ vorgesetzt zu bekommen. Stattdessen erwartet den geneigten Seher eine Erzählstruktur, die er erst mal verstehen muß. Kleine Hinweise gibt der Film zwar, doch so richtig eingeordnet hat man alles erst am Ende: So wie die „Wissenschaftler“ im Film eine Karte von Joels (Jim Carrey) Erinnerung machen, so benötigt der Zuschauer auch eine Topographie der Handlung. Insofern macht es definitiv Sinn „Vergiss mein nicht“ ein zweites Mal zu sehen, da man dann die kleinen Andeutungen und Zeichen am Anfang des Films deuten kann und die Szenen in die richtige zeitliche Abfolge bringt.

Nach „Die Truman Show“, „Der Mondmann“ und „The Majestic“ spielt der ehemalige Blödelspezialist Jim Carrey wieder in einem ernsten und anspruchsvollen Film mit und macht seine Sache mehr als gut. Wenn man sich heutzutage Filme wie „Ace Venura“ ansieht, merkt man erst, wie sehr Carrey sein Talent am Anfang seiner Karriere unter Verschluß gehalten hat. Den liebeskranken Joel spielt er auf jeden Fall sehr glaubwürdig. So funktioniert auch die Chemie mit Kate Winslet, die hier als flippige Clementine glänzen kann. Trotz der „Löschthematik“ ist „Vergiss mein nicht“ mitnichten ein Science Fictioner, sondern vor allem ein Beziehungsfilm, der von seinen Darstellern einiges abverlangt. Gerade Carrey deckt die Reichweite zwischen totalem Glücksgefühl und ätzender Verzweiflung mehr als glaubwürdig ab. Das gilt auch für die anderen Darsteller. Einzig Elijah Wood bleibt etwas blaß.

Die Regiearbeit von Michel Gondry passt zum schrägen Drehbuch von Charlie Kaufmann. So muß sich der Zuschauer erst mal an die wackligen und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen gewöhnen. Doch wie auch im Script jede Szene ihren Sinn hat, hat auch jede Kameraeinstellung ihre Bedeutung. Nichts wirkt schräg nur des Effektes wegen, sondern erzeugt beim Zuschauer gezielt bestimmte Stimmungen. So fallen z.B. die Farben auf. In der Welt von Joel ist alles recht farblos, während Clementine nicht nur bunte Klamotten trägt, sondern auch ihre Haare in den wildesten Farben färbt. Clementine ist gerade das bißchen Farbe in Joels Leben, das ihn fasziniert, aber auch ängstigt, weil sie sein Leben durcheinander bringt. Gerade in den surrealen Szenen in Joels Kopf konnte sich Gondry austoben. Manches wirkt bezaubernd, während Anderes geradezu verstörend wirkt. Vor allem diese Szenen sind es, die den Zuschauer visuell überwältigen. Die Fantasie kennt keine Grenzen. Dies macht Gondry dem Publikum auf eindrucksvolle Art und Weise klar.

Abschließend kann man zu „Vergiss mein nicht“ sagen, dass der Film absolut sehenswert ist, wenn man sich auf ihn einlässt. Zwar muß man ungeheuer aufpassen, wenn man ihn das erste Mal sieht, doch von einem „Hirnwindungsverknoter“ wie „Memento“ ist er dennoch weit entfernt. Die Mühe wird aber durch großartige Schauspieler und viele kreative Einfälle belohnt und lädt zum zweiten Schauen ein. Wer dies beherzigt und vor Filmbeginn weiß, wird mit „Vergiss mein nicht“ glücklich. Wer allerdings eine „wunderbar charmante und romantische Komödie“ (Text DVD-Cover) erwartet und dabei an Filme wie „Schlaflos in Seattle“ denkt, wird nicht viel Freude haben.

Fazit:

9/10

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