Die Ankündigung eines 5. und (erneut) finalen Ip Man durch Donnie Yen kam nicht von ungefähr, hat der Darsteller abseits dessen und dem auch beim Publikum und damit an der Kasse wohl aufgenommene Raging Fire (2021) in letzter Zeit keinen sonderlichen Zuspruch mehr beim chinesischen und damit entscheidenden Zuschauer erreicht. Die beiden New Kung Fu Cult Master (2022) wurden über das Streaming angeboten, zuvor bedingt durch die damals grassierende COVID-19 Pandemie Enter the Fat Dragon (2020) ebenso, außerdem hatte das als 'Erwachsenenfilm' angelegte Rettungsdrama Come Back Home (2022) nur mäßige Zahlen an den Kinokassen geboten. Und Sakra lief trotz einer Auswertung auch im Ausland ebenso eher unter dem Radar und als (von vornherein geplante) Ausstrahlung als On Demand, veröffentlicht zum Frühlingsfest auf den Plattformen iQiyi, Tencent Video und Youku, und dies, obwohl Yen hier zusätzlich aktiv mit hinter der Kamera, in einer seltenen Funktion als Regisseur nämlich agiert:
Der eigentlich als Khitan geborene und damals ausgesetzte Qiao Feng [ Donnie Yen ] wurde von Pflegeeltern aus der Song-Dynastie aufgezogen und war die ganzen Jahre auch unwissend seiner Herkunft, zudem ist er bei der Beggars' Sect, der Gaibang groß geworden und hat sich dort bis zum Anführer empor gekämpft. Eines Tages beschuldigt ihn Kang Min [ Grace Wong ] am Mord ihres Mannes, zudem wird seine gebürtige Zugehörigkeit zum Feind bekannt und er im Beisein von Bai Shijing [ Du Yuming ] der Gruppierung verstoßen; eine Intrige, die von Murong Fu [ Wu Yue ] 'überwacht' wird. Bei der Reise zurück zu seinen Pflegeeltern, die er allerdings bereits sterbend auffindet, trifft Qiao Feng auf die schwer verletzte Azhu [ Chen Yuqi ], die als einziges zu ihm hält, allerdings dringend medizinische Hilfe benötigt. Der eigentlich extra dafür ausgebildete Arzt Xue Muhua [ Yuen Cheung-yan ] lehnt dies aufgrund der weiter anhaltenden Beschuldigungen ab, außerdem erfährt Qiao Feng, dass Duan Zhengchun [ Eddie Cheung ] hinter dem Mord an seinen tatsächlichen Eltern stehen soll.
Adaptiert ist man dabei und dies auch ausdrücklich von "Demi-Gods and Semi-Devils", alternativ "Eight Books of the Heavenly Dragon", Jin Yongs seit Erscheinen sehr populären Wuxia-Roman, unzählige Male schon vorher für Film und Fernsehen bearbeitet und mit eigenen bekannten medialen Kreationen versehen. Hierbei wählt man auch verschiedene Bereiche der Verbreitung aus, stehen mehrere größere On Demand Vertriebsdienste unter den beteiligten Produktionsfirmen, eine Absicherung in Sachen Budget (von ca. 20 Mio. USD) und Distribution; die Geschichte selber erwählt sich natürlich nur einem Aspekt des Romanes, einem fokussierten Blick darauf und nicht die ganze Demonstration. Es geht um Krieg und Frieden, um Angriff und Verteidigung, um Fortschritt und Tradition und um Liebe und Hass, 'No one is an exception". Eine kurze, präzise Einleitung, dem einheimischen Auditorium sind die Belange sowieso vertraut, der Film mit dem Originaltitel "Dragon: The Legend of Qiao Feng" dann mit einer etwas längeren, einer knapp 130-minütigen (von ursprünglich geplanten 100-minütigen) Erzählung.
Ländlich dabei der Anfang gehalten, in der Optik zwischen leichten Grau und leichten Braun, mit dem Schwarz als hervorhebender, musikalisch mit einem etwas beschwingten Ton. Eine rurale Atmosphäre, erst noch spielerisch, ein Erkunden des Lebens und der Umgebung, der Familie und der Freundschaften, einem geografischen und sozialen Gefüge, den ersten Schritten in die eigentliche Handlung. Kurze Ausschnitte, kurze Vorblicke, eine überschaubare Vorbereitung. Das Geschehen ist dabei vermehrt rustikal gehalten, es geht in Richtung 14 Blades (2010) oder The Lost Bladesman (2011), Yen ist nicht unbekannt mit der Materie, er hatte jahrzehntelang genug Zeit zum Aufnehmen und Lernen, er hatte seit Anbeginn die besten Regisseure. Dekorativ in der Ausgestaltung der Szenerie, mit dem Blick auf das große Ganze und das Hervorheben von Details, mit einer gewissen Fassbarkeit der Umgebung und einer speziellen Schwere von Set und Setting gehalten, einer Fühlbarkeit der Szenerie, nicht bloß im Ausleben von Effekten und Kulisse.
