Da isser wieder, der olle Kadaverfresser; launiger wie nie zuvor!
Vor 44 Jahren erregte ein Film die Gemüter und polarisierte zugleich. Sein Titel, Programm! Der "Man-Eater". Dieser verbotene Kultstreifen mutierte zum sagenumworbenen Geheimtipp unter Horrorfans und Gorebauern. So einige probierten von der verbotenen Frucht, mit gemischten Gefühlen. Die einen kotzten sich die Gedärme aus dem Leib, die anderen fanden gezeigtes einfach nur geil, die meisten wiederrum attestierten dem Joe D'Amato Splatter pure Idiotie. Es folgte 1981 die Pseudo Fortsetzung "Absurd" sowie ein deutsches Revival von Andreas Schnaas 1999. Es sollte 2022 so kommen, das ein weiterer Ableger aus dem Kannibalismussubgenre hinzustiess. Verbrochen hat dies kein geringerer als Dario Germani (was für ein toller Name). Immerhin inszenierte man im Mutterland des "Man-Eaters", dies die gute Nachricht, allerdings sollten sich die Erwartungen nicht auf Überraschungstorte freuen. Denn Germani ist ein Genrewandler. Er drehte mal hier mal dort; aus jedem Genre mal etwas aus dem Kasten gezaubert, welche Titel hier kaum Anklang fanden. Bis er von dem ominösen "Menschenfresser" hörte und daraus sein eigenes Süppchen kochen wollte.
7 Studentinnen und ihre Dozentin machen zwecks Studienrecherchen einen Aufenthalt für ein Wochenende in einem verlassenen, aber modernen, museumsartigen Atomschutzbunker mitten in der Pampa. Dort lassen sie sich, fast schon mutprobenartig von einem dort verwaltenden Hausmeister einsperren. Doch bereits die erste Nacht beginnt für die jungen Damen, tödlich zu enden. Denn ein gefräßiger Kannibale hat sich in den langen Gängen des Bunkers eingenistet und macht Jagd auf das Frischfleisch, um seinen gierigen Hunger zu stillen.
Ja, das hört sich doch alles wie das Original an und beginnt auch recht optimistisch; doch wieder am Ende alles mehr Schein wie Sein! Was hier eigentlich hätte eine Hommage oder Quasi Reboot abgeben sollen,erinnert dann letztendlich doch mehr an ein Revival altgedienter Backwoodslasher a la "TCM" oder "Wrong Turn" mit nem ordentlichen Schuss "The Hills have Eyes". Schon der Prolog lässt uns erahnen, was auf den sadistisch geneigten Gorehound zukommt; abstossend brutale Bilder zur munteren Einstimmung auf den vermeintlichen Rest des Films.
Leider sieht man dem Splatterporno in jeder Minute das niedrige Budget an: Flache Dialoge, eine billige Kameraoptik, sowie untalentierte No-Names. Germani versuchte, das beste aus der geklonten Story herauszukitzeln. Es blieb aber nur beim bescheidenen Versuch. Hätte das Drehbuch mehr auf Spannung aufgebaut, ein paar tolle Plottwists miteingearbeitet, wäre aus der Rückkehr was ganz tolles geworden. Aber so bleibt alles nur routinierte,fast schon amateurhafte 08/15 Stangenware, aalglatt nach Schema F abgearbeitet.
Denn der Fokus wird hier genüsslich und mit voller Kameralinse drauf, auf die barbarischen Folter-und Tötungsexzesse gelegt. Hier ging es Germani lediglich darum, so überzogen brutal und ekelhaft den Kannibalismus in allen Formen zu zelebrieren. Dabei ist die überspitzte Figur des Menschenfressers eher gewöhnungsbedürftig anzusehen, erinnert sie doch stark an einen vertrockneten und mumifizierten Greis, oder an Freddy Krüger ohne Schlapphut, Kringelpulli und dazugehörigen Messerhänden. Kein ebenwürdiger Konkurrent zum einst kultigen George Eastman.
Schauspielerisch alles etwas verwerflich angerichtet, unter ferner liefen Talente. Einzig hervorzuhebende Pluspunkte wären die düsteren Musiktöne, die jederzeit passend plaziert wurden und die teilweise gut getricksten Effekte, die das eigentliche Herzstück Germani's darstellen sollten (kennt man von unserem deutschen Pendant Olaf Ittenbach), wobei nicht alle Special Effects zu überzeugen vermögen. Spätestens bei den Hautabziehsequenzen weiss man, wo der Frosch die Locken hat. Die Story läuft sich ermüdend, treibt nicht voran und so wiederholt sich der Kreis des Schicksals aller Damenschaften: erst wird gemurkst und danach schnabuliert. Im Ene, mene, Muh Verfahren wird hier ein Opfer nach dem anderen spektakulär zerlegt und vom Nimmersatt verspeist. In solch einem Fall versagt die Spannungsschraube kläglich, obwohl die Idee mit dem Bunker zwar nicht neu aber nett erschien, was der Atmosphäre trotzdem einen Abbruch machte.
Germani wollte keinen Lehnenkraller, er wollte einen überdrüssigen, storymässig unbeholfenen Blutbadschocker, um die Grenzen des Erträglichen zu sprengen, um auch möglich eine Konkurrenz zu "Art" the Clown zu stellen. Visuell gesehen, dürfte ihm das gelungen sein, aber inhaltlich hinkt er hinterher und bietet dem Zuschauer auch noch ein unverschämt unrealistisches und dummes Ende. Aber sehen Sie selbst und werden Sie Zeuge der unfassbaren Brutalität Italiens.
Spannungsfreie Blutwurst-Schlachtplatte, für all diejenigen, die es sehr fleischig mögen. Sinnfrei, aber für Gorebauern ein gefundenes Fressen.Ein roher Snack für zwischendurch, aber den hätte man nicht drehen müssen. Nichts für sanftmütige Weichklöten!
Ist die SPIO JK Freigabe gerechtfertigt? Auf hohe Kosten kommen die, die Blut mögen, abgetrennte Körperteile und andere fiese Extremitäten. Heute indiziert die BPjM kaum noch was. Früher hätte man solche Film beschlagnahmt, meiner Meinung nach ein klares ja und eine fette Indizierung oben drauf für die unmenschlichen Barbareien.