Review

iHaveCNit: Roter Himmel (2023) – Christian Petzold – Piffl Medien GmbH
Deutscher Kinostart: 20.04.2023
gesehen am 22.03.2023 Spotlight-Sneak
Arthouse-Kinos Frankfurt – Große Harmonie – Reihe 4, Platz 9 – 21:00 Uhr

Gerade noch den Silbernen Bären auf der Berlinale abgestaubt, habe ich kurze Zeit später bereits in einer Sneak die Gelegenheit bekommen, einen früheren Einblick in den neuen Film von Christian Petzold zu bekommen, von dem mir bereits seine vorherigen Filme „Transit“ und „Undine“ gefallen haben und mich definitiv nach seinem neuen Film „Roter Himmel“ zu einer kompletten Werkschau des Regisseurs animierten könnten.

In der Dürre eines warmen Sommers reisen die beiden Freunde seit Kindheitstagen Leon und Felix in ein abgelegenes Ferienhaus in den Wäldern nahe Ahrenshoop. Eigentlich möchte Leon sein Manuskript für sein neues Buch in Ruhe fertig stellen, da auch ein Termin mit seinem Lektoren ansteht, doch die junge Nadja hat zufälligerweise im gleichen Zeitraum das Ferienhaus gemietet. Inmitten dieser warmen Sommertage, die von gefährlichen Waldbränden in der Region geprägt sind, muss sich Leon einigen unbequemen Wahrheiten und unterdrückten Gefühlen stellen.

„Roter Himmel“ bezeichnet sich selbst als Sommernachtstraum beziehungsweise auch als Sommerfilm. Ich für meinen Teil sehe in dem Film im kleinen Rahmen sogar eine kleine Dekonstruktion eines Sommerfilms. Das hängt damit zusammen, dass die klassischen Pfade eines Sommerfilms, die durchaus die in oder anderen Konflikte und Dramen zu bieten haben, aber dennoch mit einer versöhnlichen Note und einem sympathischen Hauptcharakter um die Ecke kommen. In „Roter Himmel“ ist das in einigen Teilen nicht so. Der mit Poesie und Metaphorik angereicherte Film liefert durchaus einige bittere und tragische Konsequenzen und wirkt trotz einiger Ausbrüche aus dem Setting des Ferienhauses doch wie ein Kammerspiel, das mit einem kleinen und großartigen Ensemble aus Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs und Matthias Brandt mit Leben gefüllt wird. Kern des ganzen Films ist vor allem der von Thomas Schubert gespielte Charakter Leon, bei dem man als Zuschauer durchaus ein wenig schwer Zugang findet und auch die Sympathie für seinen doch recht unsympathischen Charakter muss sich erst erarbeitet werden. Diese damit verbundene Charakterstudie betrachtet einen sehr auf sich selbst bezogenen, von Ängsten, Ablehnung und unterdrückten Gefühlen getriebenen Mann, der sich von der Welt und den Menschen um ihn herum abkapselt und den Blick dafür zu verloren haben scheint. Ein Film bei dem nicht nur unterdrückte Gefühle wie Naturgewalten über Leon und die anderen Charaktere hereinbrechen.

„Roter Himmel“ - My First Look – 8/10 Punkte.

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