Neben anderen Regiekollegen wie Kwong Yip-Sang, Chow Wah-Yu, Raymond Lee, Lee Lik-Chi und Cheuk Ang-Tong war es vor allem Johnnie To, der als Ausführender für die damals (ab Ende der Achtziger) regelmäßigen Fernsehfilme des Senders TVB (Television Broadcasts Limited) zuständig war; dies bevorzugt als Verkauf auch in den ausländischen Markt und als Spezialität gegenüber dem konkurrierenden Sender ATV (Asia Television Limited), die dergleichen auch ab den frühen Neunzigern am Produzieren und so nachziehend sind. Neunzigminüter für die schnelle und spezielle Unterhaltung, als Besonderheit in der Ausstrahlung und zumeist mit den populären Stars der jeweiligen gefragten Stunde und zur Promotion gegenseitig, dem der Schauspieler und zurückfolgend dem des Vertriebshändlers angelegt. Bei It's No Heaven (der wie fast alle der ersten Werke, ab einschließlich The Last Vampire am 26.11.88) von Thomas Tang Wai-Hung produziert wurde) kommt als Zusatz noch hinzu, dass To hier bereits mit Wai Ka-Fai als Drehbuchautor zusammenarbeitet bzw. dieser zuständig für das Skript und damit der erste Bestandteil einer langjährig fruchtbaren Verbindung, quasi der Grundstein der später gegründeten, einschneidend und entscheidend das HK Kino beeinflussenden Milkyway Image (HK) Ltd. ist:
Nach einer Vergeltungsaktion gegen den Sohn eines hochrangigen Politikers, der sich zuvor der Vergewaltigung und der Ermordung schuldig gemacht, aber nicht zur Rechenschaft gezogen wurde, müssen die Polizisten Aaron [ Mark Cheng] und Awen [ Leung Si-Ho ] von Guangzhou nach Hongkong fliehen. Dort finden sie zwar eine schlecht bezahlte und gefährliche Arbeit auf dem Bau, werden aber vom Auftraggeber Kun [ Sunny Fang Kang ] an die Behörden verraten, um die Lohnkosten zu sparen. Aaron, der zwischenzeitlich bei den aus der Heimat bekannten Quan [ Liu Kai-Chi ] und dessen Frau Feng [ Carrie Ng ] unterkommt, schließt sich der Bande von Xiong [ Felix Wong ] an, der einen Raubüberfall plant, im Auftrag von Kun, den Aaron nicht vergessen hat.
Militärische Klänge fast, weiße Schrift auf schwarzen Hintergrund, eine Flucht nach vorn, vor dem Feind hinweg. Mit Hunden wird gejagt, mit Suchscheinwerfern und Pistolen, ein letzter Sprint, ein Sprung ins Meer. Tod durch Erschießen oder Tod durch Ertrinken, in Guangzhou beginnt die Geschichte, unwesentlich eher, als Rückblick bereitgestellt, die Prämisse von hinten herum erklärt. Polizist ist man da noch, auf der richtigen Seite des Lebens, auf der Seite des Gesetzes, in schnieker Uniform, das Glück nur für Sekunden hold, die eigene Familie im Trauten Heim angegriffen, vergewaltigt und getötet, der Täter überführt, aber laufengelassen, das “Warum?“ ist in den chinesischen Untertiteln bereitgehalten, Reichen- und Politikerklüngel, Amigogesellschaft, das übliche Übel, selbst in der VRC ein Thema. Gestraft wird trotzdem, auf seine Art und Weise, mit der Selbstjustiz vor dem eigenen Revier noch, dem Erschlagen mit dem Fahrrad, trotz Gegenwehr der Kollegen.
