iHaveCNit: The Old Oak (2023) – Ken Loach – Wild Bunch
Deutscher Kinostart: 23.11.2023
gesehen am 15.11.2023 in der Spotlight-Sneak OmU
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie - Parkett – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr
gesehen am 24.11.2023 in OmU
Mal Sehn Kino Frankfurt – Reihe H, Platz 10 – 19:30 Uhr
Der vermutlich beste Film des Wochenendes ist auch der vermutlich letzte Film des mittlerweile 87-jährigen Regisseurs Ken Loach, mit dessen Arbeit und Werk ich bis jetzt noch nicht in Berührung gekommen bin. Da hat sich der glückliche Zufall ergeben, dass ich zum Einen den Trailer zum Film „The Old Oak“ vor kurzem gesehen habe und diesen auch bereits eine Woche vor dem Start in einer Sneak sehen konnte. Denn „The Old Oak“ hat mich sehr berühren können.
Einst florierte die nordenglische Stadt Durham als Bergbau das Leben und die Menschen der Stadt prägte. In dieser Zeit war auch die Bar „The Old Oak“ die große Begegnungsstätte der Stadt, doch die Auswirkungen des Kapitalismus hat Wunden in Durham, seinen Menschen und auch bei der Bar „The Old Oak“ und dessen Besitzer TJ Ballantyne hinterlassen. In bereits desillusionierten Zeiten 2016 kommen jedoch syrische Flüchtlinge, darunter die junge Yara in Durham an, was von einigen Bewohnern Durhams mit feindseligem Argwohn betrachtet wird. Doch gerade die Begegnung von TJ Ballantyne und Yara könnte für etwas Annäherung von beiden Seiten sorgen und auch zumindest ein wenig vom damaligen Gemeinsamkeitsgefühl „You eat together, you stick together“ wieder nach Durham bringen.
Mit „The Old Oak“ liefert Ken Loach noch einmal zum Abschluss seines Werks eine Liebeserklärung an die Arbeiterklasse im normalen, ländlichen Raum Englands auf sehr bodenständige, herzliche, berührende Art und Weise mit einem gewissen Feingefühl und Verständnis für die Menschen und ihre Einzelschicksale. Gerade im filmischen und gesellschaftlichen Kontext und der Verbindung mit dem Beginn der syrischen Flüchtlingskrise und der Migration vieler syrischer Flüchtlinge im europäischen Raum schafft der Film damit einen wie ich finde wichtigen Unterbau als Erklärung für die teils ablehnende, ausgrenzende und mit Neid und Missgunst angereicherte Haltung, die bei entsprechender Radikalisierung auch ins rechte, rassistische Gedankengut abdriften kann, wenn man aufgrund eines aussichtslosen Kampfs hilflos mit ansehen musste, wie die Auswirkungen des Kapitalismus einem das weg genommen hat, was einem einst viel Wert gewesen ist. An der Spitze dieses Films glänzen Dave Turner und Ebla Mari in den Rollen von TJ Ballantyne und Yara, die die kulturelle Annäherung in Durham vorantreiben und auch im Rahmen der Möglichkeiten wieder zu einem gewissen Glanz verhelfen wollen. Und hier schafft es auch Loach ein sehr menschliches, verständnisvolles Bild für die Sorgen, Schicksale und Ängste syrischer Flüchtlinge in den Film zu integrieren. Gerade mit diesem, wenn auch wenig subtilen Plädoyer für Menschlichkeit und Zusammenhalt ist „The Old Oak“ ein tragisches, berührendes Sozialdrama und damit verbunden ein wichtiger filmischer Beitrag für den Umgang mit Flüchtlingskrisen und auch ein Lobgesang auf die Arbeiterklasse.
„The Old Oak“ - My Second Look – 9/10 Punkte.