Wow, Challengers ist optisch die Definition eines modernen Films. Szenenrhythmik, Tempowechsel, Schnitt, der Einsatz des Scores, die Match-Kamera, die Variation des Zeitstrahls. All das verschmilzt zu wesentlich zwei Kernbegriffen: Energie und Ästhetik. Und beantwortet auch gleich die Frage der Medien-Empfehlung. Definitiv Kino, auch wenn das inhaltlich auf den ersten Blick nicht danach aussieht.
Die beiden Protagonisten und tendenziell Schauspieler-Nobodys sind für mich die Sympathie-Träger (und übrigens hervorragende Darsteller), nicht der Superstar Zendaya. Sie ist allerdings der Motor der Geschichte und mimt eher eine Femme Fatale, gefühlsarm, unterkühlt, erfolgsorientiert. Ein Messer, wenn man mit ihr symbiotisch agiert, eine Bombe, wenn sie auf die Gegenseite rutscht? Das nicht, es ist dann doch kein Film Noir. Aber eine Frau neben der eigentlich kein Platz ist, eine große Zeit mit ihr wird früher oder später mit einem noch größeren Schmerz bezahlt werden. Wenn es die Aufgabe ist zu funktionieren, wird es zum Untergang, dass das Gegenüber nicht verstanden wird, verstanden werden kann.
Das Drehbuch ist fantastisch, schon genannte Puzzleteile aus Zeitebenen, verknüpfen sich perfekt zu einer stimmigen Geschichte, einfach ein Meisterstück. Die Zuspitzung der Geschehnisse, also um was es in der finalen Challenge wirklich geht, bzw. um wieviel, entfacht sowohl Spannung als auch Dramatik in einem mitreißenden Gleichschritt. Eine Message kann sich jeder selbst herausziehen. Nur Erfolg ist anziehend!? Freundschaft bedeutet Berge und Täler!? Bros before Hos!?
Ein wirklich tolles Filmerlebnis, und wer etwas anderes sagt, hat vermutlich keine Ahnung. Oder ist auf dem falschen Fuß erwischt worden. Electro-Sound-Allergie, Überlängen-Müdigkeit oder die Handelbarkeit, dass Guadagnino es sich natürlich nicht verkneifen kann, alles wieder mal ständig anzugayen!?