Vom Model zum Bond-Girl zur regelmäßigen Actiondarstellerin im Low-Budget-Bereich – so lässt sich der Werdegang von Olga Kurylenko zusammenfassen, die im darbenden Genre in Filmen wie „The Courier“ oder nun „High Heat“ mit erfreulicher Regelmäßigkeit Kauleisten polieren darf.
Dieses Direct-to-Video-Vehikel beginnt mit äußerst charmant animierten Credits im Stil von „Catch Me If You Can“ und „Kiss Kiss, Bang Bang“, ehe man dem Ehepaar Ana (Olga Kurylenko) und Ray (Don Johnson) folgt, das gerade den Eröffnungsabend des eigenen Restaurants absolviert. Ana schuftet hinter den Kulissen als Chefköchin und dirigiert das Küchenpersonal, Charmeur Ray arbeitet im Frontbereich und sorgt für die personelle Connection zu den Gästen. Mit dem Hinweis darauf, dass Ana vier Sprachen spricht, baut man einen Verweis auf die reale Sprachgewandtheit der Hauptdarstellerin ein, während Ray wie eine gealterte Version früherer Don-Johnson-Figuren mit seinem angegrauten Charme als Ladies Man wirkt.
Es könnte so schön sein, doch dann geht erst ein Anruf ein, der andeutet, dass Ana wohl nicht immer nur die Köchin war („Alarmstufe: Rot“, ick hör dir trapsen). Kurz darauf bekommt Ray auch noch Besuch von zwei fiesen Fressen, die wollen, dass er ihren Boss Dom (Dallas Page) trifft. Ray will das Ganze auf morgen verschieben, wird jedoch beim Verlassen des Restaurants von den Gangstern abgepasst. Kurz darauf wird das Offensichtliche ausgesprochen: Die nötige Kohle für die Restauranteröffnung hat er von zwielichtigen Gestalten besorgt, die nun mit Nachdruck ihren Lohn einfordern, nämlich ein abgefackeltes Lokal zwecks Kassieren der Versicherungssumme.
Zur Not wollen die Schurken den Plan halt ohne Ray umsetzen und schicken Handlanger los, die das Grobe erledigen sollen. Jedoch ist Ana noch vor Ort, die a) eine knallharte Kampfmaschine mit KBG-Vergangenheit ist und b) ihr Traumrestaurant keinesfalls brennen sehen will…
Die Vorbilder von „High Heat“ sind offensichtlich. Die Killerin im Ruhestand, die sich bei Bedarf aber freudig durch die Gegnerhorden pflügt, bedient natürlich das aktuell beliebte „John Wick“- und „Nobody“-Schema, während in Sachen Ausrichtung und Humor oft Quentin Tarantino und Guy Ritchie um die Ecke lugen. Dementsprechend gibt es hier viele schräge Gangstertypen, die mehr oder minder cooles Zeug labern und schwarzen Humor, der allerdings weniger pointiert als bei den Paten der Gangsterkomödie herüberkommt. Wenn ein Schurke Rays Restaurantkollegin eine Kugel zwischen die Augen verpasst und danach ein „Don’t worry, she is fine“ ablässt, dann wirkt das weniger witzig als kaltschnäuzig und zynisch. Amüsanter ist da die Figur von Anas Ex-Kollegin Mimi (Kaitlin Doubleday), die zum Schauplatz gleich noch ihre beiden Töchter und ihren Scharfschützen-Ehemann („I like big guns and I cannot lie“) mitbringt, auch wenn der Gatte ihr zwischendurch eher auf den Wecker fällt. Die ganz große Komik ist das nicht und die Trefferquote der Gags ist nur so im Mittelbereich, aber da kann sich „High Heat“ mit diversen Tarantino-Plagiaten zusammentun.
Probleme gibt es eigentlich eher handlungsseitig. So spart die Produktion dadurch Kohle, dass der Film fast nur im Restaurant (dort meist in der Küche) und im Parkhaus gegenüber spielt, doch echte Kammerspielspannung der Marke „Reservoir Dogs“ zieht „High Heat“ nicht daraus. Stattdessen rücken in regelmäßigen Abständen neue Schurkenteams an, um gen Restaurant zu ziehen und durch den Wolf gedreht zu werden, während alles dazwischen nur besseres Füllmaterial ist. Manches ist halbwegs pfiffig gemacht, etwa erzeugt die Frage, ob der sympathische Masseur und Gelegenheitsscherge Gary (Jackie Long) die Nacht überleben oder auf der Strecke bleiben wird, doch teilweise Spannung. Witzig ist ein Ablenkungsmanöver mit „Shining“-Hommage, doch der Plotverlauf insgesamt ist reichlich dröge und vorhersehbar. Anas KGB-Vergangenheit wird schnell enthüllt, noch früher angedeutet und auch nicht weiter ausgearbeitet. Sie ist in erster Linie da, um ihre Kampf-Skills zu erklären. Ähnlich klar wie Kloßbrühe sind Rays zweifelhafte Methoden zur Kapitalbeschaffung, was zu einem Ehestreit mit eher semipointierten Wortgefechten führt. Wie der am Ende ausgeht, ist ebenfalls abzusehen.
Also bleiben die Schießereien und Nahkämpfe, die ganz nach „John Wick“-Manier auch mal ineinander übergehen können. Die Choreographie ist ordentlich, reißt aber keine Bäume aus, die Übersicht ist meist gegeben, auch wenn Regisseur Zach Golden und sein Kameramann Adam Lee hin und wieder auf unschöne Reißschwenks in Nahaufnahme setzen, die zu wenig erkennen lassen – es bleiben zum Glück Einzelmomente. Was dem Ganzen jedoch fehlt, sind wirklich memorable Gegner, die durch ihr Auftreten oder ihre Fähigkeiten Eindruck hinterlassen. Meist ist es jedoch nur anonymes Fußvolk, das relativ zügig entsorgt wird. Die Ausnahmen von der Regel, nämlich Anas Duell gegen einen an Selbstüberschätzung leidenden Asiaten sowie der ausgiebige Fight gegen Mimi, sind dann auch die eher bemerkenswerten Einlagen in ansonsten reichlich durchschnittlicher Action-Suppe.
Das Hauptrollenduo ist nicht verkehrt, zumindest jeweils für sich genommen. Olga Kurylenko schultert den Film physisch wie schauspielerisch als Actionheldin, die ihren bescheidenen Traum verteidigt und eigentlich nur ihre Ruhe will. Don Johnson macht Laune als Windhund in Nöten. Nur das Miteinander zwischen den beiden lahmt, da man ihnen die gegenseitige Attraktion nur so halb abkaufen möchte, gerade angesichts des merklichen Altersunterschieds. Wesentlich mehr harmonieren Kaitlin Doubleday und Chris Diamantopoulos als Agentenpaar in den markantesten Nebenrollen. Ex-Wrestler Dallas Page hat durchaus Präsenz als Gangsterboss, kann diese aber viel zu selten ausspielen und enttäuscht daher auch als Oberbösewicht.
Mit seinem limitierten Budget waren nicht die größten Sprünge für „High Heat“ drin, doch aus der Not macht der Film keine Tugend: Die Kammerspielprämisse wird kaum zur Spannungserzeugung genutzt, der Plot ist reichlich vorhersehbar. Die in regelmäßigen Abständen auftretende Action ist solide, Kurylenko und Johnson trotz fehlender Chemie miteinander für sich gut, nur der Versuch von schwarzem Humor ist ähnlich durchwachsen wie im thematisch ähnlichen „Everly“. Unterer Durchschnitt, angesichts des charmanten Einstiegs sogar etwas enttäuschend.