Die Organisation nennt sich Pentangle, abgeleitet vom Wort Pentagramm, dem fünfeckigen Stern. Es ist eine geheime, rechtsradikale Bruderschaft, welche aus dem Verborgenen heraus operiert, um Amerika wieder auf den rechten Pfad zurück zu führen. Doch die schönen Schlagwörter "für die Freiheit" und "für das Vaterland" dienen bloß als Vorwand, um ihren haßerfüllten Fanatismus und ihre extreme Gewaltgeilheit genußvoll ausleben zu können. Geleitet vom charismatischen Hitler-Fan Professor Elliott Glastenbury (John P. Ryan, It's Alive) führen sie nicht nur Anschläge auf unliebsame Gegner aus, sondern frönen in den Sümpfen Louisianas - bizarr maskiert - auch ihrer perversen Jagdleidenschaft, nämlich dem Jagen und Erlegen von Menschen. An die Spitze ihrer Abschußliste hat es nun auch der engagierte schwarze Politiker Larry Richards (Steve James) geschafft, der für einen Senator-Posten kandidiert und einiges bewegen will. Während eines Mardi Gras-Umzugs kommt es zu einem perfiden Mordanschlag, dem viele unbeteiligte Feiernde sowie einer von Richards' Söhnen zum Opfer fallen. Zusammen mit seinem besten Freund Matt Hunter (Michael Dudikoff), einem ehemaligen Captain des Geheimdienstes, trachtet Richards danach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.
Ein gutes halbes Jahr, nachdem sie erstmals gemeinsam auf der großen Leinwand in Erscheinung getreten waren, kehrten Michael Dudikoff und Steve James - das Action-Dream-Team aus American Ninja (1985) - bereits wieder zurück. Allerdings nicht in einer Fortsetzung (American Ninja 2: The Confrontation erschien erst 1987), sondern in einem neuen, gänzlich anders gearteten Action-Abenteuer. Die Dreharbeiten der Cannon-Produktion Avenging Force fanden von April bis Juni 1986 statt, vorwiegend in Louisiana, und erneut unter der Regie von Sam Firstenberg (Revenge of the Ninja). Firstenberg meint, daß Avenging Force sein bester Film ist, und ich bin durchaus geneigt, ihm zuzustimmen. Der Streifen hat so ziemlich alles, was ein gutes B-Action-Movie braucht. Die ordentlich charakterisierten Protagonisten sind sympathisch, während das rassistische Schurkenpack ein widerwärtiges Gesindel ist, das es einem leicht macht, sie zu hassen. Wobei die Elite der Bruderschaft aus unterschiedlichen Persönlichkeiten besteht, die vor allem das Motto "Survival of the Fittest" eint. Das Menschenjagd-Motiv wird zwar nur zu Beginn und im letzten Drittel des Filmes ins Zentrum des Geschehens gerückt, aber es schwebt wie ein Damoklesschwert auch über dem Rest der Handlung.
Daß Avenging Force so toll funktioniert, liegt nicht zuletzt an James Booths (Pray for Death) Drehbuch, das nicht nur gut strukturiert ist und sämtlichen wichtigen (und passabel gespielten) Figuren den nötigen Platz einräumt, um sie dem Publikum nahe zu bringen, sondern auch an der brisanten Geschichte selbst, die in all den Jahren nichts von ihrer Relevanz verloren hat. Außerdem hält der Handlungsverlauf einige Überraschungen bereit, mit denen man nicht unbedingt rechnen konnte. Des Weiteren punktet der Film mit eindrucksvollen Schauwerten (die Mardi Gras-Parade) ebenso wie mit coolen Locations (das Louisiana-Bayou), die geschickt in die Story integriert wurden. Das Tempo ist hoch, die Stimmung ist angenehm ernst und düster, der Score ist flott und stimmig, und die Action ist gekonnt in Szene gesetzt und abwechslungsreich gestaltet (ansehnliche Fights, klasse Shootouts, waghalsige Stunts, famose Explosionen), wobei auch der Härtegrad in einigen Momenten verblüfft. Firstenbergs größter Verdienst ist es jedoch, daß er dem Geschehen eine mitreißende Intensität verleiht, die man in Cannon-Produktionen selten findet. Der Film ist einfach packend inszeniert, und man fiebert mit den Protagonisten unwillkürlich mit, wobei Dudikoff die vielleicht beste Leistung seiner Karriere abruft.
Avenging Force braucht sich somit vor John Woos Hard Target (1993) und Ernest R. Dickersons Surviving the Game (1994), die ja ähnliches Terrain beackern, nicht zu verstecken. Tatsächlich ist Firstenbergs Survival-Kracher, der ursprünglich als Sequel zu Invasion U.S.A. (1985) konzipiert war, mein Favorit aus diesem Manhunt-Action-Trio. Denn abgesehen von den bereits genannten Qualitäten besticht Avenging Force auch noch durch seinen enormen Unterhaltungswert - der Film ist ein Paradebeispiel von 80er-Jahre-Action, die rockt! -, wobei anzumerken ist, daß die Action nicht allzu übertrieben und recht bodenständig gehalten ist, sieht man mal davon ab, daß Matt Hunter Unfaßbares einzustecken imstande ist. Zugleich ist immer mal wieder evident, daß es sich um einen Film aus der Cannon-Schmiede des legendären Produzenten-Duos Menahem Golan und Yoram Globus handelt, nicht nur aufgrund der coolen Stimmung, sondern auch wegen der einen oder anderen liebenswerten Verrücktheit, die deren Produktionen ja oft auszeichnen. Man denke hier etwa an die lustige Stuntpuppe, die anstelle eines Kindes abstürzt, den schrägen Puff in den Bayous, das kleine Mardi Gras-Massaker oder die peinliche Unfähigkeit des Geheimdienstes. Und gerade diese Dinge machen diesen harten und guten Actionfilm auch noch sehr sympathisch.