Review

Eine tolle Story und auch ein hervorragender Darsteller des Matthias. Aber irgendwie hat man bei dem Film den Eindruck Regisseur Worthmann hat sich in der Zeit geirrt. Denn die Szenerie scheint 1948/9 angesiedelt zu sein: Alles ist kaputt, die Leute sind arbeitslos und von Aufbau und Vorbereitung des Wirtschaftswunders ist nichts zu sehen (dabei wurden doch gerade in den 50ern so viele scheußliche Häuser gebaut ...).

Hinzu kommt, dass es bei dem Film keinen Spaß macht den Fußballern zuzugucken. Worthmann scheint kein Fußballfan zu sein. An dem dort gezeigten stumpfen Ballgetrete ist nichts Spannendes oder Faszinierendes. Abgesehen davon enttäuschen so viele überflüssige Geschichten. Da wird ein Journalist mit seiner Frau eingeführt, die überhaupt keinen Einfluss auf das Geschehen nehmen, ebensowenig eine Alkoholeskapade von Rahn.

Dann gibt es noch mehrere Fehler, wie den großen Bruder, der in einer Rock' n Roll Band spielt (also Amerika) und dann nach Ostdeutschland geht weil ihm die Kommunisten so nahe sind (auch etwas unkritisch, gell). Und dann dieses Stadion, in dem das WM-Finale lahmt. Das sieht einfach nur nach Bezirksliga aus.

Hinzu kommen schiefe Eindrücke, man hat den Eindruck , dass es bei der WM nur einen einzigen Kommentator gibt (natürlich den aus Deutschland) - also International ist da überhaupt nichts - WM? Fehlanzeige.

Und dann unsere Helden: Sepp Herberger und Fritz Walter. Beide wirken furchtbar langweilig und unlebendig. Die ganze Zeit brabbeln sie altbekannte Zitate aber von ihrer Motivation oder ihren Konflikten erfährt der Zuschauer absolut gar nichts.
Leider auch kein Talent bei der Auswahl der Musik, die immer nur feierlich klingt, obwohl das eigentlich auch ein Sportfilm ist und letztlich sind die Kinder so dreckig, wie es kaum ein Kind in den 50ern auf der Straße jemals war (ist das Deutschland?).
Schade, eigentlich hätte der Film zeigen könnte, wie hart arbeitende Leute - nach all den Niederlagen und Schmähungen - erstmals wieder stolz auf Deutschland sind. Aber dazu müsste der Film stimmiger sein.

Ich bin mir jedenfalls nicht sicher, ob Worthmann dass alles nicht selber gemerkt hat. Schließlich hat er hinterher gesagt, dass er keinen Film mehr machen will. Aber wozu auch, wenn er so einen Scheiß abliefert (obwohl er wirklich viel besser sein kann) und dann die halbe Nation über das "Meisterwerk" jubelt - da würde wohl auch so manch anderem die Lust vergehen.

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