Der Einsatz von (deutlicher) Tricktechnik ist natürlich auch vorhanden, ein Überhöhen von Bewegungen, von artistischen Fähigkeiten, vom Widerstand der Schwerkraft, zuweilen sicherlich auch unnötig im Präsentieren, aber in der literarischen Quelle und dem Genre verankert, ein Kampf und Einsetzen von Elementen, irgendwo auch zugehörig. Es geht in den Texten auch um Philosophisches, Metaphorisches, Religiöses, um Karma und Reinkarnation, um Bestimmung und um Leidenschaft, freiwillig oder aufoktroyiert, fremd entschieden oder selbst gesucht; die Austragung der widerstreitenden Kräfte dann mit Feuer und Flamme, mit Wasser und Dunst. In den Aktionszenen deutlich ein Vermischen von tatsächlichen Ereignissen, vom eigenen physischen Können und von der Unterstützung durch unterschiedliche Formen von Handwerk, auch dem Nachhelfen oder erst Ermöglichen von Spezialeffekten, wenn auch oft mit dem Ausdruck des Groben, der Wirkung auf den Mensch und dem Einsatz von Stunts belegt. Es wird zerstört und die Hand gereicht, es wird mit Darsteller vom Festland und mit welchen, zuweilen auch traditionsverbundenen, zuweilen aber auch 'fremden' oder neuen Schauspielern aus HK gefüllt, es wird oft im Panorama und gerne auch aus der Vogelperspektive gefilmt.
Es gibt Guest Appearance und Special Guest Apperance, es gibt Special Appearance und Special Starring, es gibt unzählige verschiedene Produzenten und Leute, die genannt werden wollen und ihren Namen in den Credits sehen, und es gibt einen Co-Regisseur, welcher über den mitbeteiligten Wong Jing kommt und einer von dessen Mündeln ist; Kam Ka-Wai, der sich mit Big Brother (mit Yen, 2018) hervorgetan hat und mit Color of the Game (2017) und zuletzt auch weiterhin aktiv den Streamingmarkt im Sinne von Wong bedient. Schnelle Schnitte, viele Bewegungen, viele Perspektiven, viele Massenszenen, und narrativ eine Verschwörung, ein Vertreiben aus dem Paradies, eine gekünstelte Empörung. Eine vielfältige Hierarchie hinter dem Film und im Film, Yen dabei im Fokus, im Mittelpunkt, dies auch nötig in der Anwandlung von Gehörten und Gesagten, ändern sich die Zustände schnell, ein Problem der Kürze des Ausschnittes hier und der belletristischen Ausdehnung, es geht um Zugehörigkeit und Wahrheitsfindung.
Dabei wirkt der Film zuweilen wie gekürzt und ratifiziert, wie als später gestaltete Zusammenfassung, er hat seine Übersicht, aber keinen richtigen Rhythmus, eine Abfolge von einzelnen Szenen, keine konsequente Kausalität, mehr Zusammenhänge im Momentum. Anfangs ein Herabhangeln von falschen Anschuldigungen, von viel Tod in Begleitung, von vielerlei Verdachtsmomenten, von so vielen, dass es schon wieder weniger dramatisch und tragisch als gedacht und versucht, sondern fast zur Parodie auszuweiten droht. Darstellerisch möglicherweise auch durch die Doppelbelastung, das Herauswachsen aus der Rolle (Yen ist fast doppelt so alt wie die Figur sein soll), und der Aufmerksamkeit auf die visuelle Gestaltung inklusiver Landschaftsszenen und prächtiger Bauten nicht die größte Stunde, was aber viele der anderen Beteiligten, ausgenommen vielleicht einige der Cameo wie Wu Yue und Eddie Cheung mit einschließt. Die andauernden Verbrechen und die Desinformation und Desorientierung in der Jiang Hu, in der Unterwelt, geben dem Film zumindest eine zu verfolgende Prämisse mit bei, wahr und falsch, gut und böse, eine Simplizität in der Zuordnung, allerdings ohne wirkliches Interesse, zumal man zuweilen einen romantischen Zugang zum Film versucht, die Installation eines Dramas, was so nicht funktioniert und zuweilen Längen, Pathos und Popanz in der Laufzeit hinterlässt. Die nächste größere Kampfszene, ein Blutbad nach einem Trinkspruch, welches auch nicht ohne Effekt und Wirkung ist, kommt erst zur Hälfte der dann recht kommunikationsreichen Geschichte, die Dialoge dabei meist repetierend bis nichtig.