Review

„Keine halben Sachen 2 – Jetzt erst recht“ erreicht leider nicht die Qualität des köstlichen Vorgängers.
Jimmy ’Die Tulpe’ Tudeski (Bruce Willis) und seine Ehefrau Jill (Amanda Peet) haben sich nach Mexiko zurückgezogen. Während Jill immer noch versucht ein Killer zu werden, tarnt sich Jimmy als Hausmann – doch verschmilzt für Jills Geschmack zu sehr mit der Rolle: Übertriebene Tierliebe, Putzfimmel, Weinerlichkeit usw. Auch wenn man hier schon die Veränderungen gegenüber dem Vorgänger spürt, so hat der Beginn doch noch viel vom schwarzen Humor des Vorgängers: Vor allem die Szenen, in denen sich Jill und Jimmy über das Töten unterhalten sind Brüller (z.B. mit dem Ausgehen und jemanden dabei umlegen).
Doch schon bald merkt man, dass „Keine halben Sachen 2“ nicht nach dem alten Rezept funktioniert, sobald man Nicholas ’Oz’ Oseransky (Matthew Perry) und die inzwischen von ihm geheiratete Cynthia (Natasha Henstridge) wieder trifft. Oz lebt in ständiger Paranoia und glaubt, dass er immer noch verfolgt wird. Das zur Folge, dass er selbst eine Pfadfinderin suspekt findet und dieser mit gezogener Waffe die Tür öffnet. Bereits hier merkt man, dass „Keine halben Sachen 2“ sehr viel klamaukigere Pfade geht, obwohl es köstlich ist, wie sich Perry mit vollem Körpereinsatz zur Tür vorarbeitet.

Zur gleichen Zeit wird der Gangsterboss Lazlo Gogolak (Kevin Pollak), der Vater des in Teil eins getöteten Janni, aus dem Knast entlassen. Er ahnt, dass Jimmy noch lebt und entführt Cynthia, um Oz zu zwingen Jimmys Versteck zu verraten. Oz bittet Jimmy um Hilfe, damit dieser sich wieder auf seine Killerqualitäten besinnt und mit ihm Cynthia befreit…
„Keine halben Sachen“ war eine schwarze Komödie mit Starbesetzung, die vor allem durch das Eintreten von Mafia und Killern in das spießige Vorstadtleben unterhielt. In Teil 2 sind weniger Stars an Bord und diese in erster Linie, weil sie ihre Rollen aus dem Vorgänger erneut spielen. Zudem setzt Teil zwei fast vollkommen auf Klamauk und weniger auf den schwarzen Humor.
Auch im Vorgänger war die Story eher eine Folie für die Gags, aber dennoch durchdacht, schlüssig und durchaus nicht unspannend. „Keine halben Sachen 2“, dessen deutscher Untertitel „Jetzt erst recht“ wohl eine Anspielung auf Willis’ „Stirb langsam – Jetzt erst recht“ sein soll, lässt einen Plot fast komplett vermissen. Erst gegen Ende wird das ganze Treiben aufgelöst, doch die Hintergründe der ganzen Verschwörungen erscheinen viel zu konstruiert. Da nützt es auch nichts, dass man versucht diverse familiäre Bindungen der Charaktere aus dem Vorgänger weiterzuspinnen, denn dies wirkt nur mäßig originell. Vor allem in der Mitte kommt der Film fast zum Stillstand, denn es passieren nur Kleinigkeiten: Streit zwischen Jill und Jimmy, Besäufnis von Jimmy und Oz usw., aber nichts was die Handlung vorantreibt.

Die Komik steht und fällt hier mit den Charakteren und deren Darstellern. Willis war im Vorgänger so komisch, weil er in jeder Situation die von seinen Actionrollen gewohnte Coolness behielt und damit im absurden Geschehen witzig wirkte. Dies ist hier nur teilweise gegeben, denn stellenweise kaspert auch Willis rum, was aber nur in 50% der Fälle zündet (vor allem in der Anfangsphase als Hausmann), in den anderen 50% aber gekünstelt und unkomisch wirkt. Matthew Perry ist noch zappeliger als sonst, was ebenfalls ab und zu einfach zu übertrieben wirkt (obwohl sein Nervenzusammenbruch in der Praxis herrlich an den Beginn des Vorgängers erinnert). Wirklich witzig, wenn auch total überzogen ist Kevin Pollak als Gangsterboss, wobei diese Figur eine Parodie auf gealterte Mafiosi und vor allem Don Corleone zu sein scheint. Ist zwar auch sehr klamaukig, aber wird von Pollak unheimlich komisch verkörpert (vor allem die Sturköpfigkeit seiner Figur, die immer Recht behalten muss).
Amanda Peet gibt sich Mühe und hat auch die eine oder andere witzige Performance auf Lager, aber ihre Mischung aus Naivität und kindlicher Begeisterung fürs Töten im Vorgänger war noch umwerfender. Komplett unterfordert ist Natasha Henstridge, die kaum etwas zu tun hat und für keinen Gag zuständig ist. So schwankt das Gaglevel von Szene zu Szene sehr stark – je nachdem, wer gerade auftritt und wie sehr er übertreibt. Trotzdem hat der Film doch einige Lacher in den Wortgefechten und Slapstickszenen zu bieten, sodass man sich durchaus amüsieren kann, aber weitaus weniger als beim ersten Teil.

So ist „Keine halben Sachen 2“ sicherlich nicht schlecht, aber nur eine Klamaukkomödie unter vielen. Weil mir der erste Teil aber sehr gut gefallen hat und ich die Darsteller allesamt sympathisch finde, in meinen Augen immerhin noch knapp überm Durchschnitt.

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