La La Lego Pink Lady Land
Bei dem Trailer, dem Look, den Beteiligten und den jüngsten Erfolgen ähnlicher Hits wie „Lego Movie“ oder „Super Mario Bros. Movie“ könnte man meinen, dass auch „Barbie“ ein sicherer Hit ist/wird. Aber dem war nicht immer so und das Projekt hätte auch durchaus in die Hose gehen, oberflächlich und leer reines Merchandisefutter sein können. Wie es mittlerweile viele zurecht größeren, traditionellen Franchises wie Star Wars oder Marvel vorwerfen. Doch zum Glück kam alles anders - und „Barbie“ ist pures, glorreiches und ansteckend tolles Popcorn-Kino massig Message, Herz und Tiefe! Erzählt wird von der berühmten, blonden und immer bestens gelaunten Kunstfigur, die auf bitteren Kollisionskurs mit unserer realen Welt kommt und dabei ein paar Lektionen lernt… was aber nur die Spitze dieses musikalisch-feministischen Fiebertraumeisbergs in Pastelltönen ist!
Knickt (trotz dünner Taille) nicht ein
Selten fallen Kult, Kunst, Kultur, Kommerz und Kinoblockbuster unter einen Rock - hier gelingt dieser Salto Mortale aber! Zum Teil sogar spektakulär gut. Gerade im letzten Drittel. Und das ist ein wundervolles, fast magisches Gefühl. „Barbie“ wird zum Best-Case-Szenario, berührt und hält meinen höchsten Wünschen und Erwartungen stand. Der Soundtrack wird zum begehrten Sammlerstück werden, Ryan Gosling war nie lustiger, Robbie ist die perfekte „Barbie“ - und wunderschön naiv, verletzlich, unperfekt zugleich. Die vielen tollen Sets stammen zum Großteil sichtbar nicht aus dem Computer, die Kostüme und Insider in Richtung „Barbie-Puppen über die Jahrzehnte“ sind köstlich und interessant, der Humor passt auffällig gut und trifft öfters ins Schwarze als nicht. Zumindest für meinen Geschmack. Und wie gesagt: über die letzten 30 Minuten hatte ich gefühlt nur noch ein einziges Grinsen im Gesicht, von Ohr zu Ohr, spätestens da hatte der Film sein Tempo, seinen Sinn und seine (nicht kleine) Nische gefunden. Es gibt etliche subtile, clevere und wichtige Gags und Aussagen zum Männer- wie Frauenbild, zu Klischees und Vorurteilen, zur scheinheiligen Gleichberechtigung, zum Kapitalismus und dem Gesellschaftsdruck, zu Themen wie Oberflächlichkeit, Körperkult, Wirtschaft sowie Erwachsenwerden. Und das ist dann doch eine große Menge und schwere Last - unter der „Barbie“ bewundernswerterweise nie zusammenbricht. Und spätestens wenn der Film dann noch einen Metabogen schlägt und sehr emotional und ehrlich Mädchen, Müttern, Frauen dankt, dann kann ich nicht anders als den ken'schen Cowboyhut zu ziehen. Und nochmal betonen: einige Szenen mit Gosling, vor allem die in der echten Welt, gehören zum Lustigsten, was ich seit Jahren aus Hollywood gesehen habe!
Fazit: rosa, randvoll, reifer, richtig rund - Gerwig, Gosling, Robbie & Co. zeigen mit ihrer „Barbie“, wie man „Spielzeug“ und Popkultur nicht nur perfekt verfilmt und auf ein neues Level hebt, sondern auch wie man Kinogeschichte schreibt. Genauso in der Tradition von Mattel wie von den Regenschirmen von Cherbourg. Ein buntes, buckeliges und brillantes Jahreshighlight!
P.S.: Und Gerwig und ihr Team müssen definitiv „Sex Education“-Fans sein, da dermaßen viele bekannte Gesichter aus der Serie am Start sind!