Gaukelt der Trailer noch vor, bei „Cold Creek Manor“ handelt es sich um einen Horrorthriller, so wird während der ersten halben Stunde klar, dass es dabei sich um einen einfallslosen Psychothriller handelt, der nur Elemente seiner Genreverwandtschaft aufbraucht. Der Flop des Mike-Figgis-Films („Leaving Las Vegas“, „Internal Affairs“) an den Kinokassen lässt sich allerdings nicht nur mit der falschen Erwartungshaltung der Zuschauer, sondern auch den zähen Plot begründen – 10 Minuten weniger hätten dem Film nicht geschadet.
Amerikas Großstädte können die Hölle sein. Das stellen auch Cooper (Dennis Quaid, „Traffic“, „The Day After Tomorrow“), Leah (Sharon Stone, “Basic Instinct”, “Sliver”), Kristen (Kristen Stewart, “Panic Room”) und Jesse (Ryan Wilson) fest, als im Zuge des Stresses das Familiengefüge leidet und der Sohnemann fast angefahren wird. Um einen Neuanfang zu starten entscheiden sie sich für ein Haus auf dem Land – das Cold Creek Manor. Während Leah ihre Karriere aufgibt, hat Kristen Probleme sich zu akklimatisieren. Jesse macht erste mysteriöse Entdeckungen und Cooper findet allerlei Zeug des Vorbesitzers. Der steht dann auch bald vor der Tür und fragt höflich, ob sie nach seinem Knastaufenthalt nicht Arbeit für ihn hätten. Schließlich muss die Hütte in Schuss gebracht werden.
„Cold Creek Manor“ vereint so ziemlich alle Klischees, die in diesem Genre in den letzten Jahren auftraten. Da ist das halbvermoderte Haus, das in Schuss gebracht werden muss, die Einsiedler, die Fremde nicht mögen und der ehemalige Besitzer, der bei seinem ersten Auftritt für den Zuschauer keinen Zweifel aufkommen lässt, was denn nun seine wahren Motive sind. Das Haus birgt ein mörderisches Geheimnis, das gelüftet werden muss, um das Domizil bewohnbar zu machen. Der inzwischen im Pflegeheim lebende Vater des Vorbesitzers orakelt unmissverständlich Bedrohliches vor sich hin und die Kinder entdecken beim Spielen im Wald böse Vorzeichen. Dazu gesellen sich unheimliche Weitwinkelaufnahmen des Hauses und viele Beobachterperspektiven, die den Familienmitgliedern folgen. Irgendwas ist im Busch und der Zuschauer weiß, obwohl nichts in der Richtung erwähnt wird, dass Dale Massie (Stephen Dorff, „Blade“, „Fear Dot Com“) die Wurzel allen Übels ist. Schon allein deswegen, weil Dorff mit eingeöltem Oberkörper und fiesem Blick gar kein Sympaticus sein kann.
Irgendwann häufen sich dann auch die mysteriösen Vorfälle und als auf einmal das Haus in Schlangen steht, entlässt Cooper Massie. Ganz im Glauben den Kampf um das Gemäuer gewonnen zu haben. Doch er soll sich irren. Nicht ungeschickt versucht Massie die Frischlinge in der Kleinstadt bloß zu stellen und einen Keil in die Familienidylle zu treiben. Der Psychoterror scheint aufzugehen, aber dann geschieht etwas Unerwartetes…
Dennis Quaid spielt den um seine Familie besorgten Vater mal wieder problemlos aus der Retorte, während Sharon Stone auch schon besser ausgesehen hat. Die Rolle der Mutter ist aber auch nicht ihr Ding. Beeindruckend auffallend hingegen sind die Jungstars Kristen Stewart und Ryan Wilson. Als Beilage hüpft übrigens Juliette Lewis („Kalifornia“, „From Dusk Till Dawn“) als nervende, besoffene Schnepfe (Bekommt die eigentlich keine anderen Rollen mehr?) durch den Film und Christopher Plummer („The Insider“, „Dracula 2000“) seiert zu Pralinen.
So ein Psychothriller, der nur altbekannte Ideen recycelt, muss nicht unbedingt schlecht sein. Präsentiert er Gängiges wenigstens spannend und schnörkellos kann man sich prima von ihm unterhalten lassen. „Cold Creek Manor“ gelingt das leider nicht. Bis zu den ersten mysteriösen Ereignissen zieht der Film sich hin (Man kann die erste Hälfte auch Charaktervorstellung nennen, nur wo sind die? Es bleiben Standardfiguren, die man in jedem zweiten Film des Genres findet), Schockeffekte und spannende Momente sind bis zum gewittrigen Finale nicht zu finden. Dort wird dann bei Blitz und Donner das Geheimnis im Wald gelüftet, worauf Dorff dann wie Jack Torrance im Shining-Modus sich seinen Weg durch die Villa beilt. Nett anzusehen, nur passt das actionreiche Villa so gar nicht zum Rest des Films und ist die wütende Affektreaktion des Paar Tilsons nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch völlig überzogen.
Fazit:
Überflüssiger Psychothriller, der mit guten Darstellern aufwarten kann, aber in allen anderen Beziehungen enttäuscht. Der Plot ist zu durchschaubar, die Einführung zu lang und die Klischees stapeln sich Meter um Meter. Als Filmfan kann man dabei seinen Spaß mit einem Rätselspiel haben. Aus welchem Film kennen wir diese Idee gleich noch mal?