Review

Dreiecksgeschichten gehen selten gut aus, denn wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, doch wenn zwei sich lieben, wird eben jener Dritte oft maßlos eifersüchtig. Wenn darüber hinaus noch religiöse Verstrickungen eine Rolle spielen, kann das ungeahnte Folgen haben, wie Autor und Regisseur Philip Ridley zu erzählen weiß.

Der titelgebende Darkly Noon (Brendan Fraser), später nur Lee genannt, landet völlig erschöpft in der Waldhütte bei Callie (Ashley Judd) und ihrem stummen Lebenspartner Clay (Viggo Mortensen). Lees streng religiöse Eltern wurden vom aufgebrachten Mob getötet, während ihm die Flucht gelang. Nun darf er beim Paar leben, doch Lee entwickelt eine gefährliche Obsession...

Die Hauptfigur darf man sich in etwa wie einen typische Vertreter der Amischen vorstellen: Er lebte in einer isolierten Welt mit religiösen Irreführungen, sieht selbstverständliche Dinge als Sünde an und hat fast keine Ahnung vom Leben in der "normalen" Welt.
Callie ist hingegen die blonde Verführung, die sehr genau weiß, wie sie Aufmerksamkeit erregt, indem sie Lee wohl dosiert Avancen macht, ohne ihn jedoch zu sehr an sich heran zu lassen. Unterschiedlicher könnten die beiden kaum sein.

Clay, der erst später in die Geschichte integriert wird, untermauert die Dominanz Callies, welche von einer Einsiedlerin als Hexe tituliert wird: Er liebt, er beschützt, er arbeitet, aber er kann folgerichtig auch keine Widerworte geben.
Ohnehin steckt die Erzählung voller Symbolik, was primär durch die Farben Rot und Silber untermauert wird: Ein roter Handabdruck in einer Höhle, ein überdimensionaler Schuh auf dem Fluss, eine silberne Schatulle und nicht zuletzt Stacheldraht, mit welchem sich Lee selbst geißelt.

Das Problem des Ganzen liegt nicht etwa in der Optik oder den Kulissen, sondern an der zuweilen arg schwerfälligen Erzählweise und der Tatsache kompletter Vorhersehbarkeit.
Es wird viel beobachtet, die musikalische Untermalung gerät bisweilen geradezu meditativ und gerade als Lee zwischen zwei Versionen einer Geschichte zu entscheiden hat, verliert der Stoff ein wenig an Glaubwürdigkeit. Offenbar fiel Philip Ridley noch ein, dass ein Minimum an Action für den Showdown nicht verkehrt wäre, woraufhin zumindest zum Ende hin noch ein wenig Bewegung ins Spiel kommt.

Den Darstellern ist dabei nicht allzu viel vorzuwerfen, denn Brendan Fraser holt das Beste aus seinen limitierten Möglichkeiten heraus, während Ashley Judd ein wenig nuancierter zu Werke geht. Mortensen hat den undankbaren Part eines nahezu passiven Dritten und kann seine eigentlichen Stärken so gut wie gar nicht entfalten.
Positiv sind allerdings die rundum gelungene Kameraarbeit und die Verwandlung der Location zu erwähnen, denn mithilfe einiger Farbfilter und kleinen Nebeleffekten wird aus einem Stück Wald in Deutschland ein Fleck Natur wie in der tiefsten Pampa der Staaten.

Die überaus ruhige Erzählweise, der Mangel an interessanten Ereignissen und die nur wenigen spannenden Momente führen letztlich zu einem recht durchwachsenen Ergebnis, denn die leicht surreal anmutenden Szenen weichen im Gesamtbild zu häufig erahnbaren Verhaltensweisen der Protagonisten, während die etwas zu simpel eingesetzte Symbolik auf Dauer ein wenig ermüdet. Ein Drama mit Einschlägen eines Mystik-Thrillers, - mit Vorsicht zu genießen...
5,5 von 10

Details
Ähnliche Filme