Der Film wartet erstmal mit einer Überraschung auf, er ist tatsächlich von einem ehemaligen Regisseur eines Jackie Chan Filmes gedreht, von Vash Yan Jia, der dessen vergeblichen Ausflug ins Fantasygefilde The Knight of Shadows: Between Yin and Yang (2019) gewerkelt hat, mit mal positiven und mal auch gewöhnungsbedürftigen Aspekten. Aufgrund des finanziellen Misserfolges mit einem Einspiel nur von 25 Mio. USD wurde man wahrscheinlich gleich verbannt, ins 'Movie Jail' geschickt, d.h. nun in den Subscription Video On-Demand Over-the-top Streaming Service namens iQIYI und Co. geschickt, wo man sich mit dergleichen Werken wie hier Sniper: Counter War (Alternativtitel) gegenseitig zu Leibe rückt und um jeden Zuschauer kämpft. Dass Ringo Yu Rongguang hier und damit die nächste Verbindung zu Chan die Hauptrolle spielt, ist dann weniger überraschend, Yu ist nun schon seit Anbeginn der Zeit in der Digitalen Distribution zugange und auch gefragt, die alte Schule quasi, die Garde von früher:
Während einer Begleitmission wird das sogenannte Storm Team plötzlich unter Beschuss genommen, einzig Captain Gao Zhan [ Yu Rongguang ] kann mit Müh und Not und auch schwerverletzt fliehen und gerät prompt in Verdacht des Verrates, weswegen und zum Beweisen seiner Unschuld auch entflieht und sich untertaucht. Ein halbes Jahr später führen Gao Zhan und die Rache suchende Pang Jian [ Xing En ] vom sogenannten Tiger Team eine Geiselrettung an, stoßen aber auf die gleichen Widerstände und verbünden sich schließlich und erstmals nicht freiwillig mit Gao Zhan.
Somewhere in Southeast Asia ist das hier wieder, überall und nirgends, bloß nicht in China. Mit fliegendem Start wieder auch angefangen, die Filme meist in den ersten und den letzten Minuten rasend, dazwischen gut abgehangen. Größere Drohnenaufnahmen bekommt man hier geboten eingangs, nicht bloß Wald und Wiese (das kommt später), sondern ein industrielles Zentrum, ein städtisches Instrumentarium, dazu Nachrichten über den Äther, die einen Raub beschreiben und die Verfolgung und Flucht, Alarmstufe Rot. Das Massaker ist bereits passiert, es wird die Rückblende geschaltet, das auch übliche Prozedere, wahrscheinlich ChatGPT am Drehbuch. Die KI am Schreiben, am Drehen und am Formulieren. Um die Observation eines Waffendeals ging es hier, draußen vor den Toren der Stadt, der Sniper mit seinem Team als Security, man merkt früh, da stimmt was nicht; bald geh es hoch her. Blutige Einschüsse sind zu vermelden, ein Scharfschütze gegenüber, rasch ein halbes Dutzend erster Toter, noch vor der Reaktion, man hat mit vielem gerechnet, mit allem scheinbar nicht. Ein Duell steht an, dazwischen explodieren Autos, an Waffenwirkung ist man deutlich unterlegen, dem Fortschritt ausgesetzt, wird hier hoffnungs- und chancenlos gemetzelt. Ein Fabrikgelände galt als Schauplatz des Sterbens, eine Bauruine, mauernsprengend aber die Einschüsse, eine vergebliche Gegenwehr.
