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Gegen diesen Supergau wirken Tsunamis, Erdbeben oder Dauerhitze vergleichsweise harmlos. Denn saurer Regen, wenn er denn in dieser Extremform entstehen könnte, würde auf kurz oder lang alles Leben durch Verätzungen oder Kontamination zerstören. Die Langfilmausgabe des Regisseurs und Co-Autors Just Philippot basiert auf seinem gleichnamigen Kurzfilm von 2018.

Zunächst schienen die Nachrichten vom sauren Regen in Südamerika nur eine Randnotiz. Doch als jener Regen Frankreich erreicht, müssen sich die getrennt lebenden Michal und Elise mit ihrer Tochter Selma bis nach Belgien durchschlagen…

Das Katastrophendrama gibt sich betont desillusioniert und steigt mit zerrütteten Familienverhältnissen ein. Während Dad aufgrund einer maßgeblichen Beteiligung an einer Revolte vorbestraft und mit einer Fußfessel ausgestattet ist, befindet sich die Tochter in einer latent nöligen Pubertätsphase, was Mom kaum ausgleichen kann. Also nicht die besten Vorraussetzungen für ein mitfieberndes Überlebensabenteuer.

Doch dann gibt es ja noch die Tatsache des lebensbedrohlichen Niederschlags, der augenscheinlich Autoreifen verschont, jedoch Haut sogleich verätzt, während nach und nach Dächer und Gebäudeteile einstürzen, wogegen manche Bäume mit weiterhin saftigem Grün aufwarten. Da man stets in Bewegung ist, entstehen nur selten kleine Längen und man denkt weniger über etwaige Handlungslücken oder Logiklöcher nach.

Die Farbgebung ist angemessen trist und überwiegend in grau gehalten, am Rande gibt es zerstörte Landschaften zu sehen und es kommt sogar zu einigen Massenszenen, welche der Glaubwürdigkeit des Szenarios durchaus entgegen kommen. Besonders beeindruckend ist eine Fluchtszene vieler Personen auf einer Brücke, aber auch die Intervention des Militärs und der Polizei wirkt weitgehend authentisch. Weniger hilfreich sind hingegen einige Entscheidungen der Flüchtenden, wobei die Tochter angesichts mangelnden Selbsterhaltungstriebs schon fast ärgerlich handelt.

Die permanente Anspannung hält innerhalb der rund 100 Minuten ordentlich bei Laune, die Darstellerleistungen gehen in Ordnung und auch die Ausstattung kann sich innerhalb eines nicht allzu hohen Budgets sehen lassen. Sofern man über die nicht wenigen logischen Aussetzer hinwegsehen kann, geht das Teil in Ordnung.
6 von 10

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