1999 versuchte man neben "Der Bunker" auch mit "Die Todesfahrt der MS SeaStar" einen TV-Spielfilm nach amerikanischem Vorbild zu entwerfen. War "Der Bunker" eine ziemliche Gurke, so kann dieser Film einigermaßen unterhalten, auch wenn der Plot klar an "Speed 2" und "Alarmstufe: Rot" erinnert.
Während Reporterin Anna Tauchert (Oana Solomonescu) auf dem Luxus-Liner "MS SeaStar" für eine Story recherchiert, soll ihr Ehemann Sven (Ralf Bauer) auf Tochter Laura (Valea Scalabrino) aufpassen. Fast hätte der vielbeschäftigte Kampfschwimmer die Verabredung vergessen und geht erst in letzter Sekunde an Bord. Doch auf dem Kreuzfahrtschiff befinden sich Terroristen, die das Bordpersonal und die Passagiere als Geiseln nehmen, um Lösegeld zu erpressen. Lediglich Sven haben Ex-Elitesoldat Boris Kranz (Udo Wachtveitl) und seine Männer übersehen, der nun alles versucht, um die Situation zu retten. Unterstützung erhält er dabei von Chefkoch Mario (Bruno Maccallini)...
Wie in "Der Bunker" wird mit Ralf Bauer (Workaholic) auch hier der Held mit einem jungen Schönling besetzt. Natürlich ist Bauer alles andere als ein Bruce Willis oder Steven Seagal, weshalb man ihm den erfahrenen Kampfschwimmer nicht wirklich abkauft. Mit Leuten wie Götz Otto (Der Clown) oder Markus Knüfken (Der Millennium Mann) wäre man sicher besser gefahren. Zwar gibt Udo Wachtveitl (Tatort) einen brauchbaren Terroristen ab, doch konnten sich deutsche Schurken nie mit ihren Ami-Kollegen messen. Dennoch agiert er besser als Oana Solomonescu (Lautlose Schritte), deren Performance oftmals nur lächerlich ist und in keinster Weise überzeugen kann. Leicht nervig ist auch Valea Scalabrino (Ein Starkes Team) als Tochter des Helden. Wenn man schon US-Formaten nacheifert, dann darf natürlich auch der Quoten-Neger nicht fehlen, der hier von Tyron Ricketts (Die Großstadt-Sheriffs) verkörpert wird. Allerdings wird er recht zügig zu Fischfutter verarbeitet. Deshalb nimmt Bruno "Ich habe gar kein Auto" Maccallini (Lovers) als Klischee-Italiener darauf seinen Platz ein.
Neben "Speed 2" und "Alarmstufe: Rot" erinnert der Film auch teilweise an "The Rock". Da wären zum einen die Tötung der Kampfschwimmer-Einheit und einer der Terroristen bekommt von Bauer ein Messer in den Hals geschleudert. Teilweise blutige Shoot-Outs sind auch vorhanden, was für eine deutsche Action-Produktion doch überrascht, auch wenn es hier nicht so brutal aussieht wie in "Adrenalin". Einige Terroristen werden auch recht kreativ aus dem Weg geräumt (z.B. Munition in der Mikrowelle). Jedoch ist das Finale ziemlich enttäuschend und etwas unglaubwürdig geraten. Denn mit zwei Leuchtkugeln kann man noch lange keinen Hubschrauber in die Luft sprengen. Der Coup mit der Bombe, die erst durch die Deaktivierung einer Attrappe gezündet wird, ist gut gelungen, auch wenn beide Bombe genre-typisch in aller letzter Sekunde entschärft werden. Lächerlich ist hingegen die anfängliche Art der Terroristen bei den Passagieren Druck zu machen. Was soll die sinnlose Zerstörung einer unschuldigen Alk-Bar? Pure Munitionsverschwendung! Da kommt die Hinrichtung des Kapitäns schon besser. Selbstverständlich gibt es auch einen Verräter unter der Besatzung, dem Bauer auf den Leim geht, ehe er den Durchblick bekommt. Die Terroristen selber sind allesamt ziemliche Hackfressen und es gibt sogar einen Blondie, der stark an Hans Grubers Bimbo in "Stirb langsam" erinnert. Dennoch weiß "Die Todesfahrt der MS SeaStar" in gewisser Weise zu unterhalten und kommt längst nicht so langweilig und billig wie "Der Bunker" daher. Mit "Adrenalin" kann er aber nicht ganz mithalten.
Mein Fazit: Der Streifen ist ein passabler Film nach amerikanischem Vorbild, den man sich mal so zwischendurch reinpfeifen kann, wenngleich mehrmaliges Anschauen nicht unbedingt nötig ist. Die große Action-Granate aus dem Heimatland ist "Die Todesfahrt der MS SeaStar" dennoch nicht!