iHaveCNit: Creed 3 – Rocky´s Legacy (2023) – Michael B. Jordan – Warner
Deutscher Kinostart: 02.03.2023
gesehen am 06.03.2023 in Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 9 – Reihe 9, Platz 15 – 20:10 Uhr
1976 – 1 Million Dollar Budget – ein Drehbuch von Sylvester Stallone – Das Geburtsjahr einer filmischen Legende, die nicht nur in der Filmgeschichte, sondern auch Popkultur und seinem Milieu einen unfassbaren Einfluss genommen hat. Ein überraschender Erfolg an den Kinokassen, der große Sieger der damaligen Oscarverleihung – und danach eine mit Höhen und Tiefen begleitete Filmreihe ergeben ein filmisch gesehen großes Vermächtnis und große Fußstapfen, in die Ryan Cooglers Spin-Off mit dem 2015er „Creed – Rocky´s Legacy“ mit Michael B. Jordan in der Hauptrolle getreten ist. Nun in Teil 3 dieser Spin-Off-Reihe erstmals ohne Sylvester Stallone – kann das funktionieren und kann sich die Reihe auch filmisch ein eigenes Vermächtnis aufbauen ?
Nach einem Kampf in Südafrika gegen seinen einstigen Rivalen „Pretty“ Ricky Conlan hat sich Adonis Creed aus dem aktiven Boxsport zurückgezogen. Er leitet ein Box-Gym, organisiert Kämpfe für angehende Boxer seines Gyms und verbringt viel Zeit mit seiner Frau Bianca und seiner Tochter Amara. Bis eines Tages vor seinem Gym ein alter Freund aus Kindheit und Jugend, Damian Anderson auftaucht. Das einstige Boxtalent und Creed verbindet ein tragisches Ereignis aus der Vergangenheit, dass beide so sehr verzehrt, dass die Spannungen nur im Boxring ihr Ende finden können.
Mir persönlich haben sowohl der erste als auch der zweite Teil von Creed gefallen. Die Idee, sowohl eine neue Geschichte zu erzählen als auch Nostalgie an die Rocky-Reihe auf behutsame Art und Weise einzubinden, hat mir sehr gut gefallen und mich in beiden Teilen mitreißen können. Ich kann hier nur für mich sprechen, aber die Kombination aus Michael B. Jordans Adonis Creed und Tessa Thompsons Bianca Taylor gefällt mir durchaus gut, selbst wenn sie nicht an die ikonische Strahlkraft zwischen Rocky und Adrian anknüpfen können. Die Story aus Teil 3 erinnert mich ein wenig an Ridley Scotts „Gladiator“. Nur mit umgedrehten Vorzeichen. Stell dir vor Maximus wäre der Böse und Commodus der Gute in der Geschichte, die sich mit ein wenig Varianz vom alten Rom ins moderne Los Angeles und den Boxsport transferieren würde und Michael B. Jordans Adonis Creed die Rolle des Commodus und Jonathan Major mit seinem Damian „Dame“ Anderson in die Rolle des Maximus schlüpft. In der Position von Antagonisten gab es in den bisherigen 2 Filmen mit schauspielernden Boxern mit Tony Bellews Conlan und Florian Munteanus Viktor Drago zwar physisch starke aber schauspielerisch eher blassere Antagonisten. Mit dem nun boxenden Schauspieler Jonathan Majors, der unfassbar „in Shape“ ist und auch als „Kang“ im MCU noch für extreme Probleme sorgen wird, haben wir aber den für mich stärksten Antagonisten bisher, der mit seiner Hintergrundgeschichte, den Motivationen und auch seinem sehr eigenen Boxstil ein fieser und gut gespielter Antagonist ist. Aus seinem Charakter und der gesamten Geschichte mit Creed speist sich durch Motive wie Neid, Rache und Schuldgefühle eine ganz interessante und mitreißend spannende Storyline, die in einem sehr kreativen und gut inszenierten Endkampf gipfeln wird. Jedoch so gut der Endkampf inszeniert ist, umso weniger gut fand ich den Beginn mit dem Kampf in Südafrika, da die Ausleuchtung, die Kameraeinstellungen und auch die gesamte Optik und Dynamik des Kampfes eher wie eine Videospieloptik rüber gekommen ist als ein echter physisch, spürbarer Kampf. Der Rest des Films ist dann aber auch eher für mich mäanderndes Beiwerk gewesen, dass den Film eher ausgebremst und dramaturgisch einen holprigen Verlauf gegeben hat als dass er das Tempo und die Spannung beschleunigen konnte. Und die beiden vorherigen Teile hatten durchaus auch stärkere Trainingsmontagen. Mit ein wenig mehr Fokus auf die Story um Creed und Anderson ohne lästigeres Beiwerk hätte der dritte filmische Kampf Creeds noch stärker ausfallen können – selbst ohne einen Sylvester Stallone bzw. Rocky Balboa in der Ecke. Adonis Creed mag sich zwar als Boxer bereits ein Vermächtnis aufgebaut haben. Bei den Filmen ist das noch ein steinigerer Weg dahin – bis sich diese ein ähnliches Vermächtnis aufbauen können.
„Creed 3 – Rocky´s Legacy“ – My First Look – 8/10 Punkte.