Ein Hai auf Koks wäre mal was für die Schmiede von Asylum, doch Regisseur Marcus Adams umgeht diese Vorstellung und ihre Auswirkungen, indem er auf einen Hochseethriller in überschaubarer Konstellation setzt. Der Anteil an Tierhorror kommt dabei deutlich zu kurz.
Die erfahrene Taucherin und Seglerin Naomi (Mãdãlina Ghenea) befindet sich allein in den Gewässern um Grenada. Als sie auf zwei Schiffbrüchige trifft und diese rettet, entpuppen sich die zwei (Macarena Gómez und Stany Coppet) als Drogendealer und zwingen Naomi zu einem weiteren Tauchgang zum Schiffswrack. Dieses ist dummerweise von Haien umgeben…
Einmal mehr darf Malta als Karibikinsel und Urlaubsparadies herhalten, was mithilfe ansprechender Luftaufnahmen und einigen Panoramabildern durchaus glaubhaft transportiert wird. Auch ein Tauchgang im Zuge der Exposition watet mit hübschen und klaren Bildern auf.
Danach schwindet die Glaubwürdigkeit jedoch in frappierend großen Schritten.
Das ehemalige rumänische Model Ghenea vermag gewiss eine Diva verkörpern und wurde vor Jahren relativ treffend als Sophia Loren besetzt, doch die toughe Taucherin, die auch mal fest zupacken kann, nimmt man ihr schon aufgrund merkwürdiger Körperhaltungen nicht ab.
Bei diversen Tauchgängen fällt so etwas zwar nicht auf, doch am Steuer einer kleinen Segeljacht wirkt die Dame reichlich deplatziert. Während ein Coppet als Dealer komplett austauschbar bleibt, prägt sich der psychopathisch anmutende Blick von Gómez durchaus ein.
Nur leider treibt das Drehbuch ihre vermeintliche Skrupellosigkeit zu keiner Zeit auf die Spitze.
Auch der Einsatz der Haie kommt deutlich zu kurz. Zwar sind die Viecher recht souverän animiert, doch der potenzielle Kreis der Opfer bleibt klein und entsprechend selten färbt sich das Meer lokal blutrot. Immerhin generieren kleine Attacken rund um das Wrack kurze Spannungsmomente, die ansonsten eher rar gesät sind.
Das Tempo sorgt mit einem zweiten Handlungsstrang in Form eines besorgten Freundes für ein nahezu konstant hohes Level, welches allenfalls durch kitschig anmutende Rückblenden (natürlich benötigt die Hauptfigur ein Kindheitstrauma) ein wenig ausgebremst wird. Ebenfalls unnötig sind kurze Off-Kommentare durch Naomi, die phasenweise ins Schwülstige abdriften, ohne die Handlung inhaltlich zu bereichern.
Gegen Ende mehren sich indes einige Vorhersehbarkeiten, wonach der Showdown in fast allen Belangen erahnbar abläuft und Überraschungen komplett ausbleiben. Besonders in der Schlussphase macht sich der zurückhaltende Einsatz der Haie negativ bemerkbar, während die Anteile des Drogenthrillers auf hoher See schlicht zu harmlos ausfallen. Da wäre ein Hai auf Koks gewiss zu mehr imstande gewesen.
Die flotte Erzählweise und das passable Handwerk nebst sauber in Szene gesetzter Haie kaschieren nur bedingt, wie wenig aus der Prämisse herausgekitzelt wurde. Die teils unpassende Besetzung und die allenfalls mittelmäßigen Darstellerleistungen tragen ebenfalls nicht gerade zum Mitfiebern bei, wonach der Streifen im breiten Mittelfeld versandet und nicht lange in Erinnerung bleiben dürfte.
5 von 10