*** SPOILERWARNUNG ***
Als das Schiff Demeter im Juli 1897 den Hafen von Warna verlässt, ahnt die Besatzung noch nicht, welches Grauen sie im Inneren des Schiffes mit sich in Richtung England trägt. Der von André Øvredal inszenierte Horrorfilm nimmt sich ein Kapitel aus Bram Stokers Roman "Dracula" vor und bläst dieses auf Filmlänge auf. Dazu dichtet das Skript noch ein paar Figuren hinzu, die nicht in der literarischen Vorlage existieren und schon hat man einen knapp zweistündigen Streifen, der sich vornehmlich im Kreis dreht.
Wenig Zeit verschwendet man zu Beginn, wenn die Kisten an Bord kommen und ein schon angeheuertes Mitglied vom Unheil unkt. Alsbald befindet man sich auf hoher See und des Nachts ereignen sich schlimme Dinge. Repetitiv im Wechsel mit wenig ereignisreichen Tagsequenzen geht so ein Monstrum im Dunkeln auf die Jagd an Bord und in bekannter Manier steigert sich das Szenario wie ein historischer Slasher mit ein paar blutigen Einlagen. Jumpscares kündigen sich brav auf der Tonspur an, sonderlich spannend wird das aufgrund der generischen Erzählweise allerdings nie.
Dabei verhalten sich manche Mitglieder der Crew etwas deppert, aber irgendwie muss das Wesen ja an sein Futter kommen. Denn viel mehr ist es nicht, was Øvredal hier bietet, wenn auch handwerklich solide. Das Drumherum als Schiffsreise macht was her und ich hab dafür auch ein Faible, Abwechslung wird hier aber nicht großgeschrieben. Geradezu frustrierend ist es, wie lange es dauert, bis manche Rückschlüsse gezogen werden. Nach mehreren Angriffen bei Nacht und der erlebten Konsequenz von Sonnenschein macht man sich auf die Suche nach dem Übel – natürlich bei Nacht. Man findet des Monsters Wohnkiste, weiß um dessen Funktion, geht aber nicht am Tage nochmal dort vorbei. Oder zerrt das Ding in die Sonne. Man möchte manche Leute an Bord einfach nur schütteln und ihnen jegliche Kombinationsgabe absprechen. Vielleicht ist das aber auch einfach ein Problem der Vorlage. Beziehungsweise ihrem Bekanntheitsgrad.
Denn da es sich bei der Kreatur eben um eine recht prominente Figur aus Literatur und weiteren Medien handelt, verfügt man als Zuschauer über einen permanenten Wissensvorsprung. Und bei dem bleibt es auch, denn das Skript macht keine Anstalten, dem Antagonisten einen Hintergrund zu verpassen. Er bleibt hier, wie eben aus der Sicht der unwissenden Seeleute, einfach nur ein Monster. Was die Kreatur letztlich austauschbar macht und würde das nicht eine Passage aus der bekannten Vorlage sein, so wäre das hier ein x-beliebiger Abzählreim-Killer-Film. Das Problem ist: genau so fühlt sich das hier an.
Das Ensemble ist okay, wenn auch nicht sonderlich gefordert ob der sich wiederholenden Aktionen. In die gleiche Kerbe schlagen die Effekte, alles irgendwie in Ordnung, aber auch nicht überwältigend. Gilt ebenso für das Kreaturendesign und den Rest. Medioker ist der Stempel, mit dem der Streifen bedacht wird. Nicht richtig gut, nicht schlecht, passt schon. Leider ist er aber auch für das, was er erzählt, viel zu lang. Eine deutliche Straffung hätte der Erzähle gut zu Gesicht gestanden.
Eine Seefahrt, die ist lustig. Oder auch nicht. Netter Gruselstreifen, der in seiner Art an "Alien" (1979) erinnert. Sich ein Kapitel aus solch einer Romanvorlage vorzunehmen, ist an sich eine spannende Idee. Auf fast zwei Stunden aufgeblasen kann die Überfahrt aber nicht fesseln, dafür wiederholt sich hier zu viel. Mit Figurentiefe oder Drama ist es auch nicht weit her, eine komprimierte Erzählung hätte dem Werk gut getan. Kann man machen, muss man aber nicht.