"The only other film I made that was so seriously tampered with was "Marked for Murder." It's hard to believe, but it started out as a film about a teenager who sees a UFO, then is pursued by government agents. Ten rewrites later, it was about a lost shipment of heroin. I have to give Trimark (now it's Lionsgate) credit for the changes in that one; it became the highest grossing film I ever made. Leonard Maltin even gave it a good review. Of course, it's my only film today that isn't available on DVD."
~ Rick Sloane
Was dem Steven Seagal sein Marked for Death ist dem Wings Hauser sein Marked for Murder, könnte man meinen und möchte man denken; ... for Murder ist aber nicht nur eine Produktion mit B-Movie Favorit Hauser, sondern vor allem auch von Rick Sloane, der mit Hobgoblins seinen Einstieg in die Sphäre des guten-schlechten Filmes gemacht hat und darauffolgend und nur durch diese Arbeit hier unterbrochen ein ganzes halbes Dutzend der Vice Academy - Reihe fabriziert. Sloane als einer der Filmemacher, die über die eigene Begeisterung für das Medium selber zu ihm gekommen sind, einer der Macher von der Sorte Wynorski oder (Fred Olen) Ray, die sich freiwillig eher mit dem 'Bodensatz' des Geschmacks beschäftigt haben, und irgendwo auch noch stolz und zur damaligen Ära der Videothekenherrschaft und der Kabelsender für das erwachsene Publikum auch zusätzlich erfolgreich damit waren.(Nur weniger bekannt, also nicht richtig gehasst und auch nicht heimlich geliebt, also eigentlich eher ignoriert.):
Bei einem observierten Drogenhandel wird trotz Aufsicht vom Agent Winfield [ Blake Bahner ] sein verdeckt arbeitender Partner vom Dealer erschossen, gefilmt wurde das Ganze zusätzlich vom Fernsehheini Emerson [ Wings Hauser ] und dessen Kameramann Kent Anderson [ Scott Pearson ]. Das FBI unter Leitung von Rainier [ James Mitchum ] hätte gern zumindest eine Kopie der Aufnahmen, um sich ein eigenes Bild zu machen, taucht aber Anderson bald tot auf und hat auch der flüchtige Dealer selber den Abend nicht überlebt. Emerson schickt seine Assistentin Justine [ Renee Estevez ] und Corey [ Ken Abraham ], das tollpatische Mädchen für Alles im Studio auf die Suche nach dem Tape, wobei beide schnell selber unter Mordverdacht stehen.
Wenn man nicht wüßte, dass der Film ernstgemeint sein soll und straight, und wenn man nicht auch die Aussagen des Regisseurs (und Autors und Produzenten) Sloane hätte, würde man daran schon zweifeln und eine weitere Komödie eingangs vielleicht vermuten oder auch ein Schelmenstück. Ausgehend von einer Pre-title, die im nächtlichen Szenario die Zusammenarbeit von Polizei und Presse während eines fingierten Drogendeals aufzeigen soll und in einem Massaker mit zwei Toten endet, macht schon der erste und oft entscheidende Eindruck des Filmes nicht allzu viel her; gerade die Bewegungen der Darsteller sind sloppy, die Dramaturgie ohne Aufbau und Höhepunkte und die Montage hängt. Hauser ist das übrigens schon im Bilde und spielt sich so durch, leger mit den Händen in der Hosentasche und wie im ersten Take, in der Übung, die er nicht braucht, hat er das Schauspiel doch wie im Schlaf perfektioniert.
Keine Einschüsse also, aber bald drei Tote, die Produktion sichtlich klein bis kleinst bis von Cents finanziert gehalten, wenn auch in der Besetzung mit weiteren bekannten (Nach)Namen wie Renée Estevez, zu dessen Ehren auch Martin Sheen ein Cameo – die Szene ist übrigens Gold – absolviert und James Mitchum, dessen Vater Robert allerdings nicht anwesend und es wahrscheinlich auch besser wissend ist. So richtig straight ist der Film natürlich nicht, dafür sind auch die erwähnten Darsteller (abgesehen von Hauser natürlich) nicht fähig dazu, ihre dürren bis dämlichen Dialoge glaubhaft aufzusagen und mit konkludenter Mimik und Gestik zu agieren, müssen sie angesichts des Skriptes auch nicht, welches schon in der Prämisse mit dem MacGuffin hakt und dies sichtlich auch bloß als Ausrede für etwas Bewegung auf den Straßen und Interaktion aus dem Laientheater nutzt. Warum die Polizei eine geschlagene Woche auf eine Tatortaufnahme warten sollte, warum ihnen nicht einfach eine Kopie dessen angefertigt wird, warum auch die 'Fernsehstation' – in der eigentlich bloß Wetter vorgelesen wird – eine Woche auf eine doch so brandheiße Story verzichten sollte und warum zu Beginn der 'Geschichte' auch der Kameramann das Band zurückhält und nicht einmal seinem Produzenten gibt: Das ist sowieso nicht wichtig und die jeweilige Antwort weiß und braucht man nicht. Am Ende des ersten Drittels gibt es eine Verfolgung über die Landstraße und einen Autostunt, der zwar gut anfängt, aber schlecht endet und wahrscheinlich schon das Budget nicht bloß ausreizt, sondern gleich potenziert und sprengt.
Weniger ein moderner Actionkrimi Marke Hauser demnach, wobei dessen Werke vor und hinter der Kamera auch nicht preiswürdig waren und auch an allen Ecken und Enden von Talent, Können, Kreativität und Finanzen beschränkt, sondern eher ein tatsächlich verkappter Science fiction Film, sowas wie Sloanes Früharbeit von The Visitants (1986), wo sich mit dem 50er Jahre Trashkino im Hinterkopf in die Subkultur hinein und in die Spelunken einer Sendeanstalt, einer Tanzkneipe, einer Stripteasebar, eine Lagerhalle voll mit sichtlich leeren Pappkartons usw. bewegt, diese kurz erkundet und danach weiter im Nonsenseplot chargiert wird. Phasenweise erinnert das an einen schlechten, inhaltsleeren und unlogischen, aber viel beschäftigten Jungenstraum, Häuptling Popperlocke hier, der von einer gleichaltrigen, aber wesentlich erwachsener wirkenden und zusätzlich natürlich noch attraktiven und beruflich höherstehenden jungen Frau (mit kleinen Mäusepfötchen unter dem Oberteil) durch allerlei Abenteuer geschleift wird und ab und an auch mal Versprechungen der erotischen Art (beim Umziehen der Kleidung oder dem Duschen) gemacht bekommt. Aber außer einem Kuss am Ende nichts dergleichen erhält.