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Wieder einmal einer aus der Abteilung "Skandalfilme", und zwar einer, der in Frankreich 25 Jahre lang wegen angeblicher Pornographie verboten war und erst vor zwei Jahren in Cannes uraufgeführt wurde. Und wie das oft so ist mit Filmen, über die viel geredet, wird, steigt die Erwartungshaltung, etwas ganz besonderes zu sehen, ins Unermessliche und nachher ist die Enttäuschung groß.

Aber mal der Reihe nach: "Une vraie jeune fille" beschäftigt sich mit einem Mädchen, dass die Sexualität entdeckt und dabei vor allem in ihren Eltern ein Hindernis findet, was vielen weiblichen Zuschauern einen Spiegel vorhalten dürfte. Männer werden öfters mal ihren Augen nicht trauen, was Alice (der Name ist übrigens nicht die einzige Parallele zu "Alice im Wunderland") so alles mit ihren Körperöffnungen- und Flüssigkeiten anstellt, was durchaus leichten Brechreiz auslösen kann und den Skandalfaktor weiter nach oben drückt.

Catherine Breillat hat ein Frühwerk abgeliefert, das nicht ganz so steril daherkommt wie "Romance" (ebenfalls Skandalfilm), aber irgendwie auch bloß den Eindruck macht, als sollten hier mit allen Mitteln Tabus gebrochen werden, nur um Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist auf jeden Fall gelungen, kein Wunder bei den stellenweise expliziten Aufnahmen.

Die Stimmung ist manchmal fast satirisch, schaut man sich mal die Figur des Vaters oder die der dicken Verkäuferin in der Stadt an. Am Ende jedoch steht ein traurig-melancholisches Erotikdrama, das irgendwie niemals zu wirklichem Tiefgang und echter Klasse finden will und größtenteils langweilt. Eine echte Tortur ist übrigens die Musik, die größtenteils aus französischem Gefühlsgedudel besteht.

Wer mal die Gelegenheit bekommt, sich "Ein Mädchen" anzusehen, kann ja mal reinschauen, um ein paar skandalträchtige Szenen zu Gesicht zu bekommen. Für die meisten dürfte das leicht abstoßend, aber keinesfalls schockierend wirken, genauso wie einen der Rest ziemlich kalt lässt. Den kann Arte wieder zurück ins Archiv legen...

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