17 Jahre nach seinem Kult-Hit „the Hitcher“ kehrt Regisseur Robert Harmon mit „Highwaymen“ auf die Schnellstraßen der USA zurück und präsentiert wiederum ein gnadenloses „Katz und Maus“-Spiel zweier erbitterter Kontrahenten, bei dem die Übergänge zwischen Jäger und Gejagten fast fließend sind.
Vor fünf Jahren musste der junge Arzt Rennie (Jim Caviezel – „the Passion“) hilflos mit ansehen, wie seine Frau von dem Versicherungsvertreter Fargo (Colm Feore – „Riddick“) eiskalt und in voller Absicht überfahren wurde. Dem Todesfahrer gelang es damals, die Tat glaubhaft als Unfall darzustellen, worauf ihn Rennie in einer Kurzschlussreaktion mit seinem Wagen aufspürte und rammte – drei Jahre Gefängnis waren die Folge, während Fargo nur knapp (schwer verletzt und dauerhaft körperlich beeinträchtigt) überlebte.
Bereits im Gefängnis bekam Rennie von seinem Gegenspieler Zeitungsausschnitte neuer, als Fahrerflucht getarnte Morde zugesandt, und seit seiner Entlassung jagt er Fargo (der einen 72er Cadillac El Dorado fährt) nun in seinem umgebauten Barracuda quer durch die USA, indem er ständig den CB-Funkverkehr abhört und bewusst hinterlassenen Hinweisen (vornehmlich gebrauchte künstliche Gliedmaße) folgt.
Bei einem spektakulären Unfall in einem Tunnel wird die beste Freundin der durch den Unfalltod ihrer Eltern traumatisierten Molly (Rhona Mitra – „Beowulf“) das nächste Opfer Fargos – sie selbst kann ihm nur knapp entkommen. Schnell schafft es Rennie, sie aufzuspüren und zu warnen, doch bevor sie ihm Glauben schenkt, schlägt der Killer ein weiteres Mal zu, wobei ihr Freund getötet wird und Rennie sie in letzter Sekunde retten kann. Fortan stellt sie den entscheidenden Faktor zwischen den beiden dar, denn Fargo will keine Zeugen hinterlassen – die folgende Konfrontation schlägt jedoch fehl, Molly wird zu seiner Geisel, die er nun dazu benutzen möchte, sich endlich an seinem Verfolger zu rächen, der ihn zum Krüppel gemacht hat. An dem abgelegenen Motel, vor dem damals Rennies Frau starb, soll das letzte Duell stattfinden…
Zugegeben – die Story, die sich dem Zuschauer nach der coolen, „Fincher“-artigen Eingangssequenz offenbart, ist keinesfalls neu, tiefgehend oder innovativ, doch darauf kommt es bei einem Film dieser Art auch nicht an (offenkundig wurden großzügig Motive aus “Duell“, “Hitcher“ und “Mad Max“ verwendet). Wie schon bei „the Hitcher“ steht die Konfrontation der zwei Erzfeinde im Vordergrund, dieses Mal ausgetragen mit ihren Fahrzeugen als Waffen, was geradezu spektakuläre Verfolgungsjagden verspricht – leider schafft es der Film nicht ganz, dieses Potential vollends auszuschöpfen. Zwar sind einige Szenen ansehnlich umgesetzt worden (vor allem der Unfall im Tunnel und der Anschlag auf Molly, bei dem Fargo ihren auf dem Dach liegenden Wagen an einer Kette lange Zeit hinter seinem herzieht, während sie verzweifelt versucht, zu dem nebenher fahrenden Rennie zu gelangen), doch insgesamt wurden die Actionszenen tendenziell einfach und weniger ausschweifend gehalten – eher kurz und effektiv, doch irgendwie wünscht man sich als Zuschauer (gerade am Ende) ein etwas größeres Spektakel.
Die Figuren sind allesamt recht eindimensional geraten, doch mehr war bei dieser Handlung auch gar nicht zu machen, schließlich erfüllen sie jeweils einen einfachen Zweck: Rennie ist der vom Tod seiner Frau verbitterte Verfolger, Fargo der eiskalte Killer, Molly das potentielle Opfer und Bindeglied. Schauspielerisch sind demnach keine Meisterleistungen entstanden, doch die Darbietungen sind allesamt solide.
Ein entscheidender Faktor für Gefallen oder Missfallen ist sicherlich die Figur des „Fargo“: Anfangs nur als geheimnisvoller Todesfahrer kaum zu erkennen, verliert er einen Grossteil seiner Faszination, als man ihn schließlich zu sehen bekommt, denn das Endresultat weicht garantiert stark vom im Kopf ausgemalten Bild ab – im Rollstuhl sitzend, mit metallischer Halsstütze sowie nur einem Bein, Arm und Auge. Anders als beim Hitcher wird auch sein Motiv offen gelegt: In der Kindheit entwickelte er eine Faszination für Unfälle, die ihm sein Vater auf Bildern (berufsbedingt) zeigte – nun erschafft er sich seine eigenen Unfallszenarien und sammelt dabei persönliche Andenken (Schmuck, Bilder etc) an seine Opfer. Mich persönlich hat diese Tatsache nicht gestört, aber ich bin mir sicher, dass vielen dieses Ergebnis von Rennies Affekthandlung als Bösewicht des Films nicht gefallen wird – trotzdem verleihen gerade die körperlichen Beeinträchtigungen (mit den künstlichen Gliedmaßen und Metallstützen) der Figur einen bösartigen, grotesken Charakter, der durch Colm Feores Spiel noch verstärkt wird.
Robert Harmon hat „Highwaymen“ stimmungsvoll und solide inszeniert – kurz, bündig und ohne Ausschweifungen, aber doch irgendwie oberflächlich wirkend. Zwar schafft er es, einige Klischees erfolgreich zu umfahren, doch eine Vielzahl wurde trotzdem vom Drehbuch aufgenommen und umgesetzt. An „the Hitcher“ kommt der Film trotz der konsequenten und eiskalten Taten des Killers leider nicht heran – dazu wird zuviel entmystifiziert, aber kurzweilig und unterhaltsam ist er auf jeden Fall. Optisch ist der Film zweifelsohne gelungen, doch die Schwachstellen lassen sich damit nicht übertünchen – wie beispielsweise die allerletzte Szene vor den Credits, die vollkommen überflüssig und darüber hinaus unnötig brutal ist…
Fazit: „Highwaymen“ ist ein solider B-Film-Thriller, der trotz offensichtlicher Schwächen zu unterhalten vermag … 7 von 10.