Während in Amerika schon die Unrated-Fassung „Badder Santa“ veröffentlicht wurde, in der es noch etwas böser zur Sache geht, lief mit einjähriger Verspätung „Bad Santa“ in den deutschen Kinos an. Der provokant das Weihnachtsfest auf die Schippe nehmende Film bleibt, und so ist es leider bei fast allen politisch unkorrekten Komödien in letzter Zeit, sich nicht bis in die letzte Instanz treu und verschenkt dabei viel Potential. Was wäre wohl aus dem Film geworden, wenn die jungen (!) Farrelly-Brüder und nicht die Coens hier die treibende Kraft gewesen wären?
„Bad Santa“ hat eigentlich nur eine große Stärke und die ist Billy Bob Thornton („Armageddon“, „Monster’s Ball“). Der fast universell einsetzbare Mime, spielt sich hier als Willie in die Herzen des Publikums. Dabei ist dieser Willie gar keine sympathische Figur, sondern das ganz genaue Gegenteil. Der sich mit seinem Schicksal abgefundene Loser pöbelt, sauft und vögelt sich durch den Film und zwar fast durchweg im Weihnachtsmannkostüm. Er pisst sich ein, jagt Kindern den größten Schrecken ein und konfrontiert sie boshaft mit der bitteren Wahrheit. Er ist definitiv eines der größten Arschlöcher die es gibt – selbige nimmt er dann auch noch gern von hinten.
Geradezu genüsslich demontiert er das ganze Weihnachtsgehabe, besitzt kein bisschen Feingefühl und betrügt und bescheißt wo es nur geht. Er gibt sich tatsächlich als Weihnachtsmann aus und findet so Unterkunft bei einem übergewichtigen Kind, dass mit seiner Oma allein in einem Haus lebt, weil Papa stets auf Reisen ist. Von dort aus plant er zusammen mit seinem kleinwüchsigen Kollegen Marcus (Tony Cox) den jährlichen Coup. Jedes Jahr zu dieser Zeit knacken sie den Tresor eines Kaufhauses, um davon bis zur nächsten Weihnachtszeit zu leben. Was macht er dazwischen? Nichts, denn er weiß mit seinem Leben gar nichts anzufangen und das wird jährlich schlimmer.
„Bad Santa“ hat auch einige Dialoge zu bieten, die vor Obszönitäten, Beleidigungen und Schimpfwörtern nur so strotzen. Thornton legt sie mit einer eleganten Scheißegal-Haltung aufs Parkett, als würde ihm das hier wirklich alles sowas von am Arsch vorbei gehen. Macht wirklich Spaß diesen heruntergekommenen Penner bei seinen lautstarken Ausbrüchen zu begleiten. Längst hat er sich mit seinem Schicksal abgefunden, denn er fährt gut damit und ertränkt seine Sorgen in bitterem Zynismus. Ans Bein pinkeln kann ihn niemand mehr und wenn schifft er gleich eine ganze Badewanne zurück – wie beispielsweise der Personalchef erfahren muss.
Leider bricht der Film dann mit zunehmender Spieldauer etwas ein, denn die fast schon obligatorische Moralkeule wird geschwungen. Der herzensgute, an den Weihnachtsmann glaubende Junge sorgt dann dafür, dass Hochstapler Willie (Thornton) so etwas wie ein Gewissen plagt und er schließlich sogar langsam zu einem guten Charakter mutiert. Das ist, zusammen mit den weihnachtlichen Musikeinlagen, dann etwas dick aufgetragen. Da vermag auch „Gilmore Girls“ – Star Lauren Graham als reines Love Interest keine weiteren Akzente zu setzen. Bernie Mac („ Charlie's Angels: Full Throttle”) ist als gemeiner Kaufhausdetektiv leider etwas verschenkt.
Die Gagdichte nimmt stetig ab und sobald sich „Bad Santa“ dann entschließt den konservativen Mittelweg einzuschlagen, vergeht auch die bis dahin so präsente Boshaftigkeit – bis dann zum Schluss gar nichts mehr über ist. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Film eine schwache Komödie ist, aber der schwarze Humor wird immer weniger und ich selbst habe mir den Film nach dem Trailer noch etwas boshafter vorgestellt.
Intelligent ist der Film hingegen wenn er althergebrachte, oft rein amerikanische, Traditionen aufs Korn nimmt. Der Blick auf den Weihnachtsbaum endet mit der Hand an Grahams Hintern, der Auftritt im Einkaufszentrum vor den wartenden Kindern als desillusionierendes Desaster, da Willie mal wieder besoffen durch die Gegend stolpert und dabei die ganze Weihnachtsdekoration in Schutt und Asche randaliert.
Fazit:
Hundsgemeine Weihnachtskomödie in der Billy Bob Thornton voll aufdreht und zum groß angelegten Rundumschlag gegen alles und jeden ausholt. Auch wenn der Film zum Ende hin etwas seicht wird, kann „Bad Santa“ allen, die die glückseligen Weihnachtsfilme hassen, empfohlen werden. So gründlich wurde das Fest der Liebe noch nie demontiert.