Dracula als abgedrehte Action-Splatterkomödie mit Starbesetzung – kann das funktionieren? Aber ja doch – wenn man ein solch spielwütiges Darstellertrio und keinerlei Berührungsängste mit Trash hat.
Die Rolle des Grafen Dracula stand lange Zeit ganz oben auf Nicolas Cages „Bucket List“. Nachdem er es 1988 in VAMPIRE’S KISS doch nur in seiner Vorstellung zum Vampir schaffte, kostet Cage nun jede seiner leider viel zu raren Szenen als Fürst der Finsternis aus – bis zum letzten Tropfen sozusagen – und hält dabei gekonnt die Balance zwischen derangiertem Clown und furchteinflößendem Monster.
Ein früher Höhepunkt des Films ist eine Flashbackszene, die Cage statt Bela Lugosi in Tod Brownings Ur-Dracula kopiert, gegen später gleicht Cage mit seinem Zylinder Lon Chaneys Vampir in LONDON AFTER MIDNIGHT. Hier zeigt sich die Liebe der Macher zum Detail und zu ihrem Sujet.
Nicholas Hoult als psychisch abhängiger „Familiar“ bringt seine sympathisch-verpeilte Persona aus WARM BODIES zurück auf die Leinwand und findet in Awkwafinas superengagierter Polizistin eine ungewöhnliche, schlagfertige Partnerin.
Die spezielle Tonalität und der teilweise brachiale, aber nicht unintelligente Humor des Films trägt ganz klar die Handschrift seines Regie- und Drehbuchteams: Chris McKay inszenierte ROBOT CHICKEN sowie THE LEGO BATMAN MOVIE, Ryan Ridley schrieb u. a. für RICK & MORTY und INVINCIBLE, ebenso wie WALKING DEAD-Erfinder Robert Kirkman. Dementsprechend „hardcore“ sind auch die Splatter-Exzesse in RENFIELD geraten, die es durchaus mit den Gewaltorgien im letztjährigen PROJECT WOLF HUNTING aufnehmen können, allerdings als Slapstick inszeniert sind, was ihnen etwas die Spitze nimmt. Dennoch werden hier Gliedmaßen abgetrennt, Gesichter abgerissen und Menschen zermatscht, so dass dem Mainstreampublikum durchaus das Popcorn im Hals steckenbleiben könnte.
Interessanterweise funktioniert der wilde Mix aus übertriebenem Gore, Gangsterstory, sehenswert choreographierten Fightszenen, psychologischem Drama, Comedy und Dracula-Hommage erstaunlich gut. Fazit: Beste Unterhaltung für Genrefans und Menschen mit etwas abgründigem Humor. Und man sollte darauf achten, womit man seine Fußmatte beschriftet.