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Als Privatlehrer kann man offenbar, zumindest in den USA, gutes Geld verdienen, wenn man die Schnösel reicher Snobs unterrichtet. Im hiesigen Fall sind das 12.500 Dollar für eine Woche Nachhilfe, doch der Streifen wäre nicht als Thriller deklariert, wenn das Lernen reibungslos über die Bühne ginge.

Ethan (Garrett Hedlund) arbeitet als Privatlehrer und da seine Freundin Annie (Victoria Justice) schwanger ist, sind sie mehr denn je auf Ethans Jobs angewiesen. Da kommt die Vermittlung an den Schüler Jackson (Noah Schnapp) gerade recht, den Ethan eine Woche lang im Herrenhaus seines Vaters unterrichten soll. Jedoch entpuppt sich Jackson als überaus labil und darüber hinaus weiß er recht viel über Ethans Privatleben…

Regisseur Jordan Ross kredenzt und hier einen simpel aufgebauten Thriller, der durch und durch nach TV-Film aussieht und inszenatorisch komplett unauffällig bleibt. Ihm gelingt jedoch die Etablierung eines zunehmenden Gefühls von Unsicherheit. Während Jacksons Vater offenbar außer Haus ist, hat sich dessen Cousin mit einigen Gespielinnen über den Sommer eingenistet, welcher sogleich einige unangenehme Bemerkungen macht und auch Jackson, dem die Züge eines Autisten anhaften, strahlt eine Form von Unberechenbarkeit aus, welche aus seiner latenten Zurückhaltung hervorgeht. Ganz klar ist hier etwas im Busch.

Das Spiel der Verunsicherung funktioniert eine Weile, doch dann entsteht ein Bruch, der erste Unwahrscheinlichkeiten beinhaltet und das rationale Verhalten einiger Beteiligter deutlich infrage stellt. Dies steigert sich allerdings noch einmal zum finalen Akt, als plötzlich Fakten aus dem Hut gezaubert werden und Charaktere förmlich umgewälzt werden. Spätestens hier ist es mit der Glaubwürdigkeit dahin und obgleich der Showdown einigermaßen temporeich abläuft, bestätigt die letzte Szene, wie wenig hier auf psychologischer Ebene zusammenpasst.

Den Mimen ist bei alledem wenig anzukreiden. Hedlund arbeitet eine ganze Reihe verschiedener Gemütszustände ab und bleibt dabei durchweg überzeugend. Schnapp punktet eher durch seine Körpersprache, wobei er gute Chancen hätte, einen Elijah Wood – Ähnlichkeitswettbewerb zu gewinnen. Victoria Justice wurde hingegen wohl eher für optische Zwecke eingesetzt, darstellerisch bleibt sie vergleichsweise limitiert.

Letztlich verschenkt der Streifen einiges an Potenzial, basierend auf einem unausgegorenen Drehbuch, welches mit einigen Unwahrscheinlichkeiten und Handlungslöchern jongliert.
Langweilig wird es zwar nie, doch nachdem die Spannungskurve zunächst kontinuierlich ansteigt, trifft das Skript einige eklatant dumme Entscheidungen, die den soliden Vorlauf wieder zunichte machen.
4 von 10

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