Review

Die Radio-Moderatorin Candy Blue fordert ihre Zuhörer auf, in ihrer mitternächtlichen Live-Sendung "Nightmare Radio" durchzuklingeln und ihre gruseligsten Erlebnisse zu schildern: Die anhaltend erfolglose Fotografin Ellen entwickelt eine ungute Obsession bezüglich der Füchse, die ihre Nachbarschaft unsicher machen... ein junger Mann wird per TV Zeuge der Ermordung einer Frau im eigenen Treppenhaus und erkennt zu spät, dass die Flimmerkiste ihn auch einen Blick auf sein eigenes Schicksal werfen lässt... der Horrorfilm-Regisseur Chad und die Immobilien-Maklerin Sarah besichtigen eine alte Irrenanstalt als potenzielle Dreh-Location und geraten an den Geist einer ehemaligen Insassin... während eines nächtlichen Stops an einer Tankstelle wird die junge Liz Zeugin, wie ihre Schwester Ellie von einem blutbesudelten Mann auf den Rücksitz seines Wagens gezerrt wird und tritt in Panik die Flucht an, nicht ahnend, dass die Dinge manchmal nicht so sind, wie sie scheinen... und auf einem abgeschiedenen Weingut verarbeitet ein Winzer zusammen mit seinem Sohn vorbeikommende Besucher zu Hackfleisch, um seine Zombie-Ehefrau am Leben zu halten. Zwischen den einzelnen Geschichten erhält Candy derweil unheimliche Anrufe von einem gewissen Jack, der seinen Drohungen Taten folgen lässt und irgendwann auch noch persönlich im Sender auftaucht... Als Produzent fällt Nicolás Onetti für seine Anthologie-Filmchen offenbar auch nichts Neues mehr ein, denn die Rahmen-Handlung von "Nightmare Radio: The Night Stalker", die die von hier und da zusammengetragenen Genre-Kurzfilme miteinander verbinden soll, ist da so ziemlich dieselbe wie schon in dem vorhergehenden "A Night of Horror: Nightmare Radio" und endet auch ebenso wie in diesem nicht wirklich mit einem Aha-Moment. Dass Onetti allmählich wohl selbst so ein wenig das Interesse am Kuratieren dieser Compilations verliert, merkt man alleine schon daran, dass er hier beim Füllsel-Footage nicht mehr selbst Regie geführt hat, sondern diese Aufgabe an seinen Editor und Mit-Produzenten Carlos Goitia abgegeben hat. Nun ja, der erledigt seinen Job zugegeben aber auch nicht schlechter, denn schon die bisherigen Episoden-Streifen waren da nicht so ganz genau aufeinander abgepasst und haben keinen allzu einheitlichen Eindruck gemacht... kein Wunder, denn die verwurstelten Kurzfilme haben da ja teils schon zehn Jahre auf dem Buckel. Lorcan Finnegans "Foxes" von 2011 gerät dann auch gleich mal zum Highlight der vorliegenden Auswahl, in dem sich - zumindest vom Setting her - bereits viel von seinem späteren "Vivarium" wiederfindet und der als ebenso unerklärlicher und schwer zu greifender Vorstadt- und Reihenhaus-Alptraum auf 'ne eigene Art verstört. Ansonsten ist hier aber echt nicht alles Gold, was glänzt: Der einleitende Dreiminüter "Playtime" und der ähnlich knapp gehaltene "Playback" sind da eher zu vernachlässigen, wenn auch nicht ununterhaltsam und zumindest inszenatorisch auf der Höhe, während der australische "Liz Drives" in Low-Budget-Manier formal so schwach gehändelt wurde, dass man ihn sich zwei Mal ansehen muss, um die Pointe zu kapieren. "Insane" und "Chateau Savignon" warten zwar mit den härtesten Blut-Einlagen auf, bedienen hingegen aber gerade mal ein paar schon oft gesehene Genre-Standards und kommen keinesfalls über das leidige Mittelfeld hinaus, was übrigens auch - wie schon zuvor für "The Red Book Ritual" - für "Nightmare Radio: The Night Stalker" in seiner Gesamtheit gilt. Ergo: Wie gehabt ein Blick auf das Treiben des internationalen Kurzfilm-Nachwuchses mit Höhen und Tiefen.

5/10

Details
Ähnliche Filme