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Fred Zinnemanns US-Western aus dem Jahre 1952 erschien seinerzeit sehr gewagt, hat er doch nichts mit den die Vergangenheit verklärenden, typischen Western zu tun, in denen strahlende Helden per „Law and Order“ für Ordnung sorgen, ohne sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Gary Cooper spielt seinen Charakter Will Kane absolut glaubhaft und stellt einen Sheriff dar, der in erster Linie ein normaler Mensch ist, der Verantwortung übernommen hat. Das bedeutet, dass er auch über normale menschliche Gefühlsregungen wie Angst und Unsicherheit verfügt. Er wird auf kein Podest gestellt, wodurch dem Zuschauer eine maximale Identifikation mit Kane ermöglicht wird. Da der Film fast in Echtzeit spielt, erfährt der Zuschauer in einem kurzen Zeitabschnitt allerlei über die Bewohner der Stadt, über Kontroversen und in der Vergangenheit Vorgefallenes, ohne, dass die Handlung überfrachtet wirken würde. Im Gegenteil, „12 Uhr mittags“ nimmt sich viel Zeit für die Gefühlswelt Kanes, seiner Ex-Freundin und seiner Frau und thematisiert, ohne mit dem moralischen Zeigefinger zu wedeln, Fragen nach Zivilcourage, Verantwortung, Zusammenhalt und Egoismus sowie gesellschaftlichen Außenseitern auf intelligente, immer nachvollziehbare Weise. Viele Charaktere sind alles andere als eindimensional gezeichnet worden und beim Betrachten ihrer Beweggründe, Kane nicht helfend zur Seite zu stehen, wird sich manch Zuschauer mit eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert sehen. Eine wunderbar angespannte, schwüle Atmosphäre, ein Ohrwurm als eigens für den Film komponierter Titelsong und eine schön provokante Schlussszene runden „12 Uhr mittags“ perfekt ab. Die Geschichte, die hier erzählt wurde, hat von ihrer Aktualität nichts eingebüßt, ihr gesellschaftskritischer Aspekt scheint zeitlos. Ein großer Klassiker, der lange vor den ersten Italo-Western mit kitschigen Western-Klischees aufräumte.

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