Der Film basiert vage auf eine wahren Begebenheit: Der Autor James M. Barrie, gespielt von Johnny Depp, schreibt Anfang des 20. Jahrhunderts an seinem neusten Stück: Peter Pan. Während sein Freund und Geldgeber, gespielt von Dustin Hoffman, ihn für verrückt hält, bezieht er seine Inspiration aus einer Familie, deren verwitwete Mutter, gespielt von Kate Winslet, schwer erkrankt.
"Wenn Träume fliegen lernen" ist sicherlich eine überaus innovative Idee, eine Biografie interessant zu gestalten und gleichzeitig ein Lobgesang auf das Schreiben und die menschliche Fantasie. Der Film versucht die Inspiration und die Vorstellungskraft seiner Hauptfigur zu verdeutlichen und wird dabei sehr vielschichtig und wirkt wiederum selbst inspirierend. Darüber hinaus wird in "Wenn Träume fliegen lernen" stark verdeutlicht, inwiefern die Fantasie als Ausweg aus alltäglichen Krisen, Trauer und Wut dienen kann. Das wirklich Geniale ist jedoch, dass der Film diese Fantasie und Vorstellungskraft nicht nur verdeutlicht und lobt, sondern selbst sehr verträumt, fantastisch und inspirierend wirkt. Neben dieser Ode an die menschliche Vorstellungskraft, ist aber auch die eigentliche Handlung gut gemacht. Der Charakterkonstruktion der Hauptfigur wird viel Laufzeit eingeräumt, womit sie entsprechend vielschichtig und gelungen präsentiert wird. Die einzelnen Wendungen sind unvorhersehbar, bauen überaus geschickt Spannung und Dramatik auf und entziehen sich dabei jeder Stereotype. Damit ist der Film die ganze Zeit überraschend und arbeitet überaus subtil und langsam auf das bewegende Ende zu. Stellenweise verstrickt sich "Wenn Träume fliegen lernen" leider etwas zu tief in diverse Fantastereien und stört damit stellenweise durch eine gewisse Naivität, die dem Aufbau der Dramatik teilweise den Wind aus den Segeln nimmt. Alles in allem ist die Story eine der besten und innovativsten der letzten Jahre, auch wenn es an manchen Stellen zu naiv und skurril wird.
Nachdem er mit "Monsters Ball" zeigte, dass er als Regisseur durchaus Talent hat, präsentiert Marc Forster auch hier eine gelungene Umsetzung. Er setzt den Film gekonnt in Szene und baut die ganze Zeit über Spannung und Dramatik auf. Durch seine stilvolle Kulisse, des Anfangs des 20. Jahrhunderts und durch die perfekte Kombination aus getragener und aufgewühlter Musik wirkt der Film beim Ansehen überaus angenehm und erzeugt trotz der melancholischen Wendungen eine behagliche Atmosphäre. Der gesamte Film wirkt so verträumt wie seine Handlung und fesselt durch die hervorragend fotografierten Bilder und die guten Leistungen der Hauptdarsteller von Anfang bis Ende. Forster hält das Erzähltempo die ganze Zeit über so niedrig, dass der Film seine überaus angenehme und verträumte Wirkung behält, aber zu keinem Zeitpunkt langweilt. Der einzige Kritikpunkt ist hier, dass "Wenn Träume fliegen lernen" etwas zu langsam anläuft. Nach diesem gelungenen, innovativen und berauschenden Werk konnte Forster mit "Stay" und "Schräger als Fiktion" auch weitere ideenreiche und überzeugende Filme liefern.
Johnny Depp spielt nach "Edward mit den Scherenhänden", "Fear and Loathing in Las Vegas", "Fluch der Karibik" und "Blow" mal wieder eine überaus bizarre und skurrile Rolle und findet sich wie immer perfekt darin zu Recht. Depp, der schon immer einen Hang zu Filmen hatte, die sich jeder Stereotype entziehen, spielt seine Figur überaus herzlich und wirkt die ganze Zeit so liebenswert, wie man es von seiner Rolle erwartet. Außerdem wirkt auch er überaus verträumt und ist somit die perfekte Besetzung für seine Rolle. Kate Winslet darf ebenfalls in ihrer Lieblingsrolle fungieren und spielt nach "Titanic" und "Das Leben des David Gale" einmal mehr einen überaus dramatischen Part. Erneut findet sie sich in der Rolle einer selbstbewussten und tragischen Figur gut zu Recht und liefert eine gewohnt starke Vorstellung ab. Oscar-Preisträger Dustin Hoffman, dessen Part leider etwas kurz ausfällt, spielt seine ganze Routine aus und liefert ein paar amüsante Momente. Oscar-Preisträgerin Julie Christie ist als herrschsüchtige Mutter von Winslet ein perfektes Feindbild und auch der übrige Cast spielt durchaus überzeugend, wobei vor allem die Leistung des gerade einmal 12jährigen Freddie Highmore überaus beachtlich ist.
Fazit:
Mit einem hervorragenden Cast und einer verträumten und angenehmen Atmosphäre ist dieses, vage auf der Biografie von James M. Barrie basierende Werk überaus gelungen. Durch die fantasievolle Mischung aus Drama und Märchen entzieht sich der Film jeder Stereotype und ist somit ein perfekt gelungener Lobgesang auf die menschliche Vorstellungskraft. Trotz kleinerer naiverer Stellen ist der Film somit auf jeden Fall empfehlenswert.
86%