Die heute für Geeks wie mich schon so etwas wie ein Heiligtum darstellende Cannon-Kultstätte von Yoram Globus und Menahem Golan hat einige Actionperlen herausgebracht, die ganz offensichtlich nie mehr als B-Movies wahren, aber mit eigentlich viel zu hohen Budgets ausgestattet waren.
Das Prunkstück dieser Ära ist wohl „Avenging Force“, der zu der Zeit entstand, als das Studio noch kräftig florierte, was der Zuschauer dann auch anhand des fertigen Endprodukts zu schätzen weiß. So oder so haben weder Regisseur Sam Firstenberg, dessen „American Fighter“ – und „Cyborg Cop“ – Filme sich allerdings nur knapp geschlagen geben müssen, noch Michael Dudikoff („American Fighter“, „Platoon Leader“) jemals wieder so einen guten Film gedreht. „Avenging Force“ ist ihr Masterpiece, auf das sie beide zurecht stolz sein dürfen.
Der reißerische, sehr lineare Plot von James Booth, der sich auch fast zu Cannons Inventar zählen darf, schickt zweckmäßig und ohne Schnörkel in nicht ganz 95 Minuten Michael Dudikoff als Matt Hunter mit der standesgemäßen Vergangenheit eines Elitekämpfer des Geheimdienstes nach New Orleans, wo er seinem politisch aktiven und sehr erfolgreichen Kumpel Larry Richards (praktisch: „American Fighter“ – Partner Steve James) beisteht. Die beiden haben sich seit damals (natürlich) nie ganz aus den Augen verloren und als auf Larry ein Attentat, durchgeführt von einer elitären, rassistischen Loge aus Politik und Wirtschaft, verübt wird, beschließen beide ihren familiären Anhang in Sicherheit zu schaffen, um selbst zum Gegenschlag auszuholen.
Sam Firstenberg hält das Tempo hoch, die Klischees währenddessen deswegen meist knapp und konzentriert sich auf das Wesentliche: Action. Hunters tragische Vergangenheit, der Tod seiner Eltern durch eine Bombe, die ihm galt, und ein paar nun wirklich nicht den Film vorantreibende Dialoge mit seiner kleinen Schwester Sarah (Allison Gereighty) wirken sich nur kurzfristig negativ aus, denn der Actionanteil ist hoch, abwechslungsreich, bisweilen ziemlich hart und mit halsbrecherischen Stunts garniert. Stunt-Koordinator BJ Davis zeigt hier besonders wenn die Schergen aus ungesunden Höhen in die Tiefe krachen seine Klasse.
Doch es gibt hier mehr zu sehen, viel mehr und weil das Drehbuch ungewöhnlich gnadenlos mit den Akteuren auf beiden Seiten agiert, gibt es auch die eine oder andere Überraschung neben einer tollen Verfolgungsjagd, in denen der reichlich ramponierte Jeep ein paar spektakuläre Manöver in Zeitlupe abhalten darf.
Die Angriffe auf das, bald einen wahren Marathon an Auseinandersetzungen mit den Schergen des Pentangle-Zirkels absolvierende, Duo reicht von einer blutigen Auseinandersetzung mit reichlich Gunplay während eines Faschingumzugs bis hin zu einem wahrlich ausführlichen Kampf auf einem stillgelegten Fabrikgelände, wo dann eher die Handkanten sprechen und auch das eigentlich heroische Duo nicht zimperlich mit der zahlenmäßig überlegenen Opponenten-Schar umspringt.
Ausgefeilte Choreographien sollte man dabei nicht erwarten, aber was Firstenberg hier ein ums andere mal abzieht, ist schon allerliebst mit anzusehen. Auch der Angriff auf Hunters Farm mit hohem Blutzoll, dem in Flammen stehenden Haus und der rabiaten Exekutionen kann sich sehen lassen, obwohl zum Schluss offensichtlich eine Stoffpuppe vom Dach plumpst.
