Ein Liam Neeson ist vielleicht das beste Beispiel für einen Schauspieler, der jenseits der 50 Lenze plötzlich zum gefragten Actionstar wird. Ob dies zukünftig auf eine Jennifer Lopez zutreffen mag, ist allerdings eher fraglich, denn es reicht nicht, eine gute Figur abzugeben, um sich für den Großteil der simpelsten Stunts doubeln zu lassen.
Schweren Herzens entschied sich eine Mutter (Jlo), auf Anraten des FBI ihre neugeborene Tochter zur Adoption freizugeben und die kriminelle Vergangenheit ruhen zu lassen, da diverse Gangsterbosse hinter ihr her waren. Nach zwölf Jahren Abgeschiedenheit in einer einsamen Gegend in Alaska erfährt sie jedoch, dass ihre Tochter in Gefahr ist und stellt sich den Bösewichtern entgegen…
Regisseurin Niki Caro steigt immerhin ohne Umschweife ein, als die namenlose Mutter beim FBI aussagen soll, das vermeintliche Safehouse gestürmt wird, woraufhin ihr einer der Üblen ein Messer in den 9. Monat rammt. Weil Jlo selbstverständlich die unmöglichsten Situationen unbeschadet übersteht, gilt dies gleichwohl für ihr Kind. Darüber hinaus steckt die Titelgebende zwölf Jahre Zeitsprung ohne eine zusätzliche Falte weg, sie kann ein Fahrzeug durch den Unterboden betreten und es mit einer Messerspitze im Zündschloss starten und durch halb Havanna eine Verfolgung aufnehmen, ohne einen Kratzer davonzutragen.
Zugegebenermaßen sind die Actionszenen recht straff inszeniert und auch Schneemobile im verschneiten Alaska machen sich gut. Die wenigen Zweikämpfe kommen ebenfalls einigermaßen knackig, obgleich auch hier deutlich sichtbar auf ein Double zurückgegriffen wurde. Ansonsten performt die Lopez hinsichtlich der eher eindimensional angelegten Figur der beinahe emotionslosen Kämpferin okay, gleiches gilt für die übrigen Mimen.
Weniger gut ist es um die vorhersehbare und mit einigen Klischees angereicherte Geschichte bestellt, die einerseits recht vage bleibt und andererseits keine Kniffe oder Wendungen parat hält, um in irgendeiner Form zu überraschen. Die Motivationen der Gangster bleiben ebenso nebulös wie die Frage nach dem Erzeuger und auch ein Training für den Nachwuchs erzielt kaum den gewünschten A-ha-Effekt. Zwar erfährt der Showdown eine leichte, dramaturgische Steigerung, doch in Sachen Spannung lässt sich insgesamt nicht viel mitnehmen.
Zwar macht es sich bezahlt, mit echten Wölfen zu drehen und bei längeren Verfolgungsjagden einen glaubhaften Kollateralschaden zu erzeugen, doch innerhalb der 117 Minuten stellen sich einige merkliche Längen ein, welche die Action unterm Strich nicht zu kaschieren vermag. Letztlich stellt der Streifen bestenfalls Durchschnitt dar, der aufgrund mangelnder Originalität problemlos ausgelassen werden kann.
Knapp
5 von 10