Review
von Leimbacher-Mario
Die vier Begleiter der Apokalypse
Klopfen vier Fremde an die Hütte von zwei homosexuellen Männern, die gerade eine asiatische Adoptivtochter großziehen… Was klingt wie der Beginn eines unangenehmen Witzes auf einer Trump-Wahlparty, ist der Aufhänger des neuesten Thrillers von M. Night Shyamalan - ein weiterer Schritt zu alter Größe? Eine gute Romanverfilmung? Oder eine weitere Gurke in seiner qualitativ mittlerweile eher sprunghaften Filmografie?
Einerseits war ich die komplette Laufzeit von „Knock At The Cabin“ neugierig, gespannt auf die Auflösung, fasziniert vom Geschehen. Wie eine ausgedehnte Twilight Zone-Folge, damit kriegt man mich. Klarer B-Movie-Appeal. Klasse „Was würdest du tun“-Situation. Shyamalan kann Spannung, kann Szenenaufbau, kann Kamerawinkel, kann Weltuntergang (von „The Happening“ mal abgesehen). Für Letzteres habe ich in Filmform eh einen Hang. Ein zum Teil toll-fieses Kammerspiel. Intensiv gespielt. Bautista zeigt, dass er echte Schauspielambitionen haben darf. Soweit, so gut. Und dennoch blieb andererseits ein erstaunliches Gefühl der Ernüchterung und Zeitverschwendung nach Shyamalans neuestem Werk zurück. Und ich kann gar nicht wirklich sagen, woran das liegt. Vielleicht am fehlenden Twist, dem man dem „Meister der Überraschung“ aber kaum vorwerfen kann. Darauf kann man ihn nicht immer festnageln. Außerdem gab’s eben auch eine Vorlage und vielleicht kann man es in einem solch zwiespältigen Szenario ja fast schon als Twist sehen, dass es eben keinen Twist gibt. Doch im Grunde verpasst „Knock At The Cabin“ wohl einfach mit seiner fehlenden Eskalation und seinem antiklimaktischen Ende den Absprung bei mir. Da war mehr drin, da wollte ich sympathiemässig fast mehr erzwingen. Wodurch am Ende wohl nur noch mehr Leere blieb. Vielleicht hätte es als Kurzfilm besser geklappt. Teile sind aber echt creepy und effizient. Zurück in seinem Element und der Spur würde ich Shyamalans aktuellen Status als Regisseur dennoch betiteln.
Fazit: wie ein spannender Antiwitz… „Knock At The Cabin“ ist genauso geradlinig wie packend, ein guter Film von Shyamalan, der aber weder Wiederguckwert noch Überraschungen bereithält. Was dann gerade bei dem Macher auch schon wieder eine Überraschung ist. Gut ohne Mut. „Knowing“ trifft Home Invasion-Twilight Zone.