Wenn sich Menschen für einen beruflichen Wechsel entscheiden, der mit einer auffallenden Isolation einhergeht, hat dies oft mit einem entscheidenden Schritt im Leben des Betreffenden zu tun. Beispiele hierfür sind Leuchtturmwärter, Vogelkundler auf einer Insel oder, wie im vorliegenden Psycho-Thriller als Beobachterin auf einem Feuerturm.
Idaho: Nach schwerer häuslicher Gewalt durch ihren Ex findet Kate (Beth Dover) einen Job als Feuerbeobachterin. Hierfür zieht sie sich für drei Sommermonate in einen Feuerturm zurück und muss zweimal täglich einen kurzen Bericht an ihren Chef Earl (Ato Essandoh) senden. Doch nach einigen Wochen holen sie Ereignisse aus der Vergangenheit ein und Kate scheint zu halluzinieren. Oder treibt jemand ein garstiges Spiel mit ihr?...
Vielleicht ist völlige Isolation nicht unbedingt der richtige Weg zur Traumabewältigung. Der eignet sich womöglich eher, wenn man mit sich im Reinen ist, was bei Kate ganz und gar nicht der Fall scheint. Sie ist nicht nur körperlich angeschlagen, denn bereits bei ihrem kurzen Besuch in einem kleinen Laden hat sie beängstigenden Visionen im Zusammenhang mit Männern, was sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht und meistens mit kleinen Flashbacks in Form schriller Inserts einhergeht.
Probleme ergeben sich während dieser Tätigkeit von ganz allein, da der Job an sich komplett unterfordert und trotz toller Aussicht über die Wälder schlicht keine Abwechslung gegeben ist, zumal natürlich kein Internet vorhanden ist und trotz funktionierender Stromversorgung auf dem Turm zu wenige Möglichkeiten zur allgemeinen Zerstreuung vorhanden sind. Der nächste Nachbar (Dylan Baker), ein vogeliger Witwer und Eremit hilft da auch nur bedingt.
Redundante Momente ergeben sich unweigerlich, doch es wird nie langweilig, da sich die Schlinge der vermeintlichen Bedrohung langsam, aber stets ein wenig enger zieht. Mal sind es freche Wanderer, dann streunt ein ausgestoßener Kojote umher und gegen Finale häufen sich merkwürdige Begebenheiten. Etwas übertrieben äußert sich indes die Schusseligkeit von Kate, die erst ihre Schlüssel im Plumpsklo verliert, um kurz darauf das Handy vom Turm zu schubsen.
Das letzte Drittel schlägt derweil einen anderen Ton an, indem einerseits das Tempo und andererseits die Härteschraube ein wenig angezogen werden. Es gibt ein paar blutige Einschübe und auch ein paar kleine Twists, allerdings auch einige Aspekte, die ein wenig unglaubwürdig ausfallen, zumal der Ausgang nicht ganz eindeutig ist und das Finale somit ein wenig überhastet anmutet.
Dennoch hebt sich der Streifen phasenweise recht gut von gängigen Bahnen ab, da er eine ungewöhnliche Ausgangslage verwendet und sich dabei stark auf eine Person fixiert, in deren Umfeld nicht immer leicht zwischen Einbildung und Realität zu unterscheiden ist, was die Angelegenheit zuweilen spannend gestaltet. Darstellerisch wird solide geliefert, handwerklich ist an dem Langfilmdebüt von Joe Lo Truglio wenig auszusetzen, wodurch die 88 Minuten passable Kost für Freunde düsterer Stoffe liefern.
6 von 10