Der Einfluss von Neil Marshalls Monsterhorror „The Descent“ scheint immer noch ungebrochen, denn hin und wieder gelangen einige Kreaturen an die Oberfläche, sofern sie nicht in Schächten schlummern. Der neuseeländische Regisseur Scott Walker, der bis dato zehn Jahre pausierte, setzt immerhin auf Effekte frei von Computereinsatz.
Oregon 1978: Eigentlich führen Jules und Ben ein kleines Zoogeschäft in Kalifornien, doch Ben erbt ein ihm fremdes Haus an der Küste, welches seine verstorbene Mutter verschwieg. Kurz nach ihrer Ankunft entdeckt die Familie einen Schacht mit Trinkwasserzugang, was Ben instand zu setzen versucht. Das hätte er mal besser gelassen…
Endlich mal wieder die 70er. Leider schimmert die Dekade nur teilweise durch, mittels der wenigen Fahrzeuge und entsprechender Klamotten wie ein Led Zeppelin T-Shirt. Der Hauptschauplatz des heruntergekommenen Hauses war seit 1946 nicht mehr bewohnt, was trotz detailliert gestalteten Interieurs keinen direkten Einfluss auf die Handlungszeit hat. Im Mittelpunkt stehen drei Figuren, deren Charakterisierung eher lau ausfällt. Dass Jules ein Studium in Tiermedizin begann, hilft natürlich ungemein bei der Kategorisierung einer völlig fremden Bedrohung, die viel zu lange auf sich warten lässt.
Sobald Töchterchen nachts aufgrund unerklärlichen Knarzens hochschreckt, könnte es sich genauso gut um einen verirrten Waschbären, einen gelangweilten Poltergeist oder, und das scheint zunächst nahe liegend, um arbeitendes Holz im Haus handeln. Dennoch schauen entsprechende Elternteile minutenlang mit der Taschenlampe nach, was schlicht keine Spannung zutage fördert. Zwar kündigt sich das Monster irgendwann auch akustisch an, doch es benötigt eine irrelevante Nebenfigur, um nach einer Stunde endlich das Tempo zu steigern.
Das Monster, welches allenfalls einen abzuleitenden Hintergrund erfährt, dürfte primär die Maskenbildner beschäftigt haben. Die Kreuzung aus Eidechse und Alien ist zweckdienlich gestaltet, doch aufgrund teils unzulänglicher Ausleuchtung, vor allem im titelgebenden Schacht, gerät das Treiben mitunter ein wenig unübersichtlich. Auch das Blutvergießen bleibt überschaubar, was mit entsprechender FSK16 konform geht.
Während die drei wesentlichen Mimen zweckdienlich performen und sich der Score irgendwo zwischen belanglos und tauglich einpendelt, stechen anbei einige Flashbacks negativ ins Auge.
Um diese hervorzuheben wurde ein extremer Blaufilter bemüht, was schlichtweg nicht in die 40er passt, sondern eher wie ein surrealer Traum daherkommt. Bestenfalls.
Ansonsten gestaltet sich der Vorlauf innerhalb der zu lang geratenen 100 Minuten eher langweilig und zu ausladend, wogegen das letzte Drittel mit passabler Action und ebensolchem Timing punktet. Das hievt die Angelegenheit gerade noch auf Durchschnittsniveau.
5 von 10