Review

Nike Werbespots aus den Neunzigern hatten mehr zu sagen…

„AIR – Der große Wurf“ erzählt die Geschichte des Zustandekommens einer wirtschaftlich erfolgreichen Kooperation zwischen einem Sportartikelhersteller und einem Sportler. Mehr nicht.

Inhaltlich also äußerst bescheiden aufgestellt schmeißt sich der Film dann hingebungsvoll in die Darstellung des Jahres 1984, packt die Top-20 des Jahres aus, zitiert bildlich aus dem Kulturfundus des Jahres und bewirft den Zuschauer mit bekannten und guten Darstellern. Nur hat er nichts zu erzählen, denn man muss schon vollkommen blind und taub durch die Welt gehen, um die wirtschaftliche Bedeutung der Marke Air Jordan als Neuigkeit zu empfinden. Der eingebettete Wettstreit mit der Konkurrenz taugt somit nicht, um so etwas wie Spannung zu generieren.

Bei alledem wirkt das permanente Nichtzeigen der Figur Michael Jordan wie eine übertriebene Mystifizierung eines zugegeben großen Sportlers. Eventuell wollte man auch keinen Bruch der filmischen Illusion riskieren, da Jordans Aussehen im Gegensatz zu sämtlichen anderen Figuren wohl jedem Zuschauer bekannt ist. Dennoch wirkt das Vorgehen kriecherisch und gibt Anlass zur Fremdscham.

Wenn dann in der flachen Dramaturgie der Höhepunkt auf einer sehr knapp herbeigeredeten Parallelisierung zwischen der entscheidenden Ansprache, die Jordan dann dazu bringt, bei Nike zu unterzeichnen und der „I have a dream“-Rede Martin Luther Kings beruht, fragt man sich wirklich, wer das hinter den Kulissen so durchgewunken hat. Das tut schon weh.

Der Film versucht seine Figuren und die zentral thematisierte wirtschaftliche Kooperation von Nike und Michael Jordan zu einem Mythos aufzublasen und trifft angesichts des gerade einmal wieder sehr akuten Hypes um die Marke Air Jordan womöglich genau den Zeitgeist. Aber letztlich bleibt das alles so plakativ, dass die kostspielige (und unbestritten handwerklich einwandfreie) Produktion eines Films mit solch dünner Prämisse mich schon sehr verwundert. Eventuell wird demnächst eine neunstündige Trilogie über die Entstehung von Ben & Jerry`s mit Tom Cruise und Ryan Gosling angekündigt. Das Zusammenkommen beider wird dann mit dem Kniefall von Warschau oder vielleicht dem Fall der Mauer gleichgesetzt.

„Ben, du willst mit Jerry Eis verkaufen? Wann denn?“
„So weit ich Jerry verstanden habe, tritt das nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich."

Fazit

Handwerklich gelungen, inhaltlich herrscht aber gähnende Leere. Aber: Alle angehenden CEOs, Marketing-Futzis und Jungliberalen: Hier ist EUER Film!

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