Review

Das altbekannte Schnittmuster: Ein paar Zivilisationsspacken fahren in die Wildnis um... Was sie dort tun, ist manchmal unterschiedlich. Hier sind es Filmheinis, die ein bißchen herumkamerafahren wollen. Damit das voll nature-like ist, sammelt der bärtige Boß alles ein, was den Zivtypen so Spaß, macht und/ oder sie vor dem kommenden Unheil hätte retten können. Namentlich also Handys und Zigaretten. Nei, ikkje mobilen! sagt einer noch, aber no chance, das Ding ist weg. Denn dann werden sie en helvetes team! Ach ja, witzig, alle ziehen sie die gleichen Klamotten an und sehen aus wie eine christlich-soziale Selbsterfahrungsreisegruppe.
Hat aber den Vorteil, daß dem Zuschauer deren Untergang mehr Spaß macht. Naja, kurz vor der Hütte, um die herum sie ihren Selbsterfahrungstrip zu gestalten gedenken, haben sie das meiste der Uniform ausgezogen und sehen jetzt schon aus wie Überlebenskämpfer resp. Atomkriegsflüchtlinge. Tja, die Hütte ist dunkel, und dem ersten der reinkommt fliegt irgendein Fledermausvogel an den Kopf. Standard eben. Dann wird es dunkel und Nacht und alle Lichter gehen aus. Und dann fängt auch schon der Hauptteil des Ganzen an, der weitgehend aus taschenlampenlichtkegelbestrahlten Bäumen, einem unheimlichen Zelt, herumkreischenden Leuten und – natürlich – mal wieder einem Nazi besteht.
Mit der Zeit versteht man auch, daß die lächerliche Uniformierung den politisch-faschistischen Schreckaspekt verstärkt und doch nichts mit christlicher Egofindungsgruppe zu tun hat.
Der Nazi hat auch seine Lektion gelernt: er sagt sich „Arbeit macht frei“ und läßt die Zivheinis schuften, daß sie nicht mehr aus noch ein wissen. O, fuck, ich vergaß: es gibt in dem dunklen Häuschen mit der an den Kopf fliegenden Fledermaus auch ein altes Tontragegerät, und darauf sind seltsame Sätze zu hören: Jeg har jo sagt at du ikke må gå til det vannet. Aber dann kommt der spätere Nazi und sagt, daß alle ins Bettle gehen müssen und konfisziert das Gerät. Ob er damit eine Urheberrechtsverletzung begeht , welche bewirkt, daß die Hand von hinten kommt und sagt, daß die Täter im Wald nicht anonym seien, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststellbar. Ist auch egal, denn die Story geht erstmal etwas in amerikanischem jugendliche-Idioten-im-wilden-wilden-Wurzelwald-Stil weiter.
Nebenbei ist die Tonqualität alles andere als gut. Selbst mit meinen ausgezeichneten Kopfhöreren aus den 80ern vermochte ich nicht, alle essentiellen Aussagen akustisch zu verstehen, weshalb ich auch keinerlei Gewähr für die Richtigkeit meiner Angaben leisten will.
Also, Kristoffer Joner spielt wie immer gut und es gibt schöne Frauen und Wasser und auch, naja, darf ich jetzt nicht sagen aber Ophelia läßt grüßen und darüberhinaus scheint der norwegische Wald dann doch schöner zu sein als der amerikanische.

Trotz des Mitwirkens von Kristoffer Joner – der z.b. in Naboer eine ausgezeichnete Rolle spielt – ist dies ein eher mittelmäßig bis schlecht zu nennender Tief-im-Wald-ists-finster-und-kalt und wir-Stadtmenschen-sind-zu-naiv Film, den man nicht unbedingt ansehen muß. Der größte Wert ist wohl, daß er auf Skandinavisch ist, das man aber aufgrund der schlechten Tonqualität nur manchmal versteht.

Letztlich hätte der Film bei der von ihm gewählten Motivik und Stofflichkeit entweder mehr Blut und Gedärm, oder aber mehr kaputte Psyche zeigen müssen, um spannend zu wirken und einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. So aber hat der Zuschauer es bei diesem Machwerk lediglich mit einem aufgeweichten hollywaldenen Brei zu tun, den selbst wirklich gute Schauspieler wie KJ nicht mehr zu retten vermögen.
Immerhin, die Bildtechnik leistet noch ganz Gutes. Scheinbar hat sie den Tonleuten den ganzen Etat weggenommen.

Schlußendlich versteht man ebenfalls nicht, daß die Leute mitmachen, was der Faschoheini befiehlt. Letztlich ist das das wirklich Erschreckende des Filmes, und die ganzen Möchtegernhorrorschreckeffekte sind eher unnötig.
Und wo gerade der Schluß zur Sprache kam: Das Ende des Films ist das einzige, was wirklich wohlgelungen ist. Deshalb noch

4. v. 10 Pkten.

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