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Nachdem das „Transformers“-Spin-Off „Bumblebee“ nicht nur mit die besten Kritiken der Reihe holte, sondern aufgrund seines niedrigeren Budgets auch im Vergleich zu Underperformer „The Last Knight“ ziemlich gut an der Kasse lief, schien für die Produzenten eine Neuausrichtung klar zu sein, auch wenn es rund fünf Jahre bis „Transformers – Aufstieg der Bestien“ dauern sollte.
Der Titel sagt es schon: Dieses Mal ist die „Beast Wars“-Toy- und -Storyline die Basis des Films. Schurke ist der Planetenverschlinger Unicron, der seine rechte Hand Scourge und weitere böse Transformers ausschickt, um ein Artefakt namens Transwarp Key zu finden, das ihm bei intergalaktischen Reisen hilft. Dieses wird von guten, tierförmigen Transformers namens Maximals bewacht, die sich mit dem Artefakt aus dem Staub machen, während ihr Anführer Apelinq sich im Kampf gegen Scourge opfert und Unicron anschließend den Maximals-Heimatplaneten einverleibt. Wirklich originell ist das nicht, werden doch nur bestimmte Parameter der Vorgänger ausgetauscht: Maximals plus Autobots gegen Terrorcons statt Autobots gegen Decepticons, der Timewarp Key anstelle des Allspark als MacGuffin. Kaum zu glauben, dass es mit Joby Harold, Darnell Metayer, Josh Peters, Erich Hoeber und Jon Hoeber ganze fünf Autoren brauchte, um diesen Film zusammenzuschreiben.
Nach weiblicher Hauptfigur und „Stranger Things“-befeuerter Eighties-Nostalgie in „Bumblebee“ ist „Transformers – Aufstieg der Bestien“ nun der im Jahr 1994 angesiedelte „Transformers“-Film für die PoC-Community. Hauptfigur Nummer 1 ist der Latino, Ex-Soldat und Technikexperte Noah Diaz (Anthony Ramoz), der in New York verzweifelt nach einem Job sucht, nachdem er die Truppe verließ, um für seine Mutter Breanna (Luna Lauren Velez) und seinen schwerkranken Bruder Kris (Dean Scott Vazquez) dazu sein; dummerweise wird ihm das als Desertion vorgeworfen. Hauptfigur Nummer 2 ist die schwarze Elena Wallace (Dominique Fishback), die als Praktikantin für ein Archäologiemuseum schuftet und mehr über die Artefakte weiß als ihre zickige Chefin, die sich Elenas Wissen auf die eigenen Fahnen schreibt.

Als Elena in einem Ausgrabungsstück den Transwarp Key findet und Noah sich in der Not zum Diebstahl eines Porsche überreden lässt, kommt es zum unerwarteten Treffen: Der Porsche ist der Autobot Mirage, der gemeinsam mit seinen Kumpanen Optimus Prime, Bumblebee und Arcee die neue Energiequelle lokalisiert und sichern will. Als sie an dem Museum ankommen, müssen sie jedoch feststellen, dass auch die Terrorcons das gute Stück haben wollen…
Neue Besetzung, neuer Regisseur, neue Ausrichtung – aber auch neues Glück? Eher nicht, denn tatsächlich sind die meisten Neuerungen lediglich Kosmetik, Oberfläche, neuer Lack. Wieder mal gerät eine unbedarfte Figur über ein Vehikel ins Kampfgetümmel, wieder mal haut man sich für ein Artefakt auf die Mütze, wofür man wieder mal um die Welt reist. Leider mit eher blassen Hauptfiguren, wenngleich Noah zumindest anfangs gut aufgebaut wird. Der nette Kerl, der eigentlich das Richtige tun wollte und dafür vom Leben bestraft wurde, der sich von falschen Freunden und aus Perspektivlosigkeit zum Autodiebstahl überreden lässt. Doch das gerät alsbald komplett in den Hintergrund, während Elena nie über ihre Brillanz im Bereich Archäologie hinaus irgendwelche Eigenschaften zugesprochen bekommt. Dass die Reise irgendwann von den USA nach Peru geht, sorgt auch nur hin und wieder für neue Akzente mit Lokalkolorit, etwa beim Besuch einer unterirdischen Stadt. Vieles andere bleibt austauschbar, vor allem die sackegale Location für den obligatorischen Showdown.
Für mehr Flair sorgt dagegen das Nineties-Feeling, hervorgerufen durch einige Popkulturzitate jener Ära, technische Gerätschaften wie den Gameboy als damals heißestes Gaming-Gerät und natürlich den Soundtrack. Mit Blick auf Ära und Zielgruppe gibt es also vor allem Hip Hop von Künstlern wie Notorious B.I.G., A Tribe Called Quest oder dem Wu-Tang Clan auf die Ohren, sodass die Epoche gerade akustisch gut eingefangen wurde – auch durch den Einsatz von LL Cool Js „Mama Said Knock You Out“. Dementsprechend dient der Film auch als eine Art Bindeglied zwischen „Bumblebee“ und dem ersten „Transformers“, ist aber als solches relativ egal, da die Ereignisse der drei Filme einander so gut wie gar nicht beeinflussen. Dafür eröffnet die letzte Szene gleich noch die Tür für ein Franchise-Crossover – eine mögliche Marketinggelegenheit will man sich nicht entgehen lassen und Shared Universes sind ja immer noch das Gebot der Stunde.

