iHaveCNit: Arielle, die Meerjungfrau (2023) – Rob Marshall – Walt Disney
Deutscher Kinostart: 25.05.2023
gesehen am 29.05.2023 in 3D Dolby Atmos
Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 10 – Reihe 9, Platz 15 – 19:40 Uhr
Natürlich war es auch bei mir klar, dass ich mir im Kino noch in Zeiten von Disneys typischen Neuverfilmungen mit reellen Darstellern und moderner CGI-Technik auch den neusten Film in dieser Reihe, „Arielle die Meerjungfrau“ ansehe, auch wenn der Film und die Zeichentrickversion aus 1989 natürlich eine sehr seichte Umsetzung des Märchens „Die kleine Meerjungfrau“ des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen ist, die sich an dem Undine-Mythos bedient und wesentlich düsterer und konsequenter ist als Disneys Version. Natürlich ist die aktuelle Verfilmung vorab nicht frei von strittigen Themen wie zum Beispiel der Besetzung in der Hauptrolle gewesen, aber das ist noch das geringste Problem, wenn es um die Verfilmung geht.
Unter dem Meer leben die Meermenschen unter der Leitung von König Triton strikt mit der Warnung, sich von den Menschen fern zu halten. Doch Tritons rebellische, jüngste Tochter Arielle hat mit ihren gefährlichen Streifzügen in den Meeren viele Artefakte der Menschen gefunden und eine Faszination für die Menschen und ihre Welt entwickelt. Als sie durch Zufall auf den Prinzen Erik trifft, ist es um sie geschehen. Triton ist jedoch mit der Faszination seiner Tochter nicht einverstanden und verbietet ihr den Umgang mit den Menschen. Ihn ihrer Wut und Trauer trifft Arielle die Entscheidung, die ausgestoßene und verschollene Tante Ursula aufzusuchen, aus deren Konsequenz sie vor eine scheinbar unlösbare Herausforderung gestellt wird.
Ja, die Verfilmung von 1989 war durchaus mit seiner Laufzeit von etwas über 80 Minuten damals für die damals auch angepeilte Zielgruppe sicherlich ausreichend, erzählerisch war das allerdings im Rückblick auch sehr oberflächlich und sprunghaft ohne wirklich glaubwürdige Entwicklungen zu präsentieren. Die Neuverfilmung ist nun mit einer knappen Stunde längerer Laufzeit ein Film, der quasi 1:1 die bekannte Geschichte nun auf ca. 135 Minuten aufbläht und hier und da wenig Neues zu bieten hat. In Zeiten, in denen wir bereits durch James Camerons „Titanic“ sowie seinen neusten Film „Avatar – The Way Of Water“ sowie auch der „Fluch-der-Karibik-Reihe“ und im Marvel- und DC-Bereich durch „Black Panther: Wakanda Forever“ und „Aquaman“ durchaus fantastische, sehr gut visuell und effekttechnisch ausgearbeitete Unterwasserwelten zu sehen bekommen haben, ist „Arielle, die Meerjungfrau“ nur ein durchschnittliches Machwerk geworden, denn inmitten der Unterwasserwelten sind durch die virtuos gedachten Kamerafahrten die fließenden Bewegungen nur noch sehr verschwommen und lassen die Effekte und die Welt weniger gut aussehen, vielleicht werden damit auch nur Schwächen kaschiert wie in einigen filmischen Fällen erkennbar. Irgendwo befinden wir uns auch im Uncanny Valley, wenn es um das Design der sprechenden Krabbe Sebastian und den Look der Meermenschen geht. Sowohl die Liebesgeschichte zwischen Arielle und Erik als auch die „Coming-Of-Age“-Geschichte von Arielle mit auch der damit einhergehenden Entwicklung der Akzeptanz um dem Loslassen ihres Vaters Triton als auch der gesamte Komplott von Ursula ist genauso rudimentär wie im Zeichentrickfilm geblieben. Die gesellschaftliche Perspektive hier mit Protektionismus, Segregation, dem Umgang der Menschen mit der Natur und speziell den Weltmeeren bleibt hier nur auf der Wasseroberfläche und bietet wenig Tiefgang. Das gleiche gilt auch für das Spannungsfeld, das sich hier aus weiblicher Selbstbestimmung und patriarchaler Unterdrückung ergeben kann, auch wenn man die patriarchale Unterdrückung auch als eine Art Schutz vor den Gefahren und Risiken basierend auf eigenen Erfahrungen und einer damit einhergehenden Überverantwortung der väterlichen Seite (hier Triton) als auch einer damit einhergehenden Unterverantwortung der töchterlichen Seite (hier Arielle) betrachten kann – was aber genauso wenig mit einem entsprechenden Tiefgang nur auf der Wasseroberfläche angesiedelt ist. Und wenn man sich so die Filmographie eines Rob Marshall ansieht, hat er bereits eine ähnliche Geschichte zwischen einem Mann und einer Meerjungfrau wesentlich düsterer, konsequenter und prägnanter im 4. Teil der „Fluch-Der-Karibik“-Reihe eingebunden. Dennoch bleibt durchaus eine einigermaßen unterhaltsame und entspannte, fantastievolle Mischung aus Coming-Of-Age und Liebesgeschichte zurück.
„Arielle, die Meerjungfrau“ – My First Look – 6/10 Punkte.