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Vier Gebote oder auch Verbote zu Beginn, alles Weitere sonst soll erlaubt sein; erst die Einschränkungen, die Begrenzungen, dann das Vorstellen eines Versprechens, die Erfüllung geheimer Wünsche und bislang nicht ausgelebter Träume, die Weiterführung von Surrogates und Vice, wie letzteres auch hier mit vergleichsweise statthafter Besetzung, wenn man sich die Möglichkeit der Auswertung, den Vertrieb digital als On Demand sowie auf dem physischen Datenträger ansieht. Die "Zukunft für immer" wird hier angepriesen, produziert nicht etwa für die Leinwände der Kinos, sondern mit der Teilhabe von Telefilm Canada und hauptsächlich Wango Films (April Mullen, eine Hälfte des Gründerduos, führt die Regie), mit dennoch versucht größeren Bildern in der Einleitung und auch der Fokussierung auf Aktion und Special Effects:

Im Auftrag der Technologiefirma Nexxera jagt der bei AICE (Artifical Intelligence Compliance Enforcement) angestellte Agent Aaron Kessler [ Sam Worthington ] sogenannten Simulanten nach, nach außen hin perfekt scheinende Menschen, die aber Wahrheit Androiden unterschiedlichster Generation und 'ohne Seele' sind. Als er die seit drei Jahren offline befindliche Esme [ Alicia Sanz ] einfängt, die ganze Modulationen ursprünglicher Modelle durchgemacht hat, stößt er sowohl auf ihren Nachbarn Casey Rohodes [ Simu Liu ], mit dem sie eine Liebe verbindet, als auch die Künstlerin Faye Aline [ Jordana Brewster ] und ihren Mann Evan [ Robbie Amell], denen alle auch ein Geheimnis unterschiedlichster Art umgibt

Mit Sex geht es los in Hello Stranger (Arbeitstitel), mit einem Liebesspiel in winterlicher Idylle (gedreht wurde in Hamilton, Ontario), mit einigen frischen Bildern, mit schneeweißen Panoramen, mit Industrie verwoben in der Natur, mit Mensch in Begleitung und Gesellschaft einer Künstlichkeit, mit kurzem Glück und vorgetäuschten Frieden. Ein Traum nur, oder ein Albtraum, eine Vorahnung, der Bote eines drohenden Unheils: ein Autounfall auf vollbesetzter Kreuzung als das Ende dieser Ruhe; was ist echt, man weiß es nicht.

  • "1: A robot may not injure a human being or, through inaction, allow a human being to come to harm. 2: A robot must obey orders given it by human beings except where such orders would conflict with the First Law. 3: A robot must protect its own existence as long as such protection does not conflict with the First or Second Law." ~ Isaac Asimov

Eine Zwei- und gleichzeitig eine Dreisamkeit wird hier gezeigt, man ist nicht alleine, bald tauchen noch mehr Personen auf, weitere Faktoren und stärkere Einflüsse, die eigene private und intime Welt wird bevölkert, potenziert und verschiebt sich. Real und/oder artifiziell, Counterpart & Doppelgänger, online und offline, die Welt von heute, von morgen, oder doch nur eine Fantasie; Gespräche, die angedeutet, aber nicht zu Ende gebracht werden, Geheimnisse werden in den Raum gestellt und dann aufgedeckt. Um kräftige Farben in kühler Umgebung bemüht, ist der Film, um einige Rätsel und sich lohnende Aufmerksamkeiten zu Beginn, sinistre tonale Untermalung des Geschehens, Verfolgungsjagden durch den Distrikt mit der EMP-Kanone, der Fernsehfilm von heute, Scifi mit zeitgenössischem Geschmack und kulturellem, politischem, sozialem, gesellschaftlichem, wirtschaftlichem, psychologischem Unterton. Emotionen, Einsen und Nullen. Eine Ko-Exiszenz?

Eine Schnitzeljagd wird hier geboten, die Geschichte kommt einem als synthetische Kost (die allgemeine Referenz liegt natürlich bei Blade Runner) bekannt genug vor, hat aber seine eigenen Facetten und findet autarke Ansätze (Seelenfindung, lebenslange Liebe bzw. der Versuch der Wiederholung oder Beibehaltung oder doch nur Vorspiegelung einer Liebe, "What is your life? What of a, playing some sort of Kleenex box to a widow grieving over her dead husband?"), die Erweiterung des persönlichen Horizonts, Ersatzdrogen, die Büchse der Pandora usw. usf.), die Besetzung hilft zuweilen, man hat einige bekannte Namen gefunden und positioniert sie zuweilen auch konträr. Restriktionen und Nuancen, Vorgaben und Autonomie; Wörter, die so auch im Skript hier vorkommen und gleichzeitig mit den vier Verboten und Geboten Bestandteil des Filmes in seiner Inszenierung und Rezeption selber sind. An der Dekoration und Ausstattung der Welt hier wird gearbeitet, architektonisch gibt es einige Anreize, visuell im Interieur auch mancherlei Motive. Erst wird parallel erzählt, dann kreuzen sich die Führungen.

Der Kunde ist hier König, es gibt Reparaturleistungen und es gibt einen Servicedienst; erzählt wird die Geschichte eher ruhig, schon in Bewegung, aber nicht hyperaktiv und nicht übermäßig agil. Die zweite Verfolgung ist noch kürzer als die erste, dafür gibt es eine Fahndung, ein Detektiv- und ein Versteckspiel, es gibt die hier noch fiktive Bebilderung einer fortschrittlichen generativen KI, eine monopolisierte Informatik, ein teilweise schon umgesetztes Gedankenexperiment, "(But) I'm not trying to change you. I'm trying to make you more you." Eine eher klein gehaltene Figurenkonstellation, zwei Pärchen und ein Einzelgänger, in einer größeren Umgebung, die aber auch zumeist auf das Hauptquartier der entsprechenden Firma fokussiert ist und darüber hinaus nur einige wenige weitere Schauplätze (ein Restaurant, ein Buchladen z.b.) einwirft. Ab der Hälfte wird das Geschehen drängender, die Frist kürzer, mehrfach die Eingreiftruppe aktiviert und eine Jagd veranstaltet, das große Ganze auf privater Ebene ausgelebt und ausgeführt.

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