Stunts wurden und werden geboten, Blutpäckchen am Explodieren, eine allgemeine Verschwörung auch, die Ausländer wieder am Konspirieren. Berechtigte Paranoia breitet sich bald aus, schwer verletzt noch am Verteidigen. Eigene Ermittlungen werden angestellt, ein Auf der Flucht im Sniper-Milieu, die eigentliche Geschichte kann beginnen. Zwei Seiten einer Medaille wurden und werden bereitgehalten, Yu nicht mehr der Jüngste, Mitte 60 schon, jahrzehntelang führender Actionstar der VRC, bevor diese solche Filme überhaupt produziert haben, selber Regisseur auch, selber Produzent, eine Karriere seit Mitte der Achtziger, vorher Ausbildung bei der Beijing Film Academy, auch bei der Beijing Opera schon als Kind. Der Regisseur setzt hier eingangs auf schnelle, wirkungsvolle Montagen und Ereignisse, auf viel Technik, auf kräftige Bilder, letzteres auch beim The Knight of Shadows vorhanden, dort aber komplett anderes Genre und auch eine familienfreundliche bis naive Richtung. Dergleichen Aufwand wird hier natürlich nicht geboten, man bemüht sich aber um den richtigen Anschein, um Massenszenen, um auch städtische Ereignisse, größere Veranstaltungen, edlere Komitees. Ein Attentat als Ablenkung, die Bewachung groß, ein Hinauslocken in eine Falle, ein Shootout im Parkhaus. Statt um Drogen geht es hier um Energieexperten, wenigstens eine neue Motivation, ein anderes Motiv, wird sich auch bald wieder vorbereitet und schick gemacht für den nächsten Einsatz, raus aus dem selbstgewählten Asyl, rein in das kämpferische Kalkül.
Ein Actionkrimi im Kommen und im Werden, ein Alleingang, ein Mann im Wiederherstellen seiner Reputation, und natürlich in der Vengeance, dem Titel gerecht werden. Yu zeigt dabei auch etwas Martial Arts noch, er ist natürlich nicht mehr der Agilste, die Jahre haben ihren Tribut gezollt, die andauernden Anforderungen, das ewig lange Training. Das Tempo hier bleibt erstaunlich hoch, viele Attacken, gute, flexible Umsetzung, ständig in Bewegung, willkommene Schusswechsel, dazu Detonationen, die eine deutliche Sprache sprechen. Angriffe auf das traute Heim, Handgranaten allerorten, eine Choreografie von Lu Zhengguang, der sonst eher das Fantasy- und/oder das Wuxiagenre bedient. Lu hat hier auch wirklich viel zu tun, die Second Unit ordentlich am Werkeln, wenig Atempausen werden gegönnt, dramaturgisch (und darstellerisch) nicht gänzlich ausgereift, aber immerhin am Bemühen. In Sachen Skript erinnert man eher an Sniper: Nanocrisis (2024), Wunderwaffen, Wissenschaftsmissbrauch, die gute alte Handwirklichkeit gegen vollkommen gewordene tödliche Mechanik, später wieder eine Insel als Schlachtfeld, eine wäldliche Ödnis als Kriegsgebiet. Dialoge braucht man dafür eigentlich nicht, man kann dem Plot auch so folgen, einiges wird auf Englisch dargereicht, das macht es nicht intelligenter; die Schauspieler der Langnasen ebenso unbekannt und unbedarft wie die der Rotchinesen.
Folglich wird sich dann doch im Wald ausgetobt, mit einigen Bauten, mit Materialien zum Zerstören, eine Art Marina, einigen umherstehenden Ölfässern. Das Ganze ein wenig interessanter als vergleichbare Konstrukte, es zeigt eine Art Entwicklung auf, es geht auch vorwärts und nicht bloß seit- oder gar rückwärts, es sorgt für etwas Abwechslung, das ist nicht ganz verkehrt. Der Aufwand ist auch sichtlich da, einige Ideen vom Töten und getötet werden, viel Radau selbst im Dickicht und in den Büschen, wird das Unterholz abgesäbelt und weggesprengt, ein rasches nach vorne Dringen. Viel Blut, viel Blei, viel Kameraderie, viel Sterben für das Vaterland, viel sinistres Treiben, ein Soldaten-Spielen mit No Nonsense - Approach. Mittig etwa wird eine Frist auch gesetzt, die ist de facto zeitgleich mit dem Laufzeitrest.