Für die Umsetzung setzte man Steven Caple jr. auf den Regiestuhl, der sich mit „Creed II“ ja schon als Franchise-Verwalter bewährt hatte, dort aber mit einem besseren Script und markigeren Hauptdarstellern arbeiten durfte. Eine Handschrift wie bei Michael Bay, der hier nur noch als Produzent verantwortlich zeichnet, kann man bei „Transformers – Aufstieg der Bestien“ nicht erkennen. Stattdessen bekommt eine Bay-Kopie, bewusst weniger exzessiv als die Werke des Vorbildes, aber eben sichtlich kopiert. Da gibt es einige schmissige Szenen wie die Verfolgungsjagd nach dem „Diebstahl“ von Mirage oder einen mehrteiligen Transformers-Fight auf Perus Bergstraßen, allerdings auch vollkommen austauschbares Robo-Gekloppe wie den Showdown, der zudem teilweise reichlich unübersichtlich ist. Die CGI-Effekte sind mal wieder state of the art, die Maximals eine ganz coole Ergänzung, auch wenn sie nach den Dinobots im vierten Teil keinen so großen Neuwert mehr bieten.
Dann ist da noch der Humor, der im Erstling und „Bumblebee“ noch recht gut funktionierte, in den anderen Teilen der Reihe weniger – und in die Reihe letzterer Produktionen reiht sich auch „Transformers – Aufstieg der Bestien“ gagtechnisch ein. Etwa wenn Noah nach einer Verfolgungsjagd am Steuer von Mirage erklärt, dass sie nur Bekannte seien, der Autobot entgegnet, wie er das behaupten können, nachdem er in ihm gewesen sei, dann ist eher Fremdscham als Lachen angesagt. Ein klappriges Transportflugzeug, das sich zum Uralt-Piloten-Autobot transformiert, ist da eher zum Schmunzeln, aber die Trefferquote der Gags ist Hit and Miss. Bei manchen Witzen ist allerdings auch Selbstreflexion im Spiel: Wenn sich die Figuren über Latino-Stereotype im Bezug auf den VW-Bus-Autobot Wheeljack unterhalten, dann soll das wohl als augenzwinkerndes Korrektiv für problematische Figuren wie Skids und Mudflap aus „Transformers – Die Rache“ herhalten.

Etwas durchwachsen ist die Schurkenriege. Ein planetenförmiger Planetenverschlinger ist zwar eindrucksvoll, aber als Hauptschurke auch etwas zu abstrakt. Deshalb kommt diese Rolle eher seiner rechten Hand Scourge zu, der angemessen fies ist und sich die Abzeichen erledigter Transformers auf die Schulter schweißt. Dummerweise sind Scourge und seine Gefolgsleute Battletrap und Nightbird so gut wie die einzigen Gegner, mit denen sich die Autobots und Maximals wieder und wieder kloppen, sodass es bisweilen an Variation fehlt. Was gibt es sonst noch? Ein paar käsige Familienszenen zwischen den Diaz-Brüdern und einen eher unnötigen Kampfanzug im „Iron Man“-Stil im Finale – vermutlich will „Transformers – Aufstieg der Bestien“ gegensteuern, dass die Menschen meist nur zuschauen können, wenn die Action in den „Transformers“-Filmen losgeht, aber dieser Kniff wirkt eher bemüht.
Auffällig ist, dass die prominenten Namen sich hier im Voicecast befinden. Neben Peter Cullen mit seiner markigen Stimme als Optimus Prime gibt es die frisch gebackene Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh als Falken-Maximal Airazor, Ron Perlman als Maximal-Chef Optimus Primal, Peter Dinklage als Scourge und Comedian Pete Davidson als Sprücheklopfer Mirage. Diese machen einen tadellosen Job, während es um die menschlichen Hauptrollen dagegen nicht ganz so gut bestellt ist. Anthony Ramos und Dominique Fishback sind zwar okay, gehen aber viel zu oft unter angesichts der Schauwerte, was auch teilweise an ihren Rollen liegt. So setzt eher Luna Lauren Velez als Diaz-Mutter Akzente, obwohl sie nur in sehr wenigen Szenen zu sehen ist.

Letzten Endes ist „Transformers – Aufstieg der Bestien“ zwar besser als der vollkommene aus dem Ruder gelaufene „Ära des Untergangs“ und der stinklangweilige „The Last Knight“, aber schwächer als die restlichen Filme der Reihe. Viel zu sehr ist dies einfach nur 08/15-Kost, die zuvor Gebotenes imitiert, ohne dabei eine eigene Handschrift zu entwickeln, sodass manche der großformatigen Actionszenen überraschend egal sind. Auch Neuerungen von den Maximals über das Nineties-Flair bis hin zu den PoC-Hauptfiguren sind da nur Kosmetik für routiniert-durchschnittliche Sommerblockbuster-Kost.

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