Review

Tick… Tick… Babyboom!


Du bist deutlich über dreißig, weiblich und hast noch keine Kinder? Und bist dennoch happy, erfolgreich und angekommen? Laut unserer Gesellschaft stimmt da dann doch oft irgendetwas nicht mit dir (und deinem Partner)… Genau dieses Thema und diese hochgezogenen Augenbrauen, diesen Druck und diese fehlgeleiteten Erwartungen behandelt das Horrordrama „Clock“ auf Disney+ über eine Frau in diesem Alter, die sich auf Drängen ihrer Familie und Freunde in eine Klinik begibt, die sie heilen soll - denn ihre innere Uhr scheint (anders als bei „jeder“ anderen Frau) nicht zu ticken was Fortpflanzung betrifft…


A Cure For Wellness


Vielleicht ist „Clock“ nicht ganz so ausgefeilt und clever wie er meint zu sein oder verdient gehabt oder wie es ein erfahrenerer Regisseur auf die Beine gestellt hätte. Dennoch hat Alexis Jacknows Regiedebüt genug tolle Ansätze, Gesprächspotenzial und verstörende Bilder, dass man ihn locker empfehlen kann. Erst recht wenn einen das Thema Schwangerschaft und Nachwuchs selbst beschäftigt, wenn man selbst oft genug mit dem Kopf geschüttelt hat, wenn man mal wieder gefragt wurde, wann man denn Kinder bekommen will und warum man damit so lange wartet. Dianna Agron spielt herausragend, die Oberärztin ist wirklich fies, die Einstellung der Gesellschaft zu Leuten, die keine Kinder wollen, ist fast noch fieser. Und eben ganz realer Kern des hier thematisierten Horrors. Als ob das eine Krankheit wäre, als ob man seinen Stammbaum oder gar die Menschheit so höchstpersönlich beendet. Über den Bezug zum Holocaust kann man streiten. Unglücklich, finde ich. Das Ende wirkt etwas gecheated und simpel. Aber im Grunde gibt’s wie gesagt genug zu fürchten, genug zu reden, weit über den Abspann hinaus. Was immer ein gutes Zeichen ist. 


Fazit: super spannendes und diskussionswürdiges Thema - guter Film. Der noch besser und packender hätte sein können. Dennoch reicht’s bei „Clock“ für einen Tipp - egal ob man Kinder hat oder will oder nicht. 

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