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Die Tote am See, wie dieser norwegische Schocker in deutscher Übersetzung heißt, beginnt sehr schmackhaft: Obwohl düstere, unheilvolle Klänge (die im Folgenden noch effektvoll eingesetzt werden sollen) von einem Horrorfilm oder zumindest einem Thriller künden, wird uns zunächst eine ganz muntere Truppe von jungen Menschen vorgestellt, die von einem Regisseur angeheuert werden, in der freien Natur ein Leben ohne Technik zu erfahren und zu filmen (der Filmaspekt wird leider sofort wieder fallengelassen und nicht fortgeführt). In einer rustikalen Holzhütte in den tiefen Wäldern Norwegen, wie sie auch in gewissen Horrorfilmen ohne Probleme unterkommen könnte, genießt das Team das bisschen an Zivilisation, das ihnen bleibt. Denn Gunnar, so heißt der Regisseur treibt sie zu seltsamen, sinnlosen Arbeiten an, verhängt für Regelverstöße (Rauchen etc.) merkwürdige Strafen und stiftet sogar dazu an, eine im nahegelegenen See gefundene Frauenleiche zu verheimlichen. Uiuiui, wenn da nicht der Wahnsinn schlummert.
Doch nein! In den typischen Genremomenten, die natürlich bald eintreten (Hand von hinten, Knacken im finsteren Gebüsch etc.), folgt die Erleichterung gleich auf dem Schritt. Die Freunde spielen einander nur Streiche; wenn dann auch noch der typisch trockene skandinavische Humor desöfteren sein Stelldichein gibt, wähnt man sich schon gar nicht mehr in einem Horrorfilm. Nein, das Drehbuch bemüht sich redlich, Klischees auszuweichen und stattdessen mit unerwarteten Storyverläufen zu überraschen. So wartet der geneigte Horrorfan trotz zahlreicher Schockmomente lange Zeit vergeblich auf die so wahrscheinliche Dezimierung der ahnungslosen Truppe. Wenn jemand nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet allein in den Wald geht, verheißt dies üblicherweise sein baldiges Abnippeln. Hier jedoch spazieren die Charaktere reihenweise allein durch das Dickicht, ohne dass ihnen ein Haar gekrümmt werden würde. Doch darin liegt leider ein nicht unwesentliches Problem begraben.
So ehrenhaft es auch ist, einen Schocker zu drehen, der feste Bahnen vorgibt, nur um sie dann zu verlassen, so konsequent muss man dabei auch sein. Obwohl aber Die Tote am See aber die üblichen Horrorversatzstücke benutzt, um sie dann von sich zu stoßen, kehren diese immer wieder zurück. So fühlt sich der Film zwischendurch trotz aller Auflockerungsversuche doch nur wie ein 08/15-Schocker an, ja gerade weil er sich so bemüht, Klischees zu umgehen, fällt jedes ganz besonders auf, über das er dann trotzdem stolpert. Leider gibt es derer dann doch weit mehr, als der originelle Beginn es erwarten lässt (z.B. wird SPOILER die Geschichte um Gunnar ganz fallengelassen und stattdessen ein an den Haaren herbeigezogenes Ende erdichtet SPOILER ENDE). So ertrinkt der Film schließlich in einer so banalen Aufklärung, dass man dahinter fast parodistische Absicht vermuten könnte, wenn der Gesamtton mittlerweile nicht jeden Anflug von Humor und Leichtigkeit verloren hätte, um von einem teilweise schon peinlichen Ernst beherrscht zu werden.

Kurz: Ein beherzter, durchaus liebevoll gemachter Versuch eines originellen Schockers, der vielversprechend beginnt, am Ende aber nicht als erfolgreich betrachtet werden kann. Die Zielschnur wird hier leider zum Fallstrick, der diesen Film aber nicht gänzlich stürzen, sondern "nur" straucheln lässt. Dazu tragen sowohl die - horroruntypisch - guten Schauspieler als auch die - horrortypisch - dichte, bedrohliche Atmosphäre bei, die durch einsame, wunderschöne Naturbilder gut unterstützt wird. Dieser Film ist also (besonders mit Blick auf das Herkunftsland) einen Blick wert, auch wenn zum Schluss weit weniger Originalität bleibt, als es zuerst scheint.

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