Staffel 1
Japans Meister des Makabren
Jeder Horrorfan, der sich nur halbwegs mit Comics und Mangas beschäftigt hat, kennt Junji Ito. Seine Bücher zieren natürlich auch meinen Comicschrank, vor allem die Epen und dickeren Dinger wie „Uzomaki“, „Gyo“ oder „Tomie“ sind absolute Klassiker der modernen Gruselliteratur, quasi Grundausbildung und immer wieder genial. Aber auch seine gesammelten Kurzgeschichten sind eher Hits als Fehlschläge und lohnen sich. Dachte wohl auch Netflix, die mit der ersten Staffel „Japanese Tales of the Macabre“ viele dieser Schockshorties animiert haben lassen. Daher war mir die Großzahl auch schon von den Seiten bekannt und ich kann gut vergleichen und einschätzen, ob diese TV-Versionen ebenbürtig sind oder sich Itos einzigartige, oft ausweglose Atmosphäre nicht allzu gut in Bewegung und mit Ton überträgt. Von giftigen Eiswägen über mörderische Haare bis zum berühmten Mädchen Tomie gibt’s hier jedenfalls schon eine gute Übersicht seines Schaffens und seines Stils - manchmal sind’s sogar zwei Geschichten in einer, 24-minütigen Folge…
Bleistift
+ oft eklig, anders, bizarr und düster
+ Folgen mit zwei Stories am kurzweiligsten
+ einige verschiedene Zeichenstile
+ solide Synchro (auf japanisch)
+ gewohnt hochwertige Untertitel und internationaler Vertrieb von Netflix
+ bringt neues Publikum und mehr Bekanntheit für Itos Werke
+ andere Atmosphäre als in westlichem Horror
+ viel Abwechslung (immer ein Anthologieplus)
+ viele „böse Enden“
+ das gruselige Grundgerüst der Geschichten bleibt genial
+ einige Fanfavoriten dabei
+ von J-Horror über Mystery bis Splatter ist alles vertreten
Filzstift
— Atmosphäre der Comics kann nicht immer eingefangen werden
— Itos Humor noch viel weniger
— erste Folge ziemlich schwach
— einige Geschichten fühlen sich kaum abgeschlossen ab
— ätzendes Intro
— erzählte, über alle Episoden gezogene Geschichte nach den Credits geht unter
— mir gefällt fast jede Geschichte in ihrer „Papierform“ (noch) besser
— oft eher etwas lächerlich als gruselig
— keine einprägsamen Scores
— kaum erinnerungswürdige Figuren, besonders Helden
— es wirkt manchmal so, als seien Itos Werke doch am besten in Buchform
Fazit: selbst wenn Furcht und dunkle Magie nicht in allen Fällen von den Seiten auf den Bildschirm springen - auch im TV-Format brillieren nicht wenige Ito-Kurzstories! (7/10)