iHaveCNit: Im Letzten Sommer (2024) – Catherine Breillat – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 11.01.2024
gesehen am 13.01.2024
Arthouse-Kinos Frankfurt – Cinema – Petit – Reihe 1, Platz 5 – 18:30 Uhr
Der zweite Teil meines Doppelfeatures bezüglich der zwei schauspielerischen, französischen Newcomern und Brüdern Paul und Samuel Kircher ist nun Samuel Kircher gewidmet, der in seiner ersten Rolle nun einen nicht sehr einfachen Stoff bekommen hat. Denn Regisseurin Catherine Breillat hat in ihrem auch in der weiteren Hauptrolle mit Léa Drucker besetzten Film „Im Letzten Sommer“ eine französische Neuverfilmung des dänischen Erfolgs „Königin“ inszeniert, der sich mit dem schwierigen Thema von Machtmissbrauch und auch Affären von älteren Frauen mit wesentlich jüngeren, noch minderjährigen Jungen auseinandersetzt. Eine Konstellation, die zum Beispiel auch ähnlich gelagerte Filme mit einem Age Gap zwischen älterer Frau und jüngerem Mann wie zum Beispiel Nicolette Krebitz „AEIOU – Das Alpabet der Liebe“ ; Carine Tardieus „Im Herzen Jung“ und auch Heloise Pelloquets „Wild wie das Meer“ bieten, auch wenn dort die Thematik mit anderen Schwerpunkten verhandelt wird.
Anne beschäftigt sich als Anwältin mit dem Schwerpunkt von Missbrauchsfällen bei Jugendlichen und sie lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann, den Unternehmer Pierre und den adoptierten Töchtern Serena und Angela in einem Vorort von Paris. Bis Pierres Sohn aus vorheriger Ehe, Theo bei ihnen einzieht und mit seiner erfrischenden und rebellischen Art die Familie und auch Anne etwas durcheinanderbringt, weil beide zueinander wohlwissend der Gefahr und der Risiken daraus eine Anziehung verspüren, die in einer folgenreichen Affäre der Beiden mündet.
„Im Letzten Sommer“ ist ein sehr feines, intimes, komplexes und ambivalentes Drama geworden, dass vor allem sehr nah an seinen Charakteren bleibt und hier vor allem von der von Léa Drucker großartig gespielten Anne ein sehr tief gehendes, komplexes und ambivalentes Bild zeichnet und damit auch fast wie eine psychologische Charakterstudie wirken kann. Vor allem wenn es um die Lebensgeschichte und Umstände ihres Charakters geht, ihren persönlichen Antrieb wenn es um den Job geht und dann auch wie sie insgesamt mit den Situationen im Film umgeht. Mit 105 Minuten ist der Film auch wesentlich kürzer als das dänische Original mit seinen 127 Minuten, so dass ich fast daran Interesse haben könnte, beide Werke miteinander zu vergleichen und dahingehend zu untersuchen, welch Potential der französische Film noch gehabt haben könnte, denn die Entwicklung der Ereignisse wirkt ein wenig sprung- und episodenhaft, so dass hier sicherlich mehr Tiefe und mehr Kraft im Film möglich gewesen wäre. Dennoch ist das, was ich hier von sowohl Léa Drucker als auch Samuel Kircher im Film geboten bekommen habe durchaus fasziniert und im moralisch ethisch vertretbaren Sinne auch leicht verstört gewesen. Das Thema des Machtmissbrauchs, auch im sexuellen Sinne mit der Konstellation einer älteren Frau, die eine Affäre mit einem jüngeren, minderjährigen Jungen eingeht ist durchaus, Konsens hin oder her, ein sehr komplexes und ambivalentes Thema, bei dem der Film durchaus zum Nachdenken anregen kann und keine eindeutigen Antworten liefert.
„Im Letzten Sommer“ - My First Look – 8/10 Punkte