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Das Bildnis des Dorian Gray ist ein klassischer Gruselfilm, den sich wahrscheinlich niemand ansehen würde, wenn man im vorhinein das Erscheinungsjahr dieser Version der Literaturverfilmung von Oscar Wilde kennt. Der Schwarzweißfilm bietet jedoch gekonnten Grusel in düsterer Atmosphäre.

Dorain Gray ist ein reicher Lebemann. Er legt viel Wert auf seine Erscheinung, der er, so glaubt er, auch einen großen Teil seines beruflichen Erfolges anrechnet. Eines Tages bekommt er von seinem Freund, einem Maler, ein lebensgroßes Selbstbildnis geschenkt, welches fortan in seiner Residenz an der Wand hängt. Das Bildnis hält schmeichelhaft seine strahlende Jugend fest, und Dorian mag gar nicht ans Altern denken. Sehnlich verkündet er den Wunsch, nie zu altern, und die Jahre statt dessen in das Bild wandern zu lassen. Eine okkulte Katzenskulptur aus der Antike, die ebenfalls in seiner Villa steht, vernimmt seinen Wunsch, und bald entdeckt Dorian, dass sich das Bild tatsächlich verändert, und er begreift, was geschehen ist. Doch als er beginnt, sich in der ewigen Jugend zu sonnen, ändert sich sein Inneres ins Dunkle, was sich auch auf das Bild widerspiegelt...

Klar, der Film ist uralt, kein Schwein kennt ihn und kaum einer würde den Schinken heute noch gut finden geschweige denn ohne ein Gähnen komplett ertragen. Doch meiner Meinung nach liegt hier die beste Verfilmung des oft zu Film gebrachten Materials vor. Man hält sich dicht an die Vorlage und interpretiert doch viel selbst, die Schauspieler liefern tadellose Leistungen ab, und die Kamera wusste schon damals, immer die richtigen Winkel der Szenerie auszuleuchten.
Der Grusel des Films kommt auf eher leisen Sohlen, doch wird er dem Zuschauer einmal präsentiert, läuft diesem der Schauer über den Rücken. Das Altern des Bildes wird dem Zuschauer recht lange vorenthalten; nach dem Anblick der ersten, nur dezenten Alterung bekommt man das Bild erst sehr spät wieder zu Gesicht, und dann ist nur noch der blanke Terror von Dorian übrig – ein Anblick, der einem durchaus im Gedächtnis bleiben kann. Alles wird zudem in sehr düsteren Bildern festgehalten; als Dorian beispielsweise das Bild auf den Dachboden sperrt, begleitet den Zuschauer stets die unterschwellige, nicht personifizierte Bedrohung des versteckten Antlitzes eines grausamen Mannes.

Fazit: alt, aber verdammt gut. Für Fans der ganz alten Schule mit Sicherheit ein Mustsee, für alle anderen eher ein Experiment – für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Mit Sicherheit ein Film, den sich David Lynch angesehen hat, bevor er seinen „Elefantenmenschen“ inszenierte.

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