Ein Blutakt in den Straßen, eine Rache im Vollzug, ein Freundespaar in den Fluten, gespült nach Hongkong, als Illegale im Lande, als unfreiwillige Kriminellen, Einer kämpferisch begabt, der Andere unfähig, schmächtig und klein, beide mit Unkenntnis der Materie, Mark Cheng mit Schauspielführung und Muskeln, Leung Si-ho talentfrei und eher Klotz am Bein; er stürzt allerdings in den Tod und auf einem Stahlstreben, er bleibt nicht allzu lang anbei. Eine neue Welt wird erkundet, raus aus dem Mutterland, in die Sonderverwaltungszone rein, mit dem nächsten Halunken nur eine Ecke weiter, Regisseur To muss in seinem vierten Langfilm, dem ersten Telemovie das Tempo hochhalten, sonst geht die (an die Long Arm of the Law + City on Fire erinnernde) Geschichte flöten, es gibt schnell den nächsten Missbrauch, die nächste gefährliche Situation, man hat sich Schleusern angeschlossen, der Schritt ins richtige Verbrechen ist nicht weit. Ein Actiondrama erzählt man hier, ein Drama mit Actionszenen, die Gegebenheiten ärmlich, kein Pass, keine (legale) Arbeit, keine Wohnung, kein Geld, keine Gegenwart und keine Zukunft, nur eine Gehorsamkeit gegenüber der Gangsterbande, eine Gelehrsamkeit des Daseins, die Mahlzeit wird selbst mit einer Prise Bauschutt gegessen, eine Anpassung der Existenz.
Sozialkritisches wird hier auch geboten, zudem sieht man viele junge Gesichter, die heute noch bei TVB zum Stammtisch gehören, man sieht sowieso viele Neulinge in Kleinrollen, Carrie Ng, Lee Shing-Cheong, Liu Kai-chi, Ng Man-tat, Felix Lok und Felix Wong, Wayne Lai und Lee Siu-kay, Yuen Bun und To Selber, die Liste setzt sich fort. So prominent die Besetzung später wurde, so karg die Zustände erst, ein täglicher Kampf um Leben und Überleben, am unteren Rand der Gesellschaft, am Ende der Verzweiflung, bei Widerstand wird die Zementgrube ausgehoben und man als Fundament des Baubooms beerdigt. Die Metropole wird von einer Art besseren Besenkammer aus gezeigt, von einer Baustelle ohne Gewerkschaft und Arbeitssicherheit, es wird sich über Kleinigkeiten und das Erleben des nächsten Tages gefreut.
Die Inszenierung dessen ist fest, aber nicht so eng, engagiert und persönlich scheinend wie Story of Nam, sie ist ein bisschen sprunghaft und unfokussiert, sie verzichtet nicht auf Stunts, eine waghalsige Kletterei an Bambusgerüsten, ein Dauerlauf durch Matsch und Feld und die eng befahrenen Straßen der Stadt, vorneweg der frühere Polizist, jetzt die HKPF auf den Fersen und im Nacken. Ein permanentes Versteckspiel, von einem Bretterverschlag zum nächsten, von der Hand in den Mund lebend, ein Duckmäusertum auch, einzig von Darsteller Cheng ein Aufbegehren, viel Körperlichkeit, das Ausüben kämpferischer Aktionen und eigener Akrobatik, eine Laufbahn im B-Actiongenre die Folge, der Lohn der Bemühung. 1988 hat To (zusammen mit Andrew Kam) im September des Jahres auch The Big Heat auf die große Leinwand gebracht, hier (Premierendatum 03.12.88) werden kurz danach für die kleine Mattscheibe Schießereien nach Raubüberfällen und in Zeitlupen explodierende Autos gezeigt, es wird die Gewalt etwas zelebriert, die Faszination des Bösen, es werden Beamte als Zielscheibe und Kugelfang benutzt, es wird sich (nach längerem Vorlauf und dialoglastigen Aufbau) auch als Reißer probiert, optisch einfach gehalten nur, in der üblichen Videooptik.
Viele narrative Zutaten, manche eher für einen Zweiteiler oder eine Miniserie geeignet, eine Dreiecksbeziehung, mehrere Bekannte aus der Heimat, verschiedene Perspektiven, die das Geschehen eher verwässern, als streng konzentriert halten, dazu die Begrenzung der Umgebung, der erhöhte Stress durch viel Streiterei, die mit 102 Minuten verhältnismäßig höhere Laufzeit. In das Zentrum der Stadt wird selten gegangen, meist abgeschieden außerhalb, mit kleinen Gassen und vielen Zäunen gelebt, einem Gefängnis gleich. Das große und vor allem schnelle Geld und die Rache auch ist woanders zu holen, man muss in die Hochhäuser und am besten (mit einem finalen Amoklauf) ganz nach oben, und man muss vorher in das Kugelballett, in den Blei- und Blutregen, in die Belagerung mit einem Großaufgebot der Eingreiftruppe rein.