Das letzte Highlight ist allerdings das dreckige Finale, auf das die eröffnende Szene gleich zu Beginn des Films bereits hinwies. Die dekadenten Anführer Pentangle-Kaste frönen nämlich in den Sümpfen Louisianas der Menschenjagd, verkleiden sich und jagen ihre Beute mit meist archaischem Gerät quer durch die Botanik. Hunter wird in der letzten halben Stunde dann gezwungenermaßen nämlich zu Hunted und muss sich waffenlos der Angreifer in tödlichen, brutalen Kämpfen auf Leben und Tod in Regen und Schmodder, die der ernsten Stimmung sichtlich zuspielen, regelmäßig erwehren, bevor er dann den mit etlichen Waffen garnierten Schlussakkord im Waffenzimmer des Obermotzen anstimmt.
Die Klischees, vor allem bezüglich der herrlich hassenswerten Pentangle-Jungs, die sich auch mal exstatisch, verfallen in ihr faschistisches Gedankengut, eifrig zuprosten, die überbordende Hassenergie auf dem privaten Schießstand abbauen oder der unfähigen Anhängerschaft kurzerhand und ohne Vorwarnung den Prozess machen, werden hier natürlich groß geschrieben und wer damit nicht klar kommt, für den ist „Avenging Force“ mit Sicherheit nichts.
Streng verschreibt der Film sich dem Genre mit allen seinen Stärken und Schwächen – Männerkino eben.
In diesem rauen Filmklima kommen die Bösewichte schauspielerisch mal wieder besser weg, weil sie die Sadisten raushängen lassen dürfen und meist mit besseren Schauspielern besetzt sind. Michael Dudikoff (ohne zuviel Text) und Steve James sind auf diesem Gebiete nun mal nicht so die Leuchten, dürfen dafür aber die heroischen Actionhelden markieren. Dudikoff schlägt sich solide durch die einstudierten Kampfszenen in so ordentlicher, physischer Verfassung, dass seine fehlenden Martial Arts – Kenntnisse nicht auffallen.
Ihr Zusammenspiel gefiel mir in den exotischer angelegten „American Ninja“ – Filmen ehrlich gesagt etwas besser, auch weil Steve James humoriger war, was in „Avenging Force“ angesichts der Rolle leider unmöglich ist, aber hier haben sie die besseren Actionszenen und bleiben durchweg ein sympathisches, eingespieltes Team. Dagegen stinken die eintönigen, schwarz gekleideten Ninja-Horden in ihren weiteren Zusammenarbeiten schon ein wenig ab, weil die Actionpalette in diesem Film breiter gefächert ist.
Ungeschick kann man auch nur dem Drehbuch dann vorwerfen, wenn man außer Acht lässt, für wen dieser Film ursprünglich konzipiert wurde, denn vor allem der nun wirklich nicht gerade geschickte Einbau des scheinbar immer einen Schritt hinterher hinkenden, unfähigen Staatsapparats, ist letztlich doch eigentlich nur eine rudimentär integrierte Begründung für eine Fortsetzung, die zum Schluss ermöglicht wird, aber leider nie umgesetzt worden ist. Die teils arg lächerlichen Jagdkostüme hätten sich trotzdem gegen konventionelle Uniformen austauschen lassen...
Zum passenden Soundtrack von George S. Clinton („American Ninja 2: The Confrontation“, „Platoon Leader“) bleibt Firstenbergs Inszenierung grundlegend ernst und spannend. Schade nur, dass er aus den charakteristischen Kulissen von New Orleans nicht mehr herausgeholt hat. Das hätte noch mal einen Atmosphäreschub geben können. Denn das Mardi Gras war ein Einstieg der eigentlich auf mehr hoffen ließ, wobei der Ausflug in die unüberschaubaren, schwülen Sümpfe im Schlussdrittel dann jedoch für viel entschädigt.
Fazit:
Schade, dass das Konzept an den Kinokassen nicht zündete, obwohl es später in variierter Form doch noch mehrmals zu Erfolg führte.
Für Firstenberg und Dudikoff hätte „Avenging Force“ der Durchbruch bedeuten können, doch es sollte seinerzeit nicht sein. Immerhin konnten sie darauf noch „American Ninja 2: The Confrontation“ folgen lassen.
Angesichts des flott voranschreitenden, simpel und zweckmäßig gestalteten Plots, der mit einer reichlich gedeckten Tafel gut inszenierter und oft spektakulärer Action, die ein kompromisslosen Härtegrad auszeichnet, ergänzt wird, braucht sich hier jedenfalls kein Fan altmodischer Actionreißer beschweren.