kurz angerissen*
So kanariengelb wie die Luft gefärbt ist, kann sie ja gar nicht echt sein. Ein Film wie ein Konstrukt, das aus Schichten von Scheinrealitäten besteht. Horizontal übereinandergestapelt wie halbtransparente Folien, bedruckt mit Fakten, die jedes Mal als unwahr entlarvt werden, wenn man eine weitere Lage abzieht. Als würde man sich mit 64 Scheiben amerikanischem Käse an den Küchentisch setzen, eine Scheibe nach der anderen futtern und dabei einen Berg leerer Folien anhäufen. Währenddessen arbeiten die Thriller-Mechanismen darauf hin, gegen Zeitdruck zu einer Wahrheit durchzustoßen, die, einmal bei der untersten Lage angekommen, viel zu dünn geraten ist, um überhaupt noch eine Bedeutung zu haben. Kein Wunder, dass sich Robert Rodriguez gerade in diesem Moment per Abspann elegant aus der Affäre zieht, just zu dem Zeitpunkt, an dem er eigentlich hätte liefern müssen.
Denn in seiner Konzeption, in seinem gesamten Aufbau versteht sich "Hypnotic" als anspruchsvolles XXL-Erwachsenenpuzzle, das mit seinen 64 Teilen gerne in der Nolan-Liga mitspielen würde. Deswegen auch William Fichtner in der Rolle des Architekten, der, würde er aus der Matrix stammen, sicher vom Hugo-Weaving-Virus befallen wäre. Gemeinsam mit einigen namhaften Gesichtern im Support Cast (Alice Braga, Jackie Earle Haley, Jeff Fahey...) und dem kernigen Affleck in der Hauptrolle ergibt sich da schon ein fesches Hypnoseduell mit reichlich Starpower, das immerhin nicht ganz so albern geraten ist wie in den Fortsetzungen zu Cronenbergs "Scanners", allerdings in kurzen Momenten dann doch deren Swing in den Knochen hat.
Gerahmt ist all das in artifizielle Hintergründe, die mit teuren, leblosen Kulissen dekoriert sind, welche sich schließlich so weit entblättern, dass man glauben könnte, ein Hinter-den-Kulissen-Video zu den Dreharbeiten von "Hypnotic" zu sehen anstatt "Hypnotic" selbst. Eine verkappte Hollywood-Parabel ist das also womöglich auch noch, die mit jedem ihrer kleinen Twists einen Hauch intelligenter werden möchte, letztlich aber kaum mehr als eine flotte Tour durch die Filmgeschichte zu bieten hat: Von "Terminator" zu "Inception", von "Botschafter der Angst" bis "Echoes". Nur Robert Rodriguez, dessen Handschrift liest man nun wirklich nicht heraus. Fast wie damals, als sich Affleck seinen Paycheck bei John Woo abholte.
Spätestens als sich "Hypnotic" mehr wie eine Comicverfilmung als wie ein Mindgame-Thriller anzufühlen beginnt, kann man seine Hoffnungen auf endlich mal wieder anspruchsvolles Mittelklasse-Kino begraben... und mit gelockerten Erwartungen vielleicht sogar ein wenig Spaß haben. Man sollte eben nur nicht hoffen, hinter der letzten Scheibe auf etwas Wahrhaftiges zu stoßen. Zurück bleibt lediglich ein großer Berg leerer Käsefolien.
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