Review

Dark Woods - Die Tote am See (2003)

*Stimmungsvolle Ungereimtheiten aus Norwegen*

Skandinavischer Film, hurra. Stimmung, Setting, unverbrauchte Darsteller, toll. Kein übertriebener Schnickschnack, sehr gelungener, gemächlicher Spannungsaufbau, der 'Ähm, was geht ab?'- und 'Sag mal gehts noch?!'-Faktor wird zunächst noch gekonnt versteckt. Man ist neugierig, gespannt und interessiert. Doch schnell wie der Wind machen einem die komplett nicht nachvollziehbaren Handlungen der Protagonisten einen fetten Strich durch die hohe Wertung. Man entdeckt ein verlassenes Zelt, eine Leiche, aber was solls? Wird plötzlich von hinten gewürgt und beinahe getötet, aber da kann man ruhig drei, vier Minuten später wieder Faxen machen und so tun als ob nichts gewesen wäre. Man muss auch nicht immer alles hinterfragen. Ein Anführer, der offensichtlich nicht mehr alle Latten am Zaun hat, ja mein Gott, wer hat das schon? Und schon Jesus konnte doch Lahme wieder zum Gehen bringen, warum also sollten nicht auch hier plötzlich ... gerade nachts, im dichten Dickicht. Vor lauter Spannung, Atmosphäre und Suspense fällt das eh kaum ins Gewicht. ...

Andererseits nimmt der Realismusgehalt derart stark ab, das hab ich SO noch nicht erlebt. Eine unverständliche Handlung gibt der nächsten quasi den Baumstamm in die Hand, man schleppt ihn den Hügel rauf, warum weiß keiner so genau und spielt glaube ich auch keine wirkliche Rolle, denn oben angekommen wird er ja eh wieder hinunter ... Reinster Sisyphos macht sich breit. Warum? Hab ich den Film vielleicht gedreht? Immerhin weiß ich jetzt wieder wer Sisyphos war, ja man muss auch mal mit weniger zufrieden sein, als zunächst erwartet. Und die Stimmung, das Setting, die guten und unverbrauchten Darsteller und das leichte Gefühl von Blair Witch ...

Und wo wir schon dabei sind, hier noch schön ein abruptes und naaaaja, sagen wir leicht unschlüssiges Ende, da schauen wir aber lässig drüber hinweg, und die Frage Was zum Geier sollte die ganze 'Wir gehen in den Wald'-Nummer eigentlich, die kann man sich auch mal verkneifen.

Fazit: Eine Story gespickt mit allerlei Merkwürdigkeiten und hier und da gefühlt mit ohne Sinn und Verstand. Bist du Logiker und kannst dich auch so schön künstlich aufregen wie ich, überleg es dir verdammt gut, ob du diesem Film eine Chance geben willst. ... Aber die Stimmung, das Setting, die unverbrauchten Darsteller ... Ach guckst du trotzdem!

gute 6 von 10 knallroten Kleidern

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