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Es ist ein Wunder, dass es diesen Film überhaupt gibt: Ein dreistündiger genresprengender Arthouse-Experimentalfilm inmitten eines Filmmarktes, der im Kino eigentlich nur noch vorformatierte Blockbuster, Komödien und sonstige Standardware bestehen lässt. A24 sei Dank, dass Ari Aster nach seinen beiden Genreerfolgen HERDITARY und MIDSOMMAR nun eine Freikarte erhielt und den Film realisieren konnte, der ursprünglich sogar als sein Debut geplant war.

Ob die Welt inzwischen bereit ist für BEAU, muss sich noch zeigen: Die angstgestörte Hauptfigur wird hier durch einen persönlichen, nicht enden wollenden Alptraum gejagt, der auch dem Zuschauer einiges abverlangt und der den Begriff „kafkaesk“ endlich mal wirklich verdient, insbesondere in Anbetracht seiner Schlusssequenz. Nathan Lane witzelte, dies sei der „jüdische EVERYTHING EVERYWHERE ALL AT ONCE, eine epische Geschichte von Schuld und gegenseitiger Abhängigkeit“. Und tatsächlich kann BEAU mit einer vergleichbaren Anzahl an „What the fuck“-Momenten aufwarten wie EEAAO, überfordert sein Publikum ebenso und ist trotz massiver Überlänge erstaunlich kurzweilig.

Das liegt zum einen natürlich an seinem Hauptdarsteller. Schauspielerisch mag „Beau“ nicht die größte Herausforderung für Joaquin Phoenix sein, doch er trägt den Film, permanent panisch oder zumindest verängstigt und immer unter massivem Druck, und er gibt körperlich alles, um zu überleben. Alles gibt zum anderen auch Ari Aster, entwirft absurde Alptraumszenarien, die real scheinen, jedoch wie KI-Bilder von überzogenen Störfaktoren beherrscht werden. Auch wechselnde Stilmittel wie Animationssequenzen, Traumszenen, Rückblicke und elliptische Geschichten in der Geschichte machen den „Guilt Trip“ zu einem cineastischen Vergnügen. Darüber hinaus ist der Film über weite Strecken irrsinnig komisch – anders als ungläubig lachend lassen sich viele der surrealen Situationen gar nicht ertragen.

Erst gegen Ende stellen sich Ermüdungserscheinungen ein, doch das ist vermutlich beabsichtigt. Schließlich ist BEAU IS AFRAID nicht einfach ein Film. Er ist eine Erfahrung.

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