Review

Weniger von dem Zeitraum der Veröffentlichung, eher von der Gleichzeitigkeit eines zweiten, von der Konkurrenz mit Kandahar initiierten Projektes überraschtes und überraschendes Kriegsdrama, wobei auch der hiesige Regisseur (und Co-Autor) Guy Ritchie für leichte Verwunderung angesichts seiner sonstigen Filmografie sorgt; technisch zumindest ist aber eher der Kollege von dort, Ric Roman Waugh auf der Höhe der Zeit. Der Zuspruch beider Titel beim zahlenden Publikum, also die reine qualitative Bewertung war in etwa gleich, der Kritikerzensus hat sich relativ eindeutig für diesen Vertreter hier entschieden; zeigt sich, ob die gelinde schnellere Veröffentlichung half oder ob zurecht:

März 2018. Der Colonel Yokes [ Johnny Lee Miller ] unterstehende US Army Master Sergeant John Kinley [ Jake Gyllenhaal ] organisiert nach dem Tod des dem Team zugeteilten Dolmetschers als Ersatz Ahmed Abdullah [ Dar Salim ], welcher bei einer der ersten Operationen sofort mit ins Gefecht muss.

Der Film spielt weniger Jahre eher, die Taliban haben das Land noch nicht zurückerobert, es ist noch das 'alte' Afghanistan, man schreibt 2018, es werden die gleichen Versprechen an die Bevölkerung gemacht, die gleichen Lügen, beide Filme decken in der Hinsicht die Doppelmoral auf und zeigen ihr Gewissen; hier ist man aber tatsächlich anklagend und legt den Finger in die Wunde und drückt drauf und streut noch Salz drüber. Die Situation hat sich nicht entspannt, sie ist immer noch brandgefährlich, eine Kreuzung außerhalb der Stadt, eine Straßensperre, eine Fahrzeugkontrolle, ein explodierender Laster.

Aufgrund der Ereignisse dort treffen die beiden späteren Verbündeten in der brenzligen Lage sich jetzt schon und gleich, man hatte Verluste, darunter den Dolmetscher, ein neuer wird auserwählt und kurz getestet; noch nicht auf Herz und Nieren und in einer Notlage, die kommt später. Erst macht man Patrouille durch die Straßen, man macht Hausdurchsuchungen nach Waffen und anderen Utensilien, man macht Routine und man macht Alltag, es gibt ein paar flotte Wortwechsel, der gesamte Trupp wurde eingangs schon per Namenseinblendung vorgestellt, die Konzentration liegt aber auf John und Ahmed, auf Ahmed und John, auf die beiden nachher in Lebensgefahr, The Covenant.

Dabei gleichen sich die Partnerschaften scheinbar, der Eine Soldat, der Andere privat, der Eine macht seinen Job, der Andere hat etwas verloren in seinem Leben, seinen Sohn, er hat eine Agenda, vielleicht auch mehr als die rein professionelle Mission. Das Kennenlernen kommt hier wesentlich früher, die ersten Zusammenarbeiten, das Schnappen von möglichen informativen Quellen, das Anheuern von Informanten, eine Art Ermitteln statt wie bei Kandahar Zerstören. Eine erste Fährte läuft gleich in die Falle, Misstrauen allerorten, man kann dem Nebeneinander und dem Miteinander nur bis vor den Kopf schauen und nicht mittendrin. Die zweite Fährt läuft direkt in den Tod.

Die Beziehungen hier zueinander sind ebenso anders als das internationale Weltgeschehen mitsamt Spionageplot und Geheimdienstgeklüngel dort, es die Männer sind etwa gleichaltrig, sie können beide in den Kampf ziehen, das Abhängigkeitsverhältnis ist gleichzeitig größer und geringer, in Kandahar wäre Butler auf sich allein gestellt vielleicht sogar besser dran gewesen und die grundlegende Situation war mit von ihm verursacht. Covenant bleibt kleiner und intimer, dafür ist man schnell im direkten Kampfeinsatz, der versuchten Aushebung eines Waffenlagers, die improvisiert ist und rasch Opfer auf beiden Seiten vereint. Aus allen Richtungen wird man angegriffen, mit Mörser und Maschinengewehr attackiert, die eigene Position ist wie auf dem Präsentierteller, ein ungleiches Gefecht, es ist längst klar, wer verliert. Eine alte Fabrikanlage samt Arsenal wird noch zerstört, bevor man fliehen kann und muss, dann kommt die Kinofassung vom Warhorse One. Oder wenn man den Vergleich will: Den erneuten Lone Survivor. Könnte man denken, und möchte man meinen, darin irrt man sich aber, es geht um mehr, es geht bald um The Interpreter (ursprünglicher Arbeitstitelt.)

Ritchie hat dabei seine Geschichte fest im Griff, das technische Know-how wird unauffällig, aber in entscheidenden Momenten doch geschickt in den Dienst der Handlung gestellt, musikalisch möchte man etwas zu viel und wirkt auch überdeutlich. Die Stunts sind körperlicher, man bewegt sich schnell zu Fuß, man muss in den Sprint, den Dauerlauf, den Berg hinab, man muss beizeiten in den Nah- und Zweikampf. Viel ist rein nur per Muskelkraft zu schaffen, unmenschliches wird dabei geleistet, auch das Töten ist anstrengend, von Angesicht zu Angesicht und mit den bloßen Händen. Und: der Film hört damit (anders als der technisch aufwändigere, als Actionthriller fungierende Kandahar) nicht auf, das Politikum, die Bürokratie, die Inkompetenz der verantwortlichen Organisationen oder auch das Nichtwollen dieser, das Drama beginnt erst dann und dann erst später.

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