Mieser TV-Produktion, an sich als Pilotfilm für eine TV-Serie geplant, die zum Glück nicht kam, aber ein noch schlechteres Sequel nach sich zog.
Der titelgebende Mann des Präsidenten ist Joshua McCord (Chuck Norris), der als ganz doll unauffällige Tarnidentität als Collegeprofessor arbeitet und seinen Studenten die Readers Digest Version von Bushido beibringt, indem er mit einem Katana wehrlose Äpfel zerschlägt. Ansonsten wird noch auf traditionell japanische Weise Tee geschlürft und auch Töchterchen Que (Jennifer Tung), die Papi bei seinen Aufträgen unterstützt, ist Vietnamesin, weil Joshua damals dort stationiert war (hat Chuck die Tochter aus „Braddock – Missing in Action 3“ mitgebracht?)
Im Einsatz ist dann aber nicht mehr soviel mit Völkerverständigung, z.B. in der zum Schreien komischen Auftaktaction. Die First Lady wird in Rio als Geisel genommen, doch der Präsi stellt das Wohl des Landes über die Ehefrau und weigert sich ohne Trauer den Terroristen nachzugeben. Um der Beklopptheit willen ist die First Lady genauso drauf und schnauzt die Schurken an, ihr Ehemann werde nie nachgeben. Dann brettert jedoch Joshua mit dem Fallschirm zur Rettung, macht ein paar Terrors unspektakulär platt und flieht mit der First Lady vor dem Rest.
Doch so langsam will sich Joshua aufs Altenteil zurückziehen und einen Nachfolger finden. Idealer Kandidat ist der (natürlich aus widrigen Umständen) inhaftierte Soldat Deke Slater (Dylan Neal), doch der ist großmäulig und braucht Training…
Was folgt, ahnt man spätestens ab Filmminute 20: Jede Menge lächerlich überzogenes Training, das aus Deke dann den Superkrieger schmiedet, ein paar Einsätze, die natürlich anfangs nicht sauber laufen, weil Deke noch nicht voll auf Mentor Joshua hört. Doch zum Schluss ist der neue Präsidentenmann voll und ganz ausgebildet, also hoch die Tassen. Das alles noch so derbe patriotisch, dass Cannon und Bruckheimer daneben wie Unparteiische aussehen und aufgrund der Vorhersehbarkeit kaum spannend.
Dazu kommen noch Klischees in Hülle und Fülle: Einer der Fieslinge ist ausgerechnet General Vinh Tran (Soon-Tek Oh, der Norris schon in „Missing in Action 2“ die Hölle heiß machte), der damals Joshuas Frau meuchelte. Natürlich erkennt er Joshua auch sofort wieder als sie sich gegenüberstehen, obwohl er ja keinen jahrelangen Groll (wie Joshua) gehegt hat und an sich keine Gründe hätte, sich an ihn zu erinnern. Hinzu kommt dann noch ein megaschmales Budget im Bereich Locations, denn die Dschungel bestehen entweder aus Zimmerpflanzen oder direkt aus Plastik, denn sie leuchten beinahe schon so grün wie sie sind.
Immerhin ist „The President’s Man“ im Bereich Action nicht ganz misslungen. Es geht etwas häufiger rund als beim beschissenen Sequel, meist unblutig, aber halbwegs solide choreographiert. In den Nahkämpfen werden Soon-Tek Oh und leider auch Chuck Norris durchweg gedoubelt, aber Dylan Neal und die Stuntmen haben ein paar nette Moves drauf. Zwar rettet das „The President’s Man“ nicht wirklich, aber hebt ihn von jenen Heulern ab, in denen selbst die Action langweilt.
Schauspielerisch war Chuck Norris eh nie ein Schwergewicht, aber als ruhiger Mentor streng er sich halbwegs an und ist immer auf TV-Niveau. Dylan Neal hingegen hat gerade mal anderthalb Gesichtsausdrücke, Soon-Tek Oh war auch schon deutlich besser. Lediglich Jennifer Tung macht einen ganz ordentlichen Job, wenn man von dem lächerlichen, peinlich gespielten Weinkrampf bei der Erinnerung an die tote Mutti mal absieht.
„The President’s Man“ ist TV-Actiongülle, die mäßig inszeniert und unspannend daherkommt, aber immerhin ein paar akzeptable Actionszenen bietet. Schlecht, aber knapp am Totalausfall